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0490 - Hiebe auf den ersten Blick

0490 - Hiebe auf den ersten Blick

Titel: 0490 - Hiebe auf den ersten Blick
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Entführten gefährden. Die erste Sorge gilt immer der entführten Person.«
    »Ich lasse Ihnen völlig freie Hand«, sagte Franklin Torrington fest. »In dem Brief steht nicht, daß das Leben meines Bruders in Gefahr ist, wenn ich mich mit der Polizei in Verbindung setze.«
    »Nein«, erwiderte ich lächelnd. »Man verlangt nur eine halbe Million mehr!«
    »Ich bin bereit, diese Summe zu zahlen. Die Hauptsache ist, daß mein Bruder wieder frei wird.«
    »Und wenn er trotzdem nicht freigelassen wird? Wir haben genügend Beispiele dafür!«
    Mr. Torrington schien etwas nervös zu sein. Er sah mich mit großen, erstaunten Augen an. »Daran… daran habe ich überhaupt noch nicht gedacht, Mr. Cotton.«
    Ich stand auf. »Warten wir es ab, und hoffentlich behalten Sie recht!«
    ***
    Phil war in unserem Archiv und blätterte in einem dicken Aktenstoß herum.
    »Was Besonderes?« fragte er und schob die Akten zur Seite.
    »Ich hab dir doch vorhin von dem verschwundenen Torrington erzählt. Die Sache nimmt Formen an: Kidnapping!«
    Ich zog mir einen Stuhl heran und setzte mich Phil gegenüber. So gut wie möglich informierte ich meinen Freund über das Gespräch mit dem Bruder des Entführten.
    »Und was soll ich dabei tun?« fragte Phil.
    »Nimm dir das Hauspersonal vor. Ich möchte wissen, mit wem Halsey Torrington zuletzt zusammen war.«
    »Reine Routinearbeit also.«
    Ich zuckte die Schultern. »Kommt darauf an, was du daraus machst. Wir sehen uns abends im Office.«
    Ohne irgendwelche Fragen oder Einwände abzuwarten, verließ ich das Zimmer und fuhr hinunter zu meinem Jaguar.
    Als ich einstieg, bemerkte ich auf der gegenüberliegenden Seite einen Mann, der seinen Hut abnahm und gleich wieder aufsetzte.
    Ich weiß nicht, weshalb mir der Kerl auffiel. Ich dachte erst wieder an ihn, als mir zwei Straßen weiter ein grauer Pontiac an den Hinterrädern hing. Er veränderte seinen Abstand laufend, fiel aber nie so weit zurück, daß er mich aus den Augen verlor.
    Um jeden Zufall auszuschließen, wechselte ich in eine Nebenstraße, fuhr bis zur nächsten Kreuzung und bog dann links ein.
    Aber der Pontiac war immer noch in meinem Rückspiegel zu sehen.
    Parallel zu der Torringtongeschichte bearbeitete ich seit vier Tagen einen Fall, bei dem es um Steuerhinterziehung ging. Nicht gerade um Kleinigkeiten. Millionenbeträge standen auf dem Spiel. Es konnte sehr gut möglich sein, daß die Betroffenen einen Schatten hinter mir her jagten, um über jeden meiner Schritte orientiert zu sein.
    Es gab aber auch noch eine andere Möglichkeit. Der Pontiac hatte etwas mit Torrington zu tun!
    Ursprünglich wollte ich den Vereinigten Kunst- und Glanzstoffwerken einen Besuch abstatten. Aber jetzt änderte ich meinen Plan, fuhr zum Franklin Roosevelt Drive hinunter und über die Brücke zum Randalls Island Park.
    Der Abstand zum Pontiac hatte sich vergrößert.
    Ich trat etwas stärker auf den Gashebel. Der Jaguar schlidderte auf zwei Rädern durch die Kurve. Gleich dahinter hielt ich an, sprang heraus und verbarg mich hinter einer der riesigen Eichen, die auf beiden Seiten des Weges standen.
    Meine Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt, denn mein Verfolger wußte nicht, welchen Weg er nehmen sollte.
    Aber dann sah ich, wie der graue Wagen vorsichtig seinen Kühler vorstreckte und im 10-Meilen-Tempo näher kam. Er fuhr an meinem Jaguar vorbei und hielt fünfzig Yard weiter an.
    Ein kleiner krummbeiniger Mann stieg aus, blickte sich suchend nach allen Seiten um und schlenderte dann den Weg zurück.
    Ich wartete, bis er den Jaguar erreicht hatte. Dann trat ich hinter den Bäumen hervor.
    »Suchen Sie mich?« fragte ich.
    Der Krummbeinige schnellte herum, als ob ihn eine Natter gebissen hätte. Einen Augenblick lang sah es so aus, als wollte er die Flucht ergreifen. Aber dann merkte er, daß er keine Chance hatte, zu entkommen.
    Er blieb also stehen und grinste mich frech an. Als er seinen Mund öffnete, sah ich, daß ihm die vorderen Schneidezähne fehlten. Das gab seinen Worten einen pfeifenden Unterton.
    »Ist doch nicht verboten, hier spazierenzugehen. Paßt Ihnen das nicht?« Er schien seiner Sache sehr sicher zu sein, sonst hätte er sich anders verhalten.
    Ich ging langsam auf ihn zu. Er roch aufdringlich nach einem billigen Veilchenparfüm.
    »Weshalb sind Sie hinter mir hergefahren?« fragte ich, obwohl ich keine wahrheitsgemäße Antwort erwartete. »Ich?« begehrte er auf.
    Meine Zeit war zu kostbar, um mich lange mit ihm
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