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0490 - Hiebe auf den ersten Blick

0490 - Hiebe auf den ersten Blick

Titel: 0490 - Hiebe auf den ersten Blick
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Wallstreet gefahren bin und mich dort zwei Stunden im Cork-Building aufgehalten habe. Danach stattete ich den Vereinigten Glanz- und Kunststoff werken einen Besuch ab. Werden Sie das behalten?«
    »Ich schreib’ mir’s lieber auf, Chef,« sagte er eifrig.
    »Und noch eins, wenn Sie den Brief übergeben, passen Sie genau auf, wie Mac reagiert. Was ihn mehr interessiert! Mein Besuch in der Wallstreet oder in der Fabrik!«
    »Okay, Chef.«
    »Ich setze mich irgendwann mit Ihnen in Verbindung. Sollte ich bis morgen früh nichts von mir hören lassen, rufen Sie gegen Mittag diese Nummer an.«
    Ich schrieb ihm unsere Telefonnummer auf einen Zettel und gab ihn ihm.
    »Und eins merken Sie sich, Edge! Kein falsches Spiel! Sonst geht es Ihnen ernstlich an den Kragen. Das ist keine Drohung, sondern eine Tatsache!«
    Sein »Ja, Chef«, klang so belegt, als ob ihm etwas im Hals stecken geblieben wäre.
    Ich sah ihm nach, als er zu seinem Wagen ging.
    Er hatte es sehr eilig.
    ***
    Mac’s Vollmondgesicht strahlte, als ich seine verräucherte Bude in Chinatown betrat. Natürlich wünschte er mich zu allen Teufeln, aber nach außen war er der höflichste und zuvorkommendste Wirt, den man sich denken konnte. Er war ein Eurasier, ein Mann mit einer gelben Mutter und einem weißen Vater.
    Mac wirkte gutmütig, grausam, kalt und berechnend zugleich. Er steckte voller Widersprüche. Ich wurde nicht schlau aus ihm.
    »Mr. Cotton, welche Ehre«, begrüßte er mich überschwenglich und watschelte auf mich zu. »Sind Sie beruflich hier?« fragte er lauernd.
    »Nein, heute mal ganz privat. Ich möchte eines Ihrer Leibgerichte probieren, Mac.«
    Ich weiß nicht, ob er mir glaubte. Jedenfalls tat er so. »Nasi Goreng mit Schweinefleisch, Bambusspitzen und zarten Gemüsen?«
    »Ausgezeichnet, und dazu einen Reiswein aus Ihrem Privatbestand.«
    Er nickte, und ich setzte mich an einen Tisch in der Nähe der Theke, von dem aus ich das ganze Lokal überblicken konnte.
    Es waren nur wenige Gäste anwesend, ein paar Chinesen, eine Touristengruppe, die sich lärmend unterhielt, und zwei Gestalten, die sich auf Seemann getrimmt hatten. Ihre wahre Profession stand auf den verkniffenen Gesichtern geschrieben.
    Sie musterten mich mißtrauisch. Wahrscheinlich hatte Mac ihnen einen Wink gegeben. Nach ein paar Minuten vertieften sie sich dann wieder in eine leise geführte Unterhaltung. Wenigstens schien es so.
    Wenn meine Rechnung aufging, mußte Hank Edge in der nächsten halben Stunde hier auftauchen.
    Die Auskünfte, die mir Phil bisher gebracht hatte, waren mehr als dürftig und ließen keinerlei Schlüsse zu. Danach lebte das Hauspersonal schon mehr als zwanzig Jahre mit Mr. Halsey Torrington zusammen. Die Angestellten wußten nichts über das Verschwinden ihres Herrn und konnten auch keine Hinweise geben.
    Meine Recherchen in den Glanz- und Kunststoffwerken der Torringtons waren ebenfalls negativ verlaufen. Es sah so aus, als ob wir darauf warten müßten, bis sich die Gangster wieder meldeten.
    Den einzigen Anhaltspunkt bot Hank Edge. Aber auch diese Spur konnte sich als Fehlanzeige herausstellen.
    Nach knapp zwanzig Minuten brachte mir Mac persönlich das Essen. Er hatte sich wirklich selbst übertroffen. Ich vergaß beinahe, weshalb ich hierhergekommen war.
    Ich verzehrte gerade die letzten Reste eines Salats, als die Tür aufging und Hank Edge hereinkam.
    Gleichgültig blickte er über mich hinweg und steuerte einen Tisch an, der am anderen Ende der Theke stand.
    Mac beobachtete mich scharf. Aber ich beschäftigte mich weiter mit dem Salat und zeigte keinerlei Interesse für den Neuankömmling.
    Dafür wurden die beiden trüben Gestalten auf einmal sehr munter. Ihre Neugier galt unverkennbar Hank Edge. Mac hielt sich zurück, brachte Edge nur ein Glas mit einem bräunlichen Inhalt und ging sofort wieder hinter die Theke. Ich paßte genau auf. Die beiden redeten kein Wort miteinander, und Hank Edge lehnte sich so weit zurück, daß es unmöglich für ihn war, Mac heimlich eine Botschaft zuzustecken.
    Ich zündete mir eine Zigarette an, nahm einen Schluck von dem wirklich ausgezeichneten Reiswein, zog die letzte Ausgabe der »New York Herald Tribüne« aus der Tasche und begann zu lesen. Dabei entging mir nichts, was in der Kneipe geschah.
    Ich sah, wie Mac Hank Edge einen Wink gab, wie sich der Krummbeinige erhob und langsam auf eine Tür mit der Aufschrift FOR MEN ONL. Y zuging.
    Gleich darauf verschwand auch Mac hinter der gleichen Tür. Es
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