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0490 - Hiebe auf den ersten Blick

0490 - Hiebe auf den ersten Blick

Titel: 0490 - Hiebe auf den ersten Blick
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Rawley betrat den Schankraum. Er trug eine alte, abgeschabte Mütze in der Hand.
    »Das haben wir im Hof gefunden, Jerry! Sie lag in der Nähe des Toilettenfensters.«
    Ich sah sie mir an. »Schick sie ins Labor. Sie sollen sie genau untersuchen. Wenn wir Glück haben, finden wir die Fingerabdrücke des Besitzers auf dem Mützenschirm.«
    Leidei- blieb das die einzige handfeste Ausbeute unserer Untersuchung. Nicht einmal einen Fetzen Papier hatte Mac zurückgelassen. Unwahrscheinlich, wenn man bedenkt, was bei einem Kneipenwirt alles anfällt.
    Dieses Resultat ließ eigentlich nur einen Schluß zu. Mac hatte immer mit Überraschungen gerechnet. Sein Fluchtgepäck stand stets bereit.
    Er war also nicht der kleine Gauner, für den ihn alle Welt gehalten hatte. Es steckte mehr dahinter, sonst würde er sich mit Hank Edge nicht so engagiert haben.
    Aber was war sein eigentliches Geschäft? Und für wen arbeitete er? Für die Entführer? Oder für die Männer der Wallstreet, die der Steuer ein paar Milliönchen vorenthalten hatten?
    ***
    Phil stand vor dem Seiteneingang des Trocadero und beobachtete die Leute, die das Nachtkabarett verließen. Er sah alle möglichen Gesichter. Oft waren es auch Visagen. Nur der Mann, auf den er wartete, war nicht darunter.
    Fröstelnd zog mein Freund die Schultern hoch. Es regnete. Ein dünner, feiner Regen, der unter die Haut ging. Nachts um drei Uhr macht das kein besonderes Vergnügen.
    Immer seltener öffnete sich die Tür. Dann blieb sie sogar für eine ganze Weile geschlossen, bis ein großer breitschultriger Mann herauskam und die Tür durch ein Sicherheitsschloß absperrte.
    Phil trat auf ihn zu. »Sind Sie der Portier?« fragte er.
    Der Mann betrachtete ihn abschätzend von oben bis unten. »Was wollen Sie?«
    »Ich warte auf jemanden.«
    »Ach nee, vielleicht ’ne kleine Freundin?«
    »Mehr ein großer Freund«, gab Phil grinsend zur Antwort. »Ich bin nämlich Erbverwalter und wollte Jack die Nachricht bringen, daß seine reiche alte Großtante gestorben sei.«
    »Witzbold.« Der Große grinste ebenfalls, und dann fragte er: »Wie heißt der Mann, auf den Sie warten?«
    »Jack! Jack Clute!«
    »Komisch.« Der Große schüttelte den Kopf. »Sie sind heute schon der dritte, der sich nach ihm erkundigt.«
    »Sie kennen ihn also?«
    »Klar«, gab der Mann mürrisch zur Antwort. »Jack ist ’ne Ratte! Der Chef hat ihn nur eingestellt, weil wir grade jemanden brauchten. Drei Tage kam er regelmäßig zum Dienst. Und heute, wo wir den tollsten Betrieb hatten, blieb er einfach weg. Ich sagte ja schon, er ist ‘ne Ratte. Auch wenn er ‘n Freund von Ihnen ist.«
    »Sehe ich so aus?«
    Der Mann musterte Phil. »Eigentlich nicht«, gab er zu. »Aber die Leute, die sich nach Jack erkundigt haben, waren auch keine Ganoven.«
    »Trinken wir einen zusammen«, schlug Phil vor und zeigte auf eine Bar gegenüber, die noch offen hatte. »Wir sollten einer möglichen Erkältung Vorbeugen.«
    Der Mann war einverstanden. »Übrigens, ich heiße Exon. Ich bin Chefportieir in dem Laden.«
    »Decker«, murmelte Phil undeutlich. Aber der andere wollte es ganz genau wissen.
    »Wie heißen Sie?« fragte er.
    »Decker.«
    »Deutscher?«
    »Früher mal, vor hunderfünfzig Jahren. Wir sind ja alle mal vom alten Kontinent herübergekommen.«
    »Meine Vorfahren stammen aus Wales«, erzählte Exon. »Als ich dreizehn war, wissen Sie, es war damals eine lausige Zeit…« Er verstummte, als er merkte, daß sich Phil nicht für seine Familiengeschichte interessierte.
    Sie betraten die Bar und setzten sich abseits an einen Ecktisch.
    Mein Freund bestellte zwei doppelte Whisky.
    Exon kippte ihn wie Wasser. Er setzte das Glas ab und blinzelte meinem Freund zu. »Nun rücken Sie schon ’raus, Decker. Ich bin ja verdammt nicht blöde! Sie wollen was von mir, und wahrscheinlich hängt es mit Jack zusammen. Sind Sie ein C9P?«
    »So etwas Ähnliches. Was wissen Sie über Jack Clute?«
    »Wenig, der kriegt den ganzen Abend nicht die Zähne auseinander. Er hält sich abseits und macht seinen Dienst.«
    »Als was ist er denn angestellt?«
    »Ordnungsmann! In den billigen Buden sagt man auch Rausschmeißer dazu. Aber das muß man ihm lassen, er versteht sein Fach! Ich möchte mit ihm nichts zu tun haben, obwohl ich auch nicht gerade ein Schwächling bin. Wo der hinlangt, wächst kein Gras mehr.« Phil nickte. Er kannte Clutes Foto aus der Kartei. Besondere Kennzeichen: Neigt zu Gewalttätigkeiten. Clute hatte ein bewegtes
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