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0490 - Hiebe auf den ersten Blick

0490 - Hiebe auf den ersten Blick

Titel: 0490 - Hiebe auf den ersten Blick
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Leben hinter sich, einschließlich einiger Jahre hinter Gittern.
    Seine jetzige Adresse war nicht bekannt. Seit er aus dem Gefängnis entlassen worden war — er hatte mit Mac Semple zusammen gesessen — blieb er unauffindbar.
    »Wissen Sie, wo er wohnt?«
    »Nein, das heißt, warten Sie mal, richtig, jemand brachte ihm ein Päckchen, und da stand sein Name drauf. Aber nicht die Anschrift vom Trocadero.«
    »Erinnern Sie sich wenigstens an die Straße?«
    »Irgend etwas mit ’ner Blume! — Klar, Rose Street!«
    »In Chinatown?«
    »Ich glaube, ja — aber es kann auch ein anderer Bezirk gewesen sein.«
    »Und die Nummer?«
    Exon schüttelte den Kopf. »Fehlanzeige, das wäre auch ein bißdien viel verlangt.«
    Phil bestellte für den Mann aus Wales noch einen Doppelten. Die Investition lohnte sich.
    »Da stand noch was dabei«, sagte Exon plötzlich. »Irgend etwas Komisches, Chandle- oder Candle-Light. Aber mit Light war es etwas, das weiß ich genau!«
    Phil hatte es plötzlich sehr eilig. Er rief den Kellner und zahlte. Vom Hörensagen kannte mein Freund eine Kaschemme, die Candle-Light hieß. Ob sie allerdings in der Rose Street lag, wußte er nicht genau.
    »Vielen Dank, Mr. Exon«, sagte Phil. »Vielleicht sehe ich mir Ihren Laden mal an.«
    Noch ehe der Portier etwas erwidern konnte, verschwand mein Freund durch die Drehtür. Wenn Phil eine Witterung aufnahm, brachte ihn niemand davon ab. Er wollte der Spur sofort nachgehen, denn Jack Clute war der Mann, dem wahrscheinlich die Mütze gehörte, die unter Mac’s Toilettenfenster lag.
    ***
    Es dämmerte bereits, als Phil kurz vor der Rose Street aus dem Taxi stieg.
    Eine Straßenreinigungsmaschine fuhr an ihm vorbei und bespritzte ihn mit Wasser.
    Phil zuckte nur die Schultern. Ihm war es gleich, ob er von oben oder unten naß wurde.
    Das Candle-Light lag ungefähr in der Mitte, gleich bei der New Chambers Street. Die Fenster waren durch Holzläden geschlossen, aber zwischen den Ritzen drangen feine Lichtstrahlen nach außen.
    Phil legte das Ohr dagegen. Er hörte schrille Jazzmusik, die ab und zu von einem Lachen übertönt wurde.
    Mit den Fäusten trommelte er gegen die Tür.
    Nichts rührte sich.
    Er versuchte es nochmals, diesmal bedeutend stärker. Außerdem begann er laut zu rufen.
    Das hatte Erfolg.
    Ein Riegel wurde zurückgeschoben, die Tür öffnete sich einen Spalt breit.
    Phil gab der Frau keine Gelegenheit, ihn abzuwimmeln. Wie ein Betrunkener redete er eigensinnig darauflos: »Ich will meinen Freund besuchen. Ich will ihn sehen! Er hat gesagt, ich kann zu ihm kommen, wenn ich entlassen werde und…«
    Als die Frau etwas von Entlassung hörte, zog sie den für ihre Kreise einzig möglichen Schluß: »Der Mann kommt aus dem Gefängnis.«
    Sie öffnete die Tür etwas weiter und zog Phil herein. »Schrei nicht so laut, du Idiot!« fuhr sie ihn an. »Du willst uns wohl die Polizei auf den Hals hetzen!«
    »Polizei? Wo?«
    Phil torkelte am Arm der Frau einen Gang entlang. Er wuchs so in seine Rolle hinein, daß er keinen Augenblick daran dachte, in welcher Gefahr er sich befand. Erst als die Frau meinen Freund durch eine Tür in einen rauchigen, hell erleuchteten Raum stieß, als ihn zehn oder zwölf Augenpaare neugierig und mißtrauisch anstarrten, kam ihm zu Bewußtsein, daß er ein verdammtes Risiko eingegangen war.
    »He! Wen bringst du denn da?« krähte ein Dürrer mit Fistelstimme.
    »Reg dich nicht auf, Alter«, gab die Frau zur Antwort. »Er ist ein Freu’nd von…«
    Auf einmal blickte sie Phil mißtrauisch an. »Wer, sagst du, ist dein Freund?«
    »Jack«, brummte Phil. »Jack, der alte Jack ist mein Freund!«
    »Was für ein Jack?« fragte der Wirt. Es war auf einmal so merkwürdig still geworden. Auch Phil spürte die Spannung, die über dem Raum lag. Und deshalb sagte er etwas, was er eigentlich nicht vorgehabt hatte. »Mason! Jack Mason natürlich! Kann sein, daß er jetzt Roosevelt heißt oder Jefferson! Jack war immer ein phantasiebegabter Mensch. Vielleicht hatte er Minderwertigkeitskomplexe, weil er so klein war, so ein abgebrochener Riese!«
    Die Spannung verflog. Was zurückblieb, war gekünstelte Heiterkeit. Aber es lag auch Befreiung darin.
    Phil war in der richtigen Schmiede. Und irgend etwas war mit Jack Clute passiert. Aber für Phil war es nicht der richtige Zeitpunkt, das herauszubekommen. Er mußte seinen Abzug vorbereiten. Und sein Abgang mußte genauso gekonnt sein wie sein Auftritt.
    Aber dazwischen lag die Neugier der
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