Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0490 - Hiebe auf den ersten Blick

0490 - Hiebe auf den ersten Blick

Titel: 0490 - Hiebe auf den ersten Blick
Autoren:
Vom Netzwerk:
eintreten zu lassen.
    Nur Sekundenbruchteile überlegte ich, ob ich mir den Ausgang erkämpfen sollte. Aber ein Blick in die brutalen, haßerfüllten Gesichter belehrte mich rechtzeitig. Ich hatte keine Chance, die Tür lebend zu erreichen. Chinatown besaß seine eigenen Gesetze. Hier würde man auch vor einem Mord an einem G-man nicht zurückschrecken.
    »Geben Sie mir ein Bier«, sagte ich ruhig zu Mac. »Bei Ihnen ist es verdammt heiß!«
    Mac blickte mich ungläubig an. Er schien alles von mir erwartet zu haben, nur das nicht.
    Für mich aber ging es darum, Zeit zu gewinnen. Sie war jetzt wichtig. Unter Umständen hing mein Leben von ihr ab.
    Langsam drehte sich Mac um, nahm ein Glas und füllte es am Zapfhahn. Mit den gleichen langsamen Bewegungen schob er es über die Theke.
    Ich nahm es in die Hand, blies den Schaum ab und trank. Sehr vorsichtig und sehr sparsam. Irgendwie hatte ich das Gefühl, solange ich das Glas festhielt, solange noch ein Schluck Bier darin war, würden sie nichts unternehmen.
    Fieberhaft suchte ich nach einem Ausweg. Ich griff in die Außentasche meines Jacketts, holte das Feuerzeug heraus und legte es auf die Theke. Dann begann ich nach dem Zigarettenpäckchen zu suchen. Es steckte in der oberen Seitentasche.
    Ich suchte überall, nur nicht dort.
    Sie beobachteten mich wie Aasgeier. Ihre Aufmerksamkeit hatte noch nicht nachgelassen.
    Ruhig wandte ich mich an Mac. »Haben Sie Zigaretten?«
    Er zeigte mit dem Kopf auf den Automaten, der neben dem Ausgang an der Wand angebracht war.
    Diese Reaktion erhoffte ich. Ich holte einen Quarter hervor und ging zu dem Zigarettenautomaten. Als ich ihn erreichte, warf ich das Geldstück ein und begann an den Ausgabefächern zu zerren. Immer an zweien gleichzeitig, so daß sie sich unmöglich öffnen konnten.
    Das Manöver erfüllte seinen Zweck.
    Zwei Männer, die am nächsten Tisch saßen, standen auf, um sich meine Ungeschicklichkeit aus der Nähe zu betrachten.
    Nach zwei Schritten standen sie genau zwischen mir und den übrigen Gästen. Das war meine Chance!
    Mit zwei Sprüngen war ich an der Tür, riß sie auf und rannte auf die Straße. Ich habe etwas gegen Stahlgeschosse, besonders, wenn man sie auf meinen Rücken abfeuern kann.
    Mein Wagen stand in der Pell Street. Aber bis dahin waren es mindestens fünfhundert Yard. Ich glaubte nicht, daß mir Mac die Chance ließ, ihn zu erreichen. Chinatown war eine Mausefalle, wenn jemand, der genügend Macht besaß, es so wollte.
    Und Mac traute ich diese Macht zu!
    Auf der anderen Straßenseite sah ich ein langsam fahrendes Taxi. Der Mann am Steuer schien nach einem Fahrgast Ausschau zu halten.
    Ich rannte hinüber und klemmte mich neben ihn.
    »Geben Sie Gas«, sagte ich. »Jerry Cotton, FBI New York!«
    Der Fahrer war ein heller Junge. Er hatte nicht mal eine Schrecksekunde, sondern trat das Gaspedal durch, so daß der Wagen einen schnellen Satz nach vorn machte.
    Als ich mich umdrehte, erkannte ich vor den Stufen zu Mac’s Kellerkneipe einen schwarzen Knäuel von Menschen. Sie rannten wie Ameisen hin und her.
    ***
    Zehn Minuten später war ich wieder zurück. Von einer Telefonzentrale aus hatte ich unser Einsatzkommando verständigt, das von Dick Borden angeführt wurde.
    Aber wir kamen zu spät. Mac’s Kneipe war leer, leergefegt wie nach einem Tornado.
    Während unsere Männer den Laden auf den Kopf stellten, genehmigte ich mir mit Dick ein Bier. Selbstverständlich legten wir das Geld dafür in die Kasse. Daß Mac’s Laden erst einmal geschlossen würde, war klar.
    »Hinter wem bist du denn eigentlich her?« fragte Dick in seiner schleppenden Sprechweise. »Heute morgen warst du noch die Ruhe selbst!«
    »Im Augenblick hinter Mac Semple, dem Wirt dieses wunderbaren Ladens. Dann suche ich noch einen Mann namens Hank Edge. Ich habe allerdings wenig Hoffnung, ihn lebendig wiederzusehen. Für mich ist er ein Schauhausaspirant.«
    »Warum?«
    Ich zuckte die Achseln. »Wenn ich das wüßte, Dick!« Und ich erzählte ihm von den beiden Fällen, die ich bearbeitete. »Edge war der Aufpasser. Aber wer ihn damit beauftragt hat, ist mir leider ein Rätsel. Ich wollte es in Mac’s Kneipe erfahren. Doch der Wirt schien den Braten zu riechen. Hank tauchte auf und verschwand spurlos. Und das alles vor meinen Augen.«
    »Deswegen brauchst du dir keine Vorwürfe zu machen. Du -hast getan, was du konntest!«
    »Weiß ich, trotzdem könnte ich mich schwarz ärgern, daß mir Mac entkommen ist!«
    Mein Kollege Tom
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher