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0490 - Hiebe auf den ersten Blick

0490 - Hiebe auf den ersten Blick

Titel: 0490 - Hiebe auf den ersten Blick
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einzulassen. Deshalb wollte ich das Verfahren abkürzen und zeigte ihm meinen Ausweis. »Kann ich mal Ihre Fahrer-Lizenz sehen?«
    Er mimte den Überraschten. »Okay, wenn das so ist! Aber ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen. Das ist mal wieder so ’ne Schikane von euch!«
    Er hieß Hank Edge und wohnte in Brooklyn. Als Beruf war Vertreter angegeben. Ein ziemlich umfassender Begriff.
    »Also, Mr. Edge, ’raus mit der Sprache! Wer bezahlt Sie dafür, daß Sie hinter mir herfahren?«
    »Ich verstehe Sie nicht, Mister,« sagte er treuherzig. »Reiner Zufall, daß ich heute frei habe. Well, und da wollte ich mir Randalls Island Park ansehen. Ist so ruhig hier, und unsereins braucht ja auch mal ein bißchen Erholung.«
    Er war störrisch wie ein Esel.
    »Mr. Edge«, erklärte ich ihm immer noch sehr ruhig, »ich habe nicht vor, mich mit Ihnen über Ihre Freizeit zu unterhalten. Sie können Ihre Aussage natürlich auch im Headquarter machen. Möglicherweise sind Sie sogar bei uns registriert und…«
    Diese Aussicht schien ihm nicht zu gefallen. »Okay, Chef«, unterbrach er mich hastig. »Nehmen wir mal an, Sie hätten recht. Das soll aber nicht heißen, daß ich zugebe, Sie beschattet zu haben. Ist nur ’ne Annahme meinerseits, damit Sie meinen guten Willen sehen.«
    »Wie würde dann Ihr Auftraggeber heißen?« ging ich auf seinen Ton ein. »Haben Sie ’ne Zigarette?«
    Ich gab ihm eine.
    »Wissen Sie, Chef, in meiner Branche ist jetzt Flaute. Ich reise nämlich in Wintersportartikeln. Na, und im Frühjahr läßt der Absatz immer sehr zu wünschen übrig. Ja, und da nimmt man eben so mit, was sich einem anbietet.«
    »Reden Sie nicht drumherum!«
    Er riß den Mund auf und versuchte einen seelenvollen Augenaufschlag. »Ich bin ja schon dabei, Chef. Also, wie gesagt, nehmen wir mal an, mir hätte jemand fünf Scheine geboten, wenn ich mich so’n bißchen um Sie kümmere. Ist ja wohl nicht strafbar, was?«
    »Das kommt auf die Umstände an.«
    »Aber nicht doch, ich…!«
    »Sie könnten sich der Beihilfe zu einem Verbrechen schuldig gemacht haben!«
    Er wehrte erschrocken mit beiden Händen ab. »Das gibt es bei mir nicht. Nur keine krummen Sachen, sage ich immer. Das zahlt sich nicht aus!«
    Ich hatte sein Gerede satt.
    »Steigen Sie ein«, befahl ich kurz und öffnete die Tür zu meinem Jaguar.
    Diese Reaktion hatte er nicht erwartet. Seine Nase wurde auf einmal ganz spitz. »Okay, Chef«, keuchte er. »Sie haben gewonnen. Ich hab’ mich so'n bißchen an Sie gehängt.«
    »Den Namen Ihres Auftraggebers will ich wissen!«
    Er zuckte die Schultern. »Ehrenwort, Chef, ich habe keine Ahnung. Ich kannte den Mann nicht.«
    »Wo haben Sie sich mit ihm getroffen?«
    Er nannte den Namen einer übel beleumundeten Bar in Chinatown. »Ist mein Stammlokal, müssen Sie wissen. Den Wirt kenne ich schon seit…« Er stockte plötzlich und wußte nicht mehr weiter.
    »Ich will Ihnen sagen, woher Sie Mac kennen. Aus dem Gefängnis! Ich habe ihm selbst mal ein paar Jahre Staatspension besorgt. Also weiter!«
    Er wischte sich mit einem ehemals weißen Taschentuch den Schweiß von der Stirn. »Das… das war so, Chef! Heute morgen, ich hab mir bei Mac gerade ‘ne Tasse Kaffee einverleibt, kam er ’rein. Er sprach mit Mac, und die beiden tuschelten miteinander. Mac zeigte auf mich, und dann kam der Mann an meinen Tisch. Ob ich mir ’n paar Scheine verdienen wollte, fragte er. Natürlich wollte ich. Denn ich war blank, und in ein paar Tagen ist wieder einmal die Rate für meinen Pontiac fällig. Well, und dann erklärte er mir das Geschäft. Ich sollte mich mit meinem Wagen in der 69. Straße auf halten. Ein Mann würde mir ein Zeichen geben, wenn…«
    »Sollte der Mann seinen Hut abnehmen, wenn ich ’rauskam?«
    »Ja«, sagte er erstaunt. »Woher wis- . sen Sie das, Chef?«
    »Das ist meine Sache. Nur weiter im Text!«
    »Okay, na ja, das andere wissen Sie ja. Ich hatte nichts anderes zu tun, als hinter Ihnen herzufahren.«
    »Und wie sollten Sie Ihr Wissen an den Mann bringen?«
    »Heute abend, bei Mac. Ich muß alles aufschreiben und den Brief Mac übergeben.«
    Entweder war Edge ein ausgezeichneter Schauspieler, der sich blitzschnell etwas hatte einfallen lassen, oder er sagte die Wahrheit. Ich glaubte seiner Story. Edge war nicht der phantasiebegabte Typ, der er im anderen Fall hätte sein müssen.
    »Mr. Edge«, sagte ich, »Sie werden tun, was Ihr Auftraggeber von Ihnen verlangt hat. Notieren Sie, daß ich zur
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