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049 - Wenn der rote Hexer kommt

049 - Wenn der rote Hexer kommt

Titel: 049 - Wenn der rote Hexer kommt
Autoren: A.F.Morland
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diesem einen Dolch aus blitzendem Platin, dessen kunstvoll gearbeiteter Griff mit Diamanten besetzt war, die ein einmaliges kaltes Feuer versprühten.
    »Accon liebt den Prunk«, sagte der Stellvertreter. »Du wirst ihm vielleicht später überall im Tempel begegnen.«
    Später! dachte Ken Elliott überwältigt. Er sagte später. Er rechnet damit, daß ich die Prüfungen bestehe.
    Der Stellvertreter wies auf den goldenen Würfel. »Fülle diese Mulde mit deinem Blut! Accon verlangt es! Gib ihm von deinem kostbaren Lebenssaft!«
    Elliott schluckte trocken. Sein Blick suchte Ian Warners Augen.
    Dieser nickte kaum merklich, und Elliott schluckte noch einmal.
    Jetzt mußte er beweisen, daß er bereit war, bedingungslos zu gehorchen, und er mußte zeigen, daß er bereit war, für Accon Schmerzen zu ertragen. Es war ein bißchen leichter versprochen als gehalten, aber Elliott überwand sich.
    Entschlossen nahm er von Ian Warner den Platindolch entgegen und trat an den Würfel. Er hielt die linke Hand darüber, setzte die rasiermesserscharfe Schneide an die Handfläche, schloß die Augen und flüsterte: »Für dich, Accon.«
    Dann zog er durch.
    Ein scharfes Brennen zwang ihn, die Augen zu öffnen. Er sah, wie sein Blut in die Mulde tropfte und diese allmählich füllte. Ian Warner nahm ihm den Dolch ab und nickte ihm aufmunternd zu. Er säuberte die Klinge von Elliotts Blut und sagte: »Ich versorge die Wunde sofort.«
    Ken Elliott strahlte. Er war glücklich, Accon sein Blut gegeben zu haben. Ihm war, als würde er auf Wolken schweben. Unglaublich nahe fühlte er sich in diesem Moment dem Ziel, das Accon hieß. Ihm war, als hätte er mit seinem Blut einen Pakt besiegelt, und ein wahrer Triumphtaumel erfaßte ihn.
    Seltsam blind kam er sich vor. Daß er dennoch sah, verdankte er Accon. Ja, er bildete sich ein, durch Accons Augen zu sehen, und er vermeinte, mit Accons Geist zu denken. Bestand etwa schon eine Verbindung zwischen Accon und ihm?
    Der Taumel, von dem er erfaßt worden war, war so groß, daß er kaum mitbekam, wie sich Ian Warner an seiner linken Hand zu schaffen machte. Als sein Geist wieder einigermaßen klar war, sah er einen weißen Verband an seiner Linken.
    »Danke…«, sagte er. Beinahe hätte er auch Bruder gesagt. Aber durfte er das schon? Durfte er sich bereits als Ians Bruder fühlen?
    Die Miene des Stellvertreters verdüsterte sich. »Accon hat, was uns allen völlig unverständlich ist, Feinde.«
    »Das ist auch mir unbegreiflich«, sagte Ken Elliott. »Er ist doch die Liebe, die Güte…«
    Der Stellvertreter nickte. »So sehen wir ihn. Aber andere, die ihm nicht so nahe stehen, sehen in ihm einen gefährlichen Dämon. Sie setzen ihre ganze Kraft gegen ihn und seine Söhne ein.«
    »Das darf nicht sein«, stieß Elliott in ehrlicher Entrüstung hervor.
    »Wir versuchten es im Guten, doch es half nicht. Die Gefahr wächst. Wenn wir Accons Liebe nicht verlieren wollen, müssen wir uns wehren. Selbst Accon droht Gefahr. Jene, die ihn verkennen und ihm aus diesem Grund feindlich gesinnt sind, wollen ihn vernichten.«
    »Das… das muß um jeden Preis verhindert werden«, ereiferte sich Ken Elliott.
    »Man geht sogar so weit, unseren Tod zu wünschen.«
    »Wer?« fragte Elliott in heiligem Zorn. »Wer sind diese Wahnsinnigen?«
    »Wir kennen sie nicht alle.«
    »Man muß ihnen zuvorkommen!« sagte Elliott heiser.
    »Was willst du damit sagen?« fragte Ian Warner.
    Es flackerte in Elliotts Augen. »Nun, Accon ist das Höchste, und er ist jedes Opfer wert. Wer seinen Söhnen den Tod wünscht und sogar selbst Hand an sie legen will, muß den Teufel im Leib haben. Nicht Accon ist der Dämon, sondern sie sind es, seine Feinde. Wenn Güte und Friedfertigkeit keinen Erfolg bringen, muß gegen diese irregeleiteten Gegner eben anders vorgegangen werden.«
    »Was schlägst du vor?« fragte Ian Warner.
    Elliott war überglücklich, daß man von ihm einen Vorschlag hören wollte. »Wer Accon vernichten will und unseren Tod wünscht, hat sein Recht, zu leben, verwirkt«, sagte er, und erst hinterher fiel ihm auf, daß er »unseren Tod« gesagt hatte. Er schloß sich schon mit ein, und der Stellvertreter hatte nichts dagegen.
    »Du würdest Gleiches mit Gleichem vergelten?« fragte der Stellvertreter.
    »Wenn man uns keine andere Wahl läßt. – ja.« Da war es schon wieder, dieses kleine und doch so erhebende Wörtchen »uns«.
    Ich gehöre dazu! schrie es in Ken Elliott, und ein neuerlicher Taumel erfaßte
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