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049 - Wenn der rote Hexer kommt

049 - Wenn der rote Hexer kommt

Titel: 049 - Wenn der rote Hexer kommt
Autoren: A.F.Morland
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im Dach konnten wir den abendlichen Himmel sehen. In meiner Schulter pochte ein Schmerz, den ich zu ignorieren versuchte.
    Es war uns gelungen, den beiden »Wölfen«, die Alexis Bums entführt hatten, auf den Fersen zu bleiben. Sie rasten mit einem Kastenwagen davon, und wir mit dem Peugeot hinterher.
    Während der Fahrt telefonierte ich mit Tucker Peckinpah. Er war wieder einmal mit Gold nicht aufzuwiegen, versicherte mir, daß ich mir wegen Murray Adams keine Gedanken zu machen brauche, das würde er für mich bereinigen. Mein Wort, daß ich den Mann nicht mit Absicht getötet hatte – und daß im übrigen eine Notwehrsituation geherrscht hatte, genügte ihm. Genau genommen hatte es sich Murray Adams selbst zuzuschreiben, daß er nicht mehr lebte. Dennoch hatte ich ein flaues Gefühl im Magen, weil er an meiner Kugel gestorben war. Es hätte mich unvergleichlich mehr befriedigt, wenn es mir gelungen wäre, Adams ins Zuchthaus zu bringen.
    Okay, es war uns gelungen, dranzubleiben, und nun schlichen wir durch diese Lagerhausruine, in die die Kerle Alexis Bums gezerrt hatten. Die Stirnseite des Gebäudes stieß gegen die Themse. Die Einsamkeit dieser Gegend war nicht zu unterbieten. Hier schienen sich nicht einmal Ratten wohl zu fühlen. Kein Fiepen, kein Rascheln – gar nichts.
    Nur Friedhofsstille.
    »Als hätte der Boden sich aufgetan und sie verschluckt«, sagte Mr. Silver.
    »Ich vermute, etwas in der Art ist wirklich passiert«, versetzte ich.
    »Nur glaube ich nicht, daß sich der Boden von alleine aufgetan hat. Da haben die ›Monster‹ schon etwas nachgeholfen.«
    »Du meinst… ein Abstieg in die Unterwelt?«
    »Allerdings.«
    Wir trennten uns und schauten uns jeden Quadratmeter Boden genau an. Um meinen linken Arm zu schonen, schob ich die Hand in die Hosentasche. Zehn Minuten intensivsten Suchens vergingen, dann sah ich plötzlich Mr. Silver heftig winken und eilte zu ihm. Er öffnete eine Bohlentür, die man bei weniger Aufmerksamkeit leicht übersehen konnte, und wir gelangten auf diesem Wege schier in eine andere Welt.
    Ich hielt es kaum für möglich. Neonlicht, Stufen aus Marmor, ein Handlauf aus purem Gold! Wir hatten Accons Tempel gefunden. Ich rief mir sofort die Baupläne ins Gedächtnis, die Mr. Silver fotokopiert hatte, und es gelang mir erstaunlich gut, mich zu orientieren.
    Da sich der Ex-Dämon mit den Plänen nicht so eingehend beschäftigt hatte wie ich, verließ er sich auf meine Ortskenntnisse. Ich wußte, in welcher Richtung der Betsaal lag, und auf dem Weg dorthin öffneten wir alle Türen, an denen wir vorbeikamen.
    In einem der Räume kochte und wallte in einem riesigen Metallbehälter Kunstglas. »Das Tauchbad für Hanya Burns«, sagte ich schaudernd.
    Über dem Metallbehälter war eine Goldschiene an der Decke befestigt, und an dieser hing eine goldene Laufkatze. Selbst hier hatten
    »Accons Söhne« nicht mit Prunk gespart.
    »Es ist alles für das siebente gläserne Mädchen vorbereitet«, sagte Mr. Silver. »Hanya muß nur noch sterben.«
    »Mit Alexis haben sie ein Mädchen zuviel.«
    »Sie werden bestimmt auch sie nicht am Leben lassen«, sagte Mr. Silver. »Da für sie kein Sockel mehr vorhanden ist, haben sie vor, die Leiche verschwinden zu lassen, nehme ich an. Es sei denn, Accon beansprucht sie für sich.«
    »Noch ist die Formel nicht restlos erfüllt, aber ich weiß nicht, ob wir uns zu sehr darauf verlassen sollten. Die Formel besteht aus lauter Äußerlichkeiten, mit denen ›Accons Söhne‹ beweisen dürfen, wie weit sie für ihren Herrn zu gehen bereit sind. Aber was sollte Accon daran hindern, zum Beispiel jetzt schon in diesem Tempel zu erscheinen?«
    »Nichts«, brummte Mr. Silver.
    »Eben«, sagte ich.
    »Accons Söhne« schienen sich in ihrem unterirdischen Reich sehr sicher zu fühlen. Wir begegneten keiner einzigen Wache.
    Dafür stießen wir auf eine Tür, die sich nicht öffnen ließ. Mr. Silver änderte das. Sekunden später schwang die massive Eichentür mit dem goldenen Knauf zur Seite, und wir sahen ein verstörtes Mädchen, das auf dem kalten Marmorboden saß und ängstlich von uns wegrutschte.
    Es war Hanya Burns. Ich erkannte sie an ihrem Kleid. Alexis hatte ein anderes getragen, als wir zu ihr in die Wohnung kamen. Als Hanya mich als den Mann erkannte, den sie heute morgen um Hilfe gebeten hatte, konnte sie es kaum glauben.
    Verdutzt sah sie mich an. »Ich bin es wirklich«, sagte ich, trat auf sie zu und streckte ihr die Hand entgegen.
    Sie
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