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0488 - Blutregen

0488 - Blutregen

Titel: 0488 - Blutregen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Der war nur einmal mehr stehengeblieben, weil ihm der dicke Bruder vom Stein und die Frau in dem engen Overall aufgefallen waren und er sich überlegte, wo er ein solch seltsames Kleidungsstück und einen so dicken Bruder mit derart verfilztem Bart schon einmal gesehen haben könnte. Schließlich stakste er mit langen Storchenschritten den beiden Verdächtigen nach, um sie zu befragen. Dabei benutzte er seinen kleinen Signalgeber. Der rief lautlos Verstärkung herbei. Innerhalb einer Minute waren zwei weitere Wächter zur Stelle. Sie kamen aus Seitengassen hervor und schnitten den Fremden den Weg ab.
    ***
    Robor starrte verblüfft auf die Stelle, an der Landaron eben noch gewesen war. Dann sah er langsam nach oben, zur Decke des Altarraumes empor. Aber da gab es nichts zu erkennen. Und doch war zweimal eine gigantische Pranke aus dem Nichts herabgestoßen, um im Nichts wieder zu verschwinden. Und beide Male hatte diese Pranke sich um den Körper eines Menschen geschlossen und ihn entführt.
    »Großer Gaap!« flüsterte Robor und war froh, jetzt keine Zuschauer zu haben, die seine Bestürzung mitbekamen. Die beiden Diener in ihren dunklen Kapuzenkutten zählten nicht. Sie waren keine menschlichen Wesen; sie sahen nur ihrer äußeren Gestalt nach so aus. Sie waren Kreaturen aus den Tiefen der Hölle, den Brüdern vom Stein von Gaap als Diener gegeben und mit starken magischen Fähigkeiten begabt. Nur mit den kleinen Blitzwerfern konnte man sie unschädlich machen, von denen jeder Bruder vom Stein einen mit sich zu führen hatte, um nicht wehrlos zu sein, wenn die Diener plötzlich ihren Sinn änderten und ungehorsam wurden. Auch Landaron mußte über einen Blitzwerfer verfügen. Als das Mädchen Sula entführt wurde, hatte Landaron mit seinem Blitzwerfer einen der Diener ausgelöscht. Dadurch erst waren die Brüder vom Stein auf den Gedanken gekommen, nach beweiskräftigen Spuren für Landarons Anwesenheit im Garten von Sulas Vater zu suchen und ihm die Schuld für die Entführung in die Schuhe zu schieben, wohl wissend, daß Sulas Vater, der erheblichen politischen Einfluß besaß, einer Bindung zwischen seiner Tochter und Landaron niemals zustimmen würde. Er mochte keine Krieger, und Landaron war immerhin Vizehauptmann.
    »Großer Gaap!« wiederholte der Priester noch einmal den Namen seines Dämons, der als 33. Geist zu den Größten unter den Fürsten der Dunkelheit zählte, und Herr über 66 Legionen der höllischen Herrschaften war. »Gaap, was tust du? Was geschieht hier? Oder bist du es gar nicht selbst, mächtiger Gaap?«
    Doch er mußte es gewesen sein. Alles an der Beschwörung hatte gestimmt, nichts war falsch gewesen. Dennoch war diese mächtige Hand aus der Höhe herabgezuckt und hatte das Mädchen Sula ergriffen, bevor der Opferdolch ihr Leben zerschneiden konnte! Und jetzt ein zweites Mal, um Landaron verschwinden zu lassen, der mit seinem Degen fast schneller gewesen wäre als Robor mit seinen Gedanken!
    Warum durchbrach Gaap die uralten Regeln, unterbrach das Ritual einfach zu früh? Er konnte doch zufrieden sein. Er bekam das Leben eines jungen, blutvollen Mädchens, und er bekam den Extrakt aus sieben Regenbogenblumen, der gewonnen wurde, während der Rest der Blumen rituell verbrannt wurde. Das war eines der größten Opfer, die gebracht werden konnten, weil es doch immer einige Zeit dauerte, bis die Regenbogenblumen wieder nachwuchsen. Und sie gediehen schließlich nicht überall!
    Gaap antwortete seinem Diener nicht.
    Das konnte nur bedeuten, daß Robor von selbst dahinter kommen sollte, welchen Grund der Dämon für sein Verhalten hatte. Immerhin hatte Gaap dafür gesorgt, daß Robors Wunsch erfüllt wurde; er konnte jetzt fast überall zugleich sein, er brauchte sich nur an einen Ort zu denken, und schon war er da. Welche Machtfülle ergab sich daraus! Er konnte mißliebige Politiker und Strategen töten, ohne zur Rechenschaft gezogen zu werden. Er konnte Intrigen spinnen, konnte hier und dort auftauchen, konnte seine Gegner belauschen und ihre eigenen Worte gegen sie verwenden. Wenn sie es bemerkten, war es längst zu spät!
    Ein Gedanke reichte schon dafür aus!
    Und jetzt sollte er nicht in der Lage sein, herauszufinden, warum Gaap in das Ritual eingegriffen und es vorzeitig abgebrochen hatte, obgleich er Robors Wunsch erfüllte und das Opfer annahm?
    Robor kam eine Idee.
    Vielleicht hatte es etwas mit dem Gefangenen zu tun, den Xolox am Nachmittag hergebracht hatte!
    Schauen wir uns
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