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0484 - Die Rächerin aus Aibon

0484 - Die Rächerin aus Aibon

Titel: 0484 - Die Rächerin aus Aibon
Autoren: Jason Dark
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immer bei sich. Dabei öffnete er das Schloß in Sekundenschnelle und drückte die Tür auf. Er betrat einen breiten Gang, von dem zwei Türen abzweigten. Eine stand spaltbreit offen und führte ins Atelier, wie ein Pfeil anzeigte.
    Suko war vorsichtig. Auch das Schluchzen ließ ihn nicht im reinen Überschwang handeln. Er blieb einen halben Schritt vor der Tür stehen, drückte dann mit der Fußsohle dagegen und ließ sie nach innen schwingen.
    Sie quietschte ein wenig in den Angeln und zeigte Suko einen Ausschnitt des Ateliers.
    Er schaute auf die kleine Bühne, wo der Hintergrund einen Strand zeigte. Davor stand ein leerer Liegestuhl. Die Lampe brannte nicht mehr. Das Modell, eine gut gebaute schwarzhaarige Person hockte auf dem Boden, sah Suko und begann zu schreien.
    Zwei Herzschläge später verstummte sie, weil Suko ihr eine Hand auf den Mund gepreßt hatte. »Polizei!« zischte er ihr ins Ohr. Das Wort wirkte Wunder.
    Die Schwarzhaarige erschlaffte unter seinem Griff, so daß Suko die Mundsperre lösen und Loretta durchatmen konnte. Sie faßte sich sehr schnell wieder. »Großer Himmel, haben Sie mich aber erschreckt. Ich… Ich bin ohnmächtig geworden, wissen Sie…«
    »Wann?«
    Sie trat einen Schritt zurück und verschränkte die Arme vor der Brust, als würde sie sich schämen.
    »Als die Unbekannte mit den drei Särgen gegangen war.« Ihre Stimme bekam einen leicht schrillen Ton. »Stellen Sie sich vor, die… sie ging durch Wände. Können Sie das begreifen? Die lief einfach durch die Wand.«
    »Und?«
    »Sie hat ihn mitgenommen.«
    »Zack Adler?«
    »Ja, Sir, ja. Er lag im Sarg. Er und noch ein anderer.«
    »Lebte der Mann noch?«
    »Kaum.« Sie ließ die Arme wieder fallen. »Er bewegte sich so komisch, wissen Sie? Matt, ja«, jetzt schaute sie Suko voll an. »So war es. Er hat sich matt bewegt, als hätte er keine Kraft mehr. Es war alles so furchtbar.«
    »Das glaube ich Ihnen gern, Miß…«
    »Ich bin Loretta, ein Modell.«
    »Gut, Loretta. Was wissen Sie noch?«
    »Nicht mehr viel. Sie hat Zack geholt. Er war steif und wurde in den Sarg gelegt. Dann zog sie wieder davon, und die drei Särge schleifte sie hinter sich her.«
    »Mehr wissen Sie nicht?« fragte Suko.
    »Nein.«
    »Sie haben auch nicht mit dem Mädchen oder der Frau gesprochen?«
    Loretta erschrak. »Gott bewahre. Das… das ist einfach unmöglich gewesen. Ich hatte ja Angst.«
    »Dann wissen Sie auch nicht, wo die Frau mit ihren drei Särgen hingezogen ist?«
    Sie drehte sich um und ging. Suko durchquerte noch einmal das Zimmer. Loretta war in den Nebenraum gegangen und hatte sich dort umgezogen. Sie trug jetzt einen engen, schwarzen Rock und eine locker fallende Bluse. Darüber hatte sie eine unechte Pelzjacke gestreift, die violett changierte.
    »Kann ich gehen?« fragte sie.
    »Wohin?«
    Durch das Weinen war die Schminke in Lorettas Gesicht verlaufen. Es hatte etwas Clownhaftes bekommen. »Das ist eine gute Frage, Mister. Ich gehe jetzt los und trinke mir einen. Ja, ich muß einen Schluck haben, verdammt.« Sie verfiel wieder in den Liverpooler Slang und schulterte ihre Umhängetasche.
    »Sagen Sie mir Ihren Namen, bitte.«
    Loretta gab Suko eine Karte, die er einsteckte. »Sonst noch etwas, Mister?«
    »Nein.«
    Sie kam auf Suko zu. »Aber ich habe noch eine Frage, wenn es erlaubt ist!«
    »Bitte.«
    »Ich… ich begreife so etwas ja alles nicht. Vielleicht fehlte mir da der Überblick. Ich hatte nur Schiß. Die Särge sahen furchtbar aus, das kann ich Ihnen sagen. Und als die Männer drinlagen, da war es noch schlimmer. Sind sie tot?«
    »Ich hoffe, daß ich einen zumindest noch retten kann.«
    »Ja, tun Sie das. Es wäre schlecht, wenn Zack Adler stirbt. Nicht nur für ihn, auch für mich. Er hatte einen Job, der mich fein rausgebracht hätte.«
    Suko schüttelte den Kopf. »Daß Sie jetzt an so etwas denken können, Loretta.«
    Sie hob die Schultern. »Was wollen Sie, Mister? Life is Life. Jeder muß zusehen, daß er in dieser Zeit durchkommt.« Dann ging sie, und Suko verstand mal wieder die Menschen nicht. Er war eben anders erzogen worden und kannte noch die wahren Werte.
    ***
    Tom Sullivan war Maler von Beruf. Für die »normalen« Menschen ein Exot, und so exotisch wohnte und lebte er auch. Er hatte sich sein Haus auf einer Insel gebaut. Sie wiederum lag im Londoner Süden, an einem der vielen toten Themse-Arme, die allmählich verschlammten.
    Ich befand mich auf dem Weg dorthin.
    London kenne ich gut, aber diese kleinen
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