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0484 - Die Rächerin aus Aibon

0484 - Die Rächerin aus Aibon

Titel: 0484 - Die Rächerin aus Aibon
Autoren: Jason Dark
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Särge öffnest.«
    »Weshalb? Die beiden sind tot.«
    »Vielleicht auch nicht. Es gibt Menschen, die sehen wie tot aus, sind aber nur bewußtlos.«
    »Ich öffne sie nicht!«
    Damit hatte ich gerechnet, nickte ihr zu und sagte: »Dann werde ich es übernehmen.«
    »Bitte.«
    Jarveena hinderte mich nicht daran, als ich auf sie und die beiden gläsernen Totenkisten zuschritt.
    Auch der Maler beobachtete mich gespannt. Sein Mund stand offen. Er atmete hektisch und unregelmäßig. Dabei wischte er seine schweißfeuchten Handflächen ständig am Stoff seiner verwaschenen Hosenbeine ab.
    Beide taten nichts und ließen mich gehen. Das irritierte mich ein wenig. Wenn ich die Särge öffnete, zerstörte ich ihren Plan. Das konnte sich Jarveena nicht gefallen lassen.
    Sie schaute mich an. Auf ihren Lippen lag ein Lächeln, das mir überhaupt nicht gefiel. Das war irgendwie wissend und auch ein wenig arrogant.
    Jarveena war schön. Wie viele Frauen oder Mädchen aus dem geheimnisvollen Land Aibon hatte sie etwas Elfenartiges an sich. Auch wenn sie stand, hatte der Betrachter das Gefühl, als würde sie leicht über dem Boden schweben.
    Sie ließ mich näher herankommen, ohne auch nur den kleinen Finger zu rühren.
    Bis ich plötzlich die andere Luft wahrnahm. Ich kannte sie. Eine unnatürlich klare Luft, die ich einatmete und dabei das Gefühl bekam, sie zu trinken.
    Für einen Moment rann sie durch meine Adern, füllte sie aus, ich spürte den Schwindel und dachte daran, daß ich mein Kreuz in der rechten Tasche stecken hatte und daß es sicherlich ebenfalls die grüne Farbe des Landes Aibon angenommen hatte.
    »Öffne den…«
    Ich sah das Lächeln, das Schütteln des Kopfes. Lächeln und Kopf wurden immer breiter. Himmel, so breit konnte kein Gesicht werden. Es verwandelte sich in eine Fratze aus Gummi, wurde bunt und gleichzeitig auch golden.
    Dann sprach sie, und sie redete mich direkt an. »Ich habe es mir überlegt, John Sinclair. Der dritte Sarg ist für dich. Nur für dich…«
    Dann wußte ich nichts mehr!
    ***
    Direkt bewußtlos wurde ich nicht, das war ein anderes Gefühl, aber ich befand mich in einer fremden Umgebung, die mich fesselte, umschlang, so daß ich mich nicht rühren konnte. Etwas geschah mit mir, ich wußte nicht genau, was es war. Jedenfalls kippte ich, drehte mich, geriet in die Waagerechte und wollte gegen meinen Zustand ankämpfen, was mir nicht gelang.
    Ich fiel…
    Zeit war bedeutungslos geworden. Auch das Fallen hörte auf. Etwas schob mich aus einer düsteren Tiefe hoch. Plötzlich konnte ich mich wieder bewegen, die Starre war von mir abgefallen, ich drehte mich nach links - und spürte schon im Ansatz der Bewegung den Widerstand. Er war so hart, daß ich ihn nicht überwinden konnte.
    Vielleicht an der anderen Seite?
    Auch dort besaß ich keine Bewegungsfreiheit. Mein Gefängnis war eng und tief, denn nach oben hin paßte kein weiterer Körper mehr zwischen mich und die Grenze.
    Ich bewegte mich, ich fühlte, ich atmete, ich lebte also - und ich konnte sehen.
    Als würde ich eine Brille tragen, so verzerrt kam mir die Perspektive vor. Über mir befand sich die Optik. Dahinter sah ich die Gestalt mit den goldenen Haaren und auch den Maler, der sich wieder gesetzt hatte. Beide wirkten perspektivisch verzerrt.
    War etwas mit meinen Augen?
    Nein, zum Glück nicht, aber die Wahrheit war auch nicht viel ermutigender.
    Ich lag in einem Sarg!
    Jarveena hatte ihr Versprechen eingelöst und mich in den dritten Sarg gelegt.
    Schon wieder!
    Ich schluckte und drückte das Gefühl der aufkommenden Panik nieder. Wenn ich vor etwas Furcht hatte, dann war es dieses Liegen in einem Sarg. Seit ich vor Jahren einmal lebendig begraben worden war, hing dieser Fall noch wie ein schlimmes Trauma an mir.
    Man hatte mich nicht nur einmal in einen Sarg gesteckt. Irgendwie war ich immer entkommen, auch wenn es manchmal noch schlimmer ausgesehen hatte als jetzt, aber die gläsernen Oberteile der Särge schlossen tatsächlich fugendicht.
    Da war kein Durchkommen!
    Ich winkelte die Arme an, ballte dabei die Hände zu Fäusten und hämmerte sie unter den Deckel.
    Vielleicht gelang es mir, ihn in die Höhe zu stoßen.
    Das klappte nicht. Er saß einfach zu hart auf dem Unterteil. Auch mit den Knien gelang es mir nicht, ihn in die Höhe zu drücken. Die Falle war dicht und perfekt.
    Ich dachte an meine beiden Leidensgenossen. Sie rührten sich nicht mehr, während ich noch - ja, wie lange eigentlich? Wie lange würde die
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