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0484 - Die Rächerin aus Aibon

0484 - Die Rächerin aus Aibon

Titel: 0484 - Die Rächerin aus Aibon
Autoren: Jason Dark
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eine ungewöhnliche Art und Weise klar geworden. Hätte er jetzt auf der Spitze eines Berges gestanden, hätte seine Sicht Hunderte von Kilometern betragen. So aber schaute er nur über das brettflache Land hinweg, sah die hohen Wolken darüber, die mal hell und dann wieder dunkel waren, so daß sie sich scharf voneinander abgrenzten.
    Dazwischen lag eben die Luft, von der der Trucker gesprochen hatte. Konturenscharf bedeckte sie das ebene Land. Wenn Wagen an ihnen vorbeijagten, hatten beide Männer das Gefühl, als würden sie in eine Glaswand fahren.
    Die Sonne war nicht zu sehen. Sie hielt sich hinter den Wolken versteckt. Nur ihr Widerschein war noch zu erkennen, und der leuchtete die dunklen Wolkenwände von der Rückseite her an, so daß sie deshalb so scharf konturiert wirkten.
    Fröstelnd zog der Trucker die Schultern hoch.
    »Was haben Sie?« fragte Manetti.
    »Da passiert gleich was.«
    »Und was könnte es sein?«
    »Keine Ahnung. Ich habe das Gefühl, als hätte sich etwas über unsere Welt geschoben.«
    Manetti lächelte. »Lesen Sie gern?«
    »Auch.«
    »Aber die falschen Romane, wie?«
    »Nein, nein, das ist keine Science-fiction, auch wenn es sich so anhört.« Er räusperte sich. »Lauschen Sie mal Ihrer Stimme, wenn Sie sprechen. Haben Sie nicht auch den Eindruck, als würde sie sich völlig anders anhören als sonst?«
    »Wie denn?«
    »Hallender. Als würden Sie in einen Tunnel oder in einen Schacht sprechen. Sie reden leise und werden trotzdem lauter. Hier ist etwas im Gange, das sage ich Ihnen.«
    »Wenn Sie sich aber so fürchten, weshalb fahren Sie dann nicht weiter?«
    Der Trucker lachte. »Weil ich neugierig bin und alles mitbekommen will. Wahrscheinlich ist es schon zu spät, Mister. Auch Sie kommen hier nicht mehr weg. Mitgefangen, mitgehangen. Sie müssen hierbleiben, ob Sie es wollen oder nicht.«
    »Mal sehen.« Manetti wollte nicht offen zugeben, daß ihn die Worte des Truckers beunruhigt hatten, aber es stimmte tatsächlich. Auch er war nervös geworden. Der Vergleich, als würden die Fahrzeuge durch Glas fahren, stimmte irgendwie. Sie fuhren in eine andere Welt, ohne allerdings langsamer zu werden.
    Von einem Augenblick zum anderen schlief der Wind ein. Der Trucker merkte es zuerst, er schaute gegen den Himmel und stieß Manetti heftig an. »Da! Sehen Sie doch!«
    »Was denn?«
    »Der Himmel, Mensch. Blicken Sie mal nach oben. Der hat sich verändert. Das ist ein anderes Licht. Es ist so… so grün, so komisch. Ja, grün!« rief er plötzlich.
    »Stimmt!« hauchte der Vertreter und fügte noch hinzu: »Das deutet kaum auf ein Gewitter hin. Wenigstens habe ich so etwas noch nie zuvor erlebt.«
    »Sehr richtig.«
    »Was ist es dann?«
    »Der Beginn einer neuen Zeit.«
    Manetti mußte lachen. »Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Wir erleben etwas völlig anderes, mein Lieber. Das sagt mir mein Gefühl. Eine neue Zeit ist angebrochen. Wir schauen in sie hinein. Dieses grüne Licht ist der Vorbote.«
    »Und was kommt danach?«
    Der Trucker schaute Elliot scharf an. »Vielleicht bekommen wir Besuch von einem anderen Stern!«
    Manetti konnte nicht anders. Er mußte einfach lachen. »Besuch von einem anderen Stern«, prostete er. »Sie sind mir vielleicht einer. Ich glaube, daß Sie…«
    »Und was ist das?« schrie der Fahrer plötzlich. »Da, mitten auf der Bahn! Himmel, das ist ja…«
    Seine Stimme versagte.
    Auch Manetti schaute hin. Er spürte plötzlich, wie das Blut aus seinem Gesicht wich. Was er dort auf der Autobahn sah, das durfte einfach nicht wahr sein. So etwas gehörte in das Reich der Fabel, aber er litt nicht unter Halluzinationen.
    Es war echt.
    Auf dem Motorway stand eine junge Frau im weißen Gewand und mit goldfarbenen Haaren. An ebenfalls goldenen Schnüren zog sie drei gläserne Särge hinter sich her…
    ***
    Der Trucker sagte nichts, das Bild hatte ihn einfach sprachlos gemacht. Auch Manetti enthielt sich eines Kommentars. Er wischte nur über seine Stirn, zwinkerte mit den Augen, öffnete sie wieder und stellte fest, daß er sich nicht getäuscht hatte.
    Die Gestalt mit den drei Särgen stand tatsächlich mitten auf der Fahrbahn. Es machte ihr nichts aus, daß von beiden Seiten Wagen heranrasten.
    »Verdammt!« keuchte Manetti. »Man muß sie da wegholen. Wir können nicht zuschauen, wie…«
    »Nichts machen Sie.« Der Trucker hieb eine Hand auf Elliots Schulter. »Wir bleiben hier.«
    »Aber die Frau…«
    »Ihr wird nichts passieren.«
    »Woher wissen Sie
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