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0484 - Die Rächerin aus Aibon

0484 - Die Rächerin aus Aibon

Titel: 0484 - Die Rächerin aus Aibon
Autoren: Jason Dark
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Graben und schritt durch die feuchten Wiesen am Rand der Fahrbahn. Meine Hände hatte ich in die Jackentaschen geschoben und das Gesicht dem kühlenden Wind zugedreht.
    Bretteben war die Gegend. Hoch darüber stand der mit Wolken übersäte Himmel. Hinzu kam die ungewöhnlich klare Luft, die auch den Schall der Stimmen trug.
    Da »meldete« sich mein Kreuz!
    Ich spürte wieder diesen warmen, fast heißen Energiestoß, der mich erreichte, blieb stehen und schaute mich um.
    Es hatte sich nichts verändert Die Wagenschlange blockierte auch weiterhin den Motorway, die Lampen der Einsatzfahrzeuge blinkten, und doch war etwas anders geworden.
    Nicht auf dem Motorway, sondern an seinem Rand, und genau dort, wo ich mich aufhielt.
    Da sah ich eine Gestalt.
    Es war eine goldhaarige junge Frau, die drei Särge hinter sich herzog…
    ***
    Ich blieb bewegungslos stehen und dachte darüber nach, ob ich das Bild nur träumte oder es mir eingebildet hatte.
    Nein, die junge Frau war vorhanden. Fast noch ein Mädchen, mit einem feingeschnittenen Gesicht, dunklen Augen, flimmerndem Goldhaar, einem langen weißen Gewand mit Schalkragen bekleidet und eben diese drei gläsernen Särge hinter sich herziehend.
    War diese Gestalt echt?
    Ja, obwohl sie mir vorkam wie gezeichnet, weil sie sich so scharf vom Boden abhob.
    Ich suchte nach einem Vergleich. In der Literatur der verschiedensten Völker tauchten immer wieder Wesen auf, die ich unter dem Namen Engel kannte.
    So ähnlich wirkte dieses Geschöpf vor mir. Wie ein Engel. So schön, so sauber, so unschuldig.
    Aber dazu paßten keineswegs die drei gläsernen Särge, die sie hinter sich herzog. Sie waren leer, ich konnte hindurchschauen, und die Gestalt drehte plötzlich den Kopf, um mich anzusehen.
    Ich hielt dem Blick stand.
    Das Kreuz befand sich in meiner Hand. Plötzlich hatte ich das Gefühl, als wäre die Gestalt nur wegen mir erschienen, und ich tat ihr den Gefallen.
    Ganz gemächlich ging ich auf sie zu.
    Das fremdartig wirkende Mädchen bewegte sich nicht. Es blieb stehen und schaute mir entgegen.
    Im Gegensatz zum Haar waren die Pupillen dunkel. Dies erkannte ich trotz der uns trennenden Distanz. Das Gesicht wirkte sehr blaß, aber auch feingliedrig, ebenso wie die Hände mit den langen Fingern, obwohl sie die Kraft besaßen, die nicht gerade leichten Särge hinter sich herzuziehen.
    Eine ungewöhnliche Erscheinung. Nichts zum Fürchten, keine Angst ausströmend, dennoch eine gewisse Vorsicht. Wahrscheinlich lag der Grund in den drei Särgen zu suchen.
    Noch waren sie leer. Ich konnte mir kaum vorstellen, daß dieses Mädchen mit leeren Särgen durch die Gegend ging. Sicherlich suchte sie Personen, die ihre gläsernen Totenkisten füllen sollten.
    Sie wartete auf mich!
    Das Kreuz hatte die grüne Farbe behalten. Ein Zeichen, daß uns Aibons Zauber berührte, und dieser Zauber strahlte tatsächlich die mir unbekannte Person ab.
    Jetzt verstand ich auch das Vorhandensein der ungewöhnlich klaren Luft. Die Unbekannte hatte sie aus ihrem Reich mitgebracht, sie hüllte sie ein, sie war ein Stück Aibon, ebenso wie bei meinem vorletzten Fall, der mich in die Ruine und zu den Zwergen geführt hatte..
    Ich ging nicht so weit auf sie zu, als daß ich sie hätte berühren können. Etwa drei Schritte vor ihr blieb ich stehen. Ihr Aussehen hatte sich nicht verändert, auch die Umgebung nicht. Ein Hindernis spürte ich nicht, nur diese Kühle, die mit der herrlichen Luft aus dem verwunschenen Land angereichert war.
    »Wer bist du?« sprach ich sie an.
    »Ich bin Jarveena.« Ihre Stimme klang wie ein leichtes Glockengeläut und erinnerte mich an etwas.
    In Aibon waren die Elfen und Feen zu Hause. Die geheimnisvollen Sagen- und Märchengestalten hatten dort ihre Heimat gefunden, und Jarveena schien zu ihnen zu gehören.
    »Kommst du aus Aibon?«
    »Ja«, sagte sie. »Dieses Land hat mich geschickt.«
    »Und was willst du in dieser Welt?«
    »Meine Rache. Ich bin gekommen, um mich zu rächen. Ich werde sie mir holen.«
    »Wen?«
    »Sie haben meine Familie getötet und mich geschändet«, log sie, »und dafür werde ich mich rächen.«
    »Wer tat das?« fragte ich.
    »Ich werde sie finden«, erklärte sie mir und ging, ohne noch einmal von mir Notiz zu nehmen, einfach weiter. Sie drehte mir dabei den Rücken zu, schleifte ihre drei Särge weiter, aber ich vernahm kein Geräusch. Es blieb still.
    Sie hatte mir ihre Botschaft übermittelt. Als Rächerin war sie erschienen. Nur fragte ich mich, wen
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