Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0477 - Ein Kontinent verliert die Nerven

0477 - Ein Kontinent verliert die Nerven

Titel: 0477 - Ein Kontinent verliert die Nerven
Autoren:
Vom Netzwerk:
bekommen. Ich wollte zum Wagen zurück. Aber es ging nicht mehr. Bereits bis zu den Knien war ich in einer grünlich braunen Brühe versunken, die mich mit Gewalt nachzog.
    Die Gangster waren also weitergefahren, weil sie wußten, daß ich verloren war. Es waren schon häufig Menschen von diesem Morast verschlungen worden. Alles sprach dafür, daß jetzt die Reihe an mir war. Verzweifelt versuchte ich, meine Muskeln zu spannen. Doch in meinen Gliedern saß eine bleierne Schwere. Ich konnte mich nicht rühren. Im Gegenteil, mit jedem Versuch, wieder aus diesem Schlick herauszukommen, sank ich nur noch schneller ab.
    Ich blickte zu meinem Jaguar. Auch er fraß sich langsam in den Grund des Sumpfes ein. Nur hatte er eine größere Fläche. Bei ihm ging es trotz seines Gewichts entschieden langsamer. Der Morast hatte gerade die Felgen erreicht.
    Mir stand der Schlamm schon bis zu den Oberschenkeln. Hilflos wie ein ABC-Schütze stand ich im Sumpf. Ich weiß heute nicht mehr, was ich gerufen habe. Ich weiß nur, daß ich mir die Kehle wundgeschrien habe. Aber niemand hörte mich. Niemand kam mir zu Hilfe.
    Und blubbernd fraß sich der Morast höher. Jede Sekunde brachte mich meinem Tode ein Inch näher.
    Ich riß meine Hände aus der tödlichen Brühe und streckte mich nach dem Chassis meines Jaguars. Das Funksprechgerät, schoß es mir durch den Kopf. Ich muß das Funksprechgerät erreichen.
    Mit den Fingerspitzen berührte ich eine Chromstange. Ich glitt ab und fand keinen richtigen Halt. Mein Oberkörper lag jetzt auf dem morastigen Grund.
    Ich erwischte die Speichen des Vorderrades. Mit Mühe und Not konnte ich die Kuppe meines Zeigefingers um die Speichen klemmen. Ich versuchte, mich näher heranzuziehen. Der Morast gluckerte unter der Gegenbewegung. Er wollte mich nicht freigeben, und die Speichen schnitten in meine Fingerkuppen wie Messerschneiden.
    Ich spürte den stechenden Schmerz und die beklemmende Schwere.
    Für ein paar Augenblicke drohte mich das Bewußtsein zu verlassen. Der Schmerz in meinen Fingern war es, der mich bei Besinnung hielt. Ich biß die Zähne so heftig aufeinander, daß ich das Knirschen hörte.
    Und dann sah ich, wie sich mein Körper langsam nach vorn bewegte. Wie ich Inch um Inch auf den Jaguar zuglitt.
    Ich weiß nicht, wie lange ich um jeden Zoll gekämpft habe. Ich weiß nur, daß ich in dem Augenblick mit dem Kopf gegen das Chassis meines Schlittens stieß, als ich gleichzeitig in meinem Mund den warmen Blutgeschmack spürte, der immer das Zeichen totaler Erschöpfung ist.
    Meine schon längst steif gewordenen Finger ließen die Speichen des Vorderrades nur mühsam los. Bei jeder Bewegung hätte ich vor Schmerz aufschreien können, aber für mich gab es nur noch eine Chance, und die hieß durchhalten.
    Meine Hände fanden die Lehne des Schalensitzes. Zum erstenmal hatte ich wieder richtigen Halt.
    Langsam, mit vielen Erschöpfungspausen, zog ich mich in den Wagen. Der Jaguar war mittlerweile so tief in den Morast gesunken, daß der Schlamm schon in den Innenraum lief.
    Dann endlich hatte ich es geschafft. Keuchend, aber überglücklich lag ich auf dem Sitz meines Wagens. Ich hatte nicht die Kraft, mich aufzurichten, aber meine Finger tasteten nach dem Sprechfunkgerät. Ich brachte den Hörer in Ohrnähe, drückte die Taste und hörte mit einem Male die vertraute Stimme meines Kollegen Ben Hook:
    »Hier Funkleitstelle. Hier Funkleitstelle…«
    ***
    Es dauerte keine zehn Minuten, dann waren sie mit dem Hubschrauber zur Stelle. Sie ließen eine Stahltrosse herunter, und ich befestigte sie an dem Dach des Jaguar.
    Selbst der Motor des Sykorsky, der sonst Panzer mühelos in die Luft hebt, hatte seine Mühe, mich und den Jaguar aus dem gierigen Schlamm des Sumpfes zu befreien.
    Aber endlich stand ich wieder auf fester Straße. Mister High hatte sich mit seinem Wagen zum Tatort fahren lassen. Sein Gesicht war ernst, und eine Sorgenfalte stand auf seiner Stirn.
    »Wer war es, Jerry?«
    Ich zuckte die Schultern.
    »Vielleicht hängt es mit dem Fall zusammen, den Sie bearbeiten«, sagte der Chef. »Vielleicht… Wir müssen mit allem rechnen!«
    »Wieso? Ist inzwischen wieder etwas passiert?« fragte ich.
    Mr. High nickte. »Ja, man kann wohl sagen, daß etwas passiert ist. An der Börse kriselt es. Wenn die Seuchen anhalten, wirkt sich das auf die gesamte amerikanische Wirtschaft aus.«
    Der Fall begann sich allmählich zu einer Katastrophe ungeahnten Ausmaßes auszuweiten. Was ich im Anfang
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher