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0476 - Kalis tödlicher Spiegel

0476 - Kalis tödlicher Spiegel

Titel: 0476 - Kalis tödlicher Spiegel
Autoren: Jason Dark
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gewohnt, einem Mann wie Mahutra zu gehorchen. Sie drehten sich um und gingen, ohne zu murren, davon.
    Singal aber zog auf ein Zeichen des Alten sein Messer hervor. Es war eine sehr scharfe Klinge, er würde die flache Schneide auch in die Augenhöhle schieben können.
    »Jetzt bestehe deine erste Probe«, sagte der Weise.
    Und Singal begab sich an sein schauriges Werk…
    ***
    Verflixt, ich hatte mich verfahren!
    Ob Engländer oder nicht, ob an Nebel gewöhnt und mit Regen großgeworden, irgendwann ist Schluß. Da kommt man nicht mehr weiter. Besonders dann nicht, wenn zu der weißen Brühe noch eine Kälte aus den Wolken kriecht, die Eiskeller-Temperaturen bringt und ein schon schönes Kristallmuster auf den Straßen hinterläßt, für das die Menschen das Wort Glatteis erfunden hatten.
    Glatteis war gefährlich, manchmal tödlich, und ich war auch, trotz Winterreifen, einige Male geschleudert. Zwar befand ich mich noch im Großraum London, aber ziemlich an der nördlichen Peripherie, in Hendon, wo die Großstadt noch einen ländlichen Charakter besaß. Den Publik Park hatte ich bereits umfahren, aber jetzt sah es doch etwas böse aus, denn die langsam treibenden Schwaden nahmen mir den größten Teil der Sicht. Auch das Licht der Scheinwerfer brachte kaum etwas, es wurde bereits nach wenigen Metern verschluckt. Ich hatte den Rover an den Straßenrand gefahren und überlegte, wie es weitergehen sollte.
    Konnte ich zu Fuß mein Ziel erreichen, von dem ich nicht einmal wußte, wo es sich befand?
    Der Fall war sehr mysteriös. Telefonisch hatte man mir einen Tip gegeben, zu einer bestimmten Kreuzung zu kommen, dort würde man mich in Empfang nehmen.
    Normalerweise wäre ich nicht gefahren, aber der Anrufer hatte einen Namen erwähnt, der mich erschreckte.
    Kali!
    Ich kannte die indische Totengöttin, wußte genau, wie grausam sie war, und ihre Diener, die über die gesamte Welt verstreut waren, standen ihr an Grausamkeit in nichts nach.
    Einige Male waren wir schon zusammengetroffen. An diese Treffen erinnerte ich mich nur ungern, denn es war immer haarscharf zugegangen. Den Terror der Tongs hatte ich am eigenen Leibe zu spüren bekommen.
    Ich stieg aus.
    Ein Straßenschild war vom Auto aus nicht zu erkennen. Deshalb hatte ich auch den Stadtplan mitgenommen. Die Menschen, die mir begegneten, sah ich erst im letzten Augenblick, wenn sie aus der weißgrauen Wand erschienen. Manchmal wichen wir uns gegenseitig aus. Auf den Gehsteigen war gestreut worden. Über den Sand konnte man einigermaßen laufen. Trotzdem bewegten sich die Menschen so vorsichtig wie Marionetten, die sehr langsam geführt wurden.
    Ich erreichte eine Kreuzung, sah auch ein Straßenschild und konnte es mühsam entziffern. Ich verglich es dabei mit meiner Karte. Leider befand ich mich noch nicht am Ziel. Ich mußte noch etwa einen halben Kilometer fahren.
    Den Wagen fand ich sofort wieder. Dahinter hatte jemand sein Motorrad abgestellt, wobei ich den Fahrer der Honda nicht sah. Ich erinnerte mich jedoch, auf meiner Fahrt hierher von einem Motorrad verfolgt worden zu sein. Hin und wieder hatte ich ein im Nebel zerfaserndes helles Auge gesehen. War es Zufall, oder hatte es etwas zu bedeuten?
    Die Maschine sah ebenso unverdächtig aus wie mein Rover, in den ich wieder einstieg.
    Ich hatte mir den Weg, den ich noch zurücklegen mußte, genau eingeprägt und würde ihn auch ohne Karte wiederfinden. Der Treffpunkt befand sich nicht mitten im Ort, er lag ein wenig abseits, zwischen dem Hendon Way und dem Great Northway, die das Gebiet wie die »Arme« einer Zange links und rechts umgaben.
    Das Hupen der anderen Fahrzeuge klang dumpf. Der Nebel verschluckte die Geräusche. Auch ich bewegte mich nur im Schneckentempo voran und achtete natürlich auf die bläulich glitzernden Glatteisfallen.
    Vermehrt traten sie außerhalb der Orte auf. Hinter mir vernahm ich das Knattern des Motorrads.
    Auch sein Fahrer hatte nicht mehr länger geparkt. In beiden Spiegeln erkannte ich nicht einmal einen Schatten der Maschine, aber sie wurde beschleunigt, denn plötzlich erschien sie auch als sich bewegende, kompakte Masse an der rechten Seite, und es sah so aus, als wollte sie mich überholen.
    In der Tat rollte der Fahrer vorbei.
    Ich konnte von seinem Gesicht nichts erkennen. Die Lederkleidung schützte ihn, und der Helm sah aus wie ein futuristischer Gegenstand aus einem Zukunftsfilm.
    Ich bewunderte den Fahrer in negativer Weise. Er schien mit dem Glatteis nichts am Hut zu
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