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0476 - Kalis tödlicher Spiegel

0476 - Kalis tödlicher Spiegel

Titel: 0476 - Kalis tödlicher Spiegel
Autoren: Jason Dark
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ihre Ankunft bemerkt worden war, konnten sie nicht sagen. Jedenfalls ließ sich niemand blicken.
    Singal gab den anderen Jägern durch ein Handzeichen zu verstehen, daß sie zurückbleiben sollten.
    Er ging vor bis zum Licht. In zwei flachen Schalen brannte das Feuer. Es sonderte einen dünnen, dunkelblauen Rauch ab, der träge in die Höhe zog und auch die Tempelhalle schwängerte.
    Zwischen den beiden Schalen blieb Singal stehen und rief mit lauter Stimme den Namen des Weisen.
    »Großer Mahutra, wir sind gekommen, um dir zu zeigen, daß wir es geschafft haben. Du hast uns vor einiger Zeit deinen Segen für die Jagd gegeben. Du hast uns mit Rat und Tat zur Seite gestanden, du hast uns geholfen, jetzt sollst du auch den Erfolg sehen, den wir in den Händen halten. Deshalb bitte ich dich, zu uns zu kommen und dir anzusehen, was wir erreicht haben.«
    Er hatte nicht einmal sehr laut gesprochen. Der Tempel besaß eine sehr gute Akustik. Die Stimme des Mannes war auch im letzten Winkel zu hören und würde wahrscheinlich ebenfalls durch die dicken Wände in andere Räume dringen.
    Sie warteten ab.
    Die Strapazen der langen Reise hatten die Männer gezeichnet. Sie sahen erschöpft aus. Tiefe Falten durchfurchten die Haut. Es dürstete sie nach frischem Wasser und Nahrung, aber sie hielten durch, denn so war es abgesprochen.
    Und Mahutra kam. Die Jäger sahen nicht, woher. Plötzlich stand er vor ihnen.
    Er sagte nichts.
    Singal verneigte sich. Die anderen Jäger taten es ihm nach, denn Mahutra war ein geachteter Mann.
    Sie hatten ihn nicht kommen hören, und auch jetzt, als er näher kam, waren seine Schritte kaum zu vernehmen. Es schien so, als würde er schweben.
    Noch hinter dem Feuer blieb er stehen, so daß seine Gestalt höchstens vom Widerschein der Flammen erreicht wurde. Er streckte die Hände aus, und der Rauch gehorchte ihm. War er bisher zur Decke aufgestiegen, so veränderte er nun seine Richtung und glitt auf Mahutra zu. Dabei verdichtete er sich, bildete Wolken, die das Gesicht und die Gestalt des Mannes umschwebten, so daß von ihm kaum mehr Umrisse zu erkennen waren.
    Die Jäger richteten sich wieder auf. Keiner von ihnen wagte es, zuerst das Wort zu ergreifen, so etwas überließen sie dem Weisen.
    Und er begann zu sprechen. Seine Stimme hallte. Sie schien aus den Wänden zu dringen und hüllte die Menschen wie ein Tuch ein. »Ich sehe, daß ihr den Tiger getötet habt, weil ihr meinen Rat befolgt habt. Seid auch weiterhin so schlau und hört auf meine Worte, denn nicht alles, was tot ist, das ist auch für alle Zeiten vernichtet. Manchmal tötet man eine Kreatur, ohne jedoch den Geist des Bösen, der in ihr gesteckt hat, zu vernichten. Das wollte ich euch sagen.«
    »Danke, großer Mahutra«, sagte Singal, »aber wie sollen wir das verstehen?«
    »Es ist nicht schwer, wenn ihr mir folgt. Ich möchte euch bitten, mir den Kopf des Tigers zu Füßen zu legen.«
    Wenn die Jäger über den ungewöhnlichen Wunsch erstaunt waren, so zeigten sie es zumindest nicht.
    Singal nickte zum Zeichen seines Einverständnisses und drehte sich um.
    Zwei Jäger hatten sich bereits zum Eingang begeben, wo die Reste des Killer-Tigers lagen, auch der Kopf.
    Sie bückten sich, packten ihn und hoben ihn gemeinsam an. Sie zitterten unter der Last. Der Schädel des Tigers schien mit Steinen gefüllt zu sein.
    Mahutra wartete hinter dem Rauch. Er wirkte wie ein Geist, und auch Singal schaute zu, wie die beiden Träger den Kopf des Tigers zu Mahutras Füßen legten.
    Wenn der Weise so etwas anordnete, tat er das nicht grundlos. Dann wußte er genau, weshalb er darum bat. Auf Singals Zeichen hin zogen sich die Männer zurück, jedoch nicht, ohne sich vorher verneigt zu haben.
    In der Tempelhalle war es still. Die Jäger besaßen großen Respekt vor Mahutra. Sie würden niemals von sich aus das Wort ergreifen, und nicht ohne Grund hatte der Weise ihnen aufgetragen, ihm den Kopf des Tigers zu bringen.
    Er war der wichtigste Teil…
    Noch lag er unberührt von Mahutra zu dessen Füßen. Der Weise schaute ihn nur an. Die Jäger hatten das Beutestück so hingelegt, daß die Augen in das Gesicht des Weisen starrten.
    Es waren Spiegel. Rund, sehr groß, unwahrscheinlich, und Mahutra sprach schließlich Singal, den Mutigen an. »Du hast dich als Köder dem Tiger hingegeben, er hat dich angenommen, das Netz hat dich vor dem Tod bewahrt, aber die Bestie hat dicht über dir sein müssen. Stimmt das?«
    »Ja, Mahutra!«
    »Was hast du gesehen?
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