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0476 - Kalis tödlicher Spiegel

0476 - Kalis tödlicher Spiegel

Titel: 0476 - Kalis tödlicher Spiegel
Autoren: Jason Dark
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die Männer nicht so recht glauben, aber sie warteten mit fieberhafter Spannung. Ihre Waffen hielten sie bereit. Säbel, Lanzen und Speere.
    Kein Tier floh mehr. Das Brüllen war einfach zu nahe gewesen. Wären sie jetzt geflüchtet, hätte der Tiger sie leicht packen und auch vernichten können.
    So blieben Mensch und Tier vereint in Erwartung des Kommenden und mit der Angst davor.
    Selbst die Kriechtiere auf Singals Körper bewegten sich nicht. Sie warteten ab.
    Wo steckte der Tiger?
    Noch hielt er sich verborgen, aber er würde bestimmt nicht stehenbleiben, er war ein Jäger, der Geruch von Menschen und Blut hatte ihn angelockt. Wahrscheinlich umschlich er bereits die kleine Lichtung, auf der Singal lag, und beobachtete ihn.
    Hin und wieder vernahm der mutige Inder ein Rascheln. Er konnte nicht herausfinden, aus welcher Richtung es kam und ob es der Tiger verursacht hatte.
    Auf einmal war er da!
    Sein Körper war noch nicht zu sehen, doch zwischen den dunklen, wuchernden Pflanzen schimmerten zwei glänzende Kreise - die Augen.
    Der Tiger beobachtete.
    Er stand da wie ausgestopft, seine Geduld war unerschöpflich. Stundenlang konnte er warten, um im nächsten Augenblick blitzschnell und gnadenlos zuzuschlagen.
    Der Wind war eingeschlafen. Wie eine dunkle Mauer umgab der Dschungel die Lichtung. Als der Tiger aus seiner Deckung auf den freien Platz starrte, glich sein Körper einem Schatten, der sich nur vorsichtig bewegte. Er suchte nach einer Lücke, die er durchbrechen konnte, der Blutgeruch drang in seine Nase und ließ ihn die Vorsicht vergessen. Die hauchdünnen Fäden des Netzes beachtete er nicht. Ihr goldenes Schimmern wurde vom dunklen Grün der Pflanzenwelt völlig verdeckt.
    Dann sprang er aus seinem Versteck. Es war ein gewaltiger Sprung, der ihn vom Rand des Dschungels hinaus auf die Lichtung trug, wo der menschliche Köder lag.
    Die meisten Jäger sahen diesen Schatten, und auch Singal erkannte ihn plötzlich.
    Er riß seine Augen weit auf, als er den Schatten über sich sah. Wenn er sich jetzt senkte und das Netz riß, war Singal verloren.
    Der massige Körper wuchtete in den Maschen. Er jagte in dem Augenblick hinein, als Singal einen lauten Schrei ausstieß, sich zur Seite rollte, um auf die Füße zu kommen.
    Der Schrei war gleichzeitig das Signal für seine Freunde gewesen, die den Tiger ebenfalls beobachtet hatten. Sie waren aus ihren Verstecken hochgeschnellt und liefen auf die Lichtung, wo sich das Netz unter dem Gewicht des Tigers bog, aber nicht zerriß.
    Dann kamen die Jäger!
    Sie hatten gesehen, daß der Tiger plötzlich ein Gefangener war, und sie setzten ihre Waffen ein.
    Aus dem Dunkel schleuderten sie die Lanzen und Speere, die in den massigen Körper der Bestie, hineinhieben. Dabei erklangen dumpfe Schläge, als hätte jemand seine Fäuste gegen das Fell gedroschen.
    Schreie erfüllten die Lichtung. Die Jäger stürmten auf den vierbeinigen Killer zu. Sie hatten jetzt ihre Säbel gezückt, um das zu vollenden, was sie mit dem Schleudern der Lanzen begonnen hatten.
    Die Säbel hackten in den Tigerkörper hinein. Sie waren scharf geschliffen worden, durchschnitten das Fell und rissen tiefe, oft armbreite Wunden hinein.
    Der Tiger kämpfte dennoch.
    Er wälzte sich durch das Netz. Er brüllte und fauchte, daß der Dschungel erzitterte. Jede Kreatur sollte hören, daß der König unter ihnen nicht aufgab, aber die Männer kannten kein Pardon. Nur waren sie so eifrig, daß auch das Netz zerstört wurde. An zwei Stellen riß es, und der Tiger rutschte hinaus.
    Einer der Jäger, der bereits zu einem Rundschlag ausgeholt hatte, sah eine Pranke plötzlich dicht vor seinen Augen. Er wollte den Kopf noch zur Seite nehmen, das gelang ihm nicht mehr. Zum Glück spürte er keine Schmerzen, als er durch den unheimlich harten Prankenhieb sein Gesicht und noch mehr verlor. Er war schon tot, bevor er den Boden berührte. Seine Freunde hatten gesehen, wie er starb. Singal schnappte sich den Säbel des Toten. An der Klinge klebte noch in langen Schlieren das Blut der Bestie.
    Singal befand sich wie in einem Rausch. Der größte Teil seines Körpers war noch mit dem eingetrockneten Blut bedeckt. Überall juckte und schabte es, darauf nahm er keine Rücksicht, er wollte den Tod seines Freundes rächen und den Tiger vernichten, der aus dem Netz gerutscht war, sich mit den Vorderpranken abstützte und trotz seiner schweren Verletzungen hochstemmen wollte.
    Singal packte den Säbelgriff mit beiden Händen. Er
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