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0476 - Kalis tödlicher Spiegel

0476 - Kalis tödlicher Spiegel

Titel: 0476 - Kalis tödlicher Spiegel
Autoren: Jason Dark
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Konntest du in seine Augen schauen? Sie sind wie Spiegel, aber gleichzeitig Fenster in eine andere Welt. Öffnungen zu fremden Reichen. Ich spüre, daß dieses Tier besessen war und es auch noch ist, obwohl es sich nicht mehr erheben kann.«
    »Ich sah eine schreckliche Gestalt, Mahutra. Etwas Böses steckte in dem Tier. Ein Dämon. Grauenvoll, widerlich, gefährlich. Ich schwebte in plötzlicher Todesangst, als ich die Augen und die Totengöttin über mir schweben sah.«
    »Also Kali?«
    »Ja, ich wagte den Namen nicht auszusprechen!« flüsterte Singal und senkte den Kopf.
    Mahutra nahm die Ankündigung gelassen hin. Die anderen Männer sprachen auch nicht. Sie schauten zu, wie der Weise mit seinen Händen ungewöhnliche Figuren in der Luft beschrieb und dabei Worte sprach, die sie noch nie gehört hatten.
    Nur die Auserwählten kannten die alten Beschwörungsformeln, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden, und Mahutra gehörte dazu. Er hatte sich noch keinen Nachfolger auserwählt, aber an diesem Tage, als der Tiger erledigt war, wollte er es tun.
    Der Weise rief Singal zu sich.
    Der war für einen Moment erschreckt. Er hatte nicht damit gerechnet, zu Mahutra kommen zu dürfen, doch die Aufforderung war gesprochen, er mußte sich fügen.
    Und so trat er in den Rauch und sah das alte, faltige Gesicht des Weisen schon sehr bald vor sich. Er mußte sich verneigen, Mahutra legte ihm beide Hände auf den Kopf, so daß diese Geste aussah, als sollte Singal gesegnet werden.
    »Dich, mutiger Singal, habe ich dazu ausersehen, mein Nachfolger zu werden. Ich werde nicht mehr lange leben. Die mächtigen Geister haben längst beschlossen, mich zu sich zu rufen. Noch habe ich Zeit, die ich nutzen will. Wenn ich nicht mehr bin, wirst du sein. Ich werde dich ausbilden und dich in die Geheimnisse der Lebenslehren einweihen. Deine erste Aufgabe hast du schon heute zu erfüllen. Nimm innerlich Abschied von einer Welt, der du bisher angehört hast, aber wenn deine Freunde und auch Fremde dich brauchen, sei immer für sie da!«
    Singal verneigte sich wieder. »Das verspreche ich dir. Ich bin mir der Ehre bewußt, Mahutra, aber ich bin ein Unwürdiger, der es nicht verdient…«
    »Du kannst meinen Entschluß nicht ändern. Wir dürfen auch keine Zeit verlieren. Ich habe den Tigerkopf vor meinen Füßen liegen sehen, ich habe hineingeschaut in die Augen, ich sah hindurch, und ich blickte in mir unbekannte Fernen, die große Gefahr ist jedoch noch nicht gebannt. Nach wie vor schwebt sie über uns. Wir können sie aber verlagern, darum werde ich dich bitten, und es wird deine erste Aufgabe sein. Bist du bereit, Singal?«
    »Ja, Mahutra!«
    »Dann töte den Tiger!«
    Singal war es nicht gewohnt, einem Weisen zu widersprechen, in diesem Fall allerdings konnte er nicht anders. Er schüttelte den Kopf und sagte dabei: »Er ist doch tot, ich…«
    »Hätte ich nicht gesagt, daß nicht alles, was tot aussieht, auch tot sein muß?«
    »Ja, das…«
    »Es steckt noch Leben in ihm!« flüsterte Mahutra, »und das müssen wir entfernen. Sieh dir die Augen an. Du mußt sie herausschälen, das allein ist wichtig. Du mußt aus den Augen einen Spiegel fertigen, in dem Kalis Geist gefangen ist. Er darf einfach nicht mehr in diesem Tier wohnen. Hast du gehört?«
    »Ja, großer Mahutra.«
    »Kalis Geist muß entfernt werden. Er braucht eine andere Wohnstatt. Spiegelnde Augen sollen das werden, wozu sie geschaffen sind. Ein Spiegel. In seiner Fläche mußt du den Geist der Kali bannen. Die Totengöttin ist sonst zu mächtig.«
    Singal nickte. »Ich werde deinen Ratschlag befolgen, Mahutra. Wann soll ich damit beginnen?«
    »Trägst du ein Messer bei dir?«
    »Ja, großer Mahutra!«
    »Dann nimm es und stich dem Tier die Augen aus. Du wirst sehen, daß sie etwas Besonderes sind. Bewahre sie auf und lasse dir einen ovalen Rahmen aus dunklem Holz geben. Dann wirst du die Spiegelaugen zerdrücken, so daß eine hauchdünne Schicht entsteht, die den Rahmen des Spiegels ausfüllt. So hast du schließlich den Geist der Totengöttin Kali im Spiegel gefangen. Zusätzlich mußt du ihn noch beschwören. Ich werde dich die entsprechenden Worte lehren. Hast du mich verstanden?«
    Singal verneigte sich und hauchte sein »Ja, großer Mahutra.«
    Der Weise war zufrieden. »Ihr anderen aber«, sagte er, »werdet nicht mehr länger in diesem Tempel bleiben können. Geht weg, verlaßt ihn und kommt zurück, wenn Singal euch ruft.«
    Die Jäger waren es
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