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0473 - Botin des Unheils

0473 - Botin des Unheils

Titel: 0473 - Botin des Unheils
Autoren: Werner Kurt Giesa
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die beiden Druiden vom Silbermond, schienen mehr zu wissen, als sie sagen wollten und spielten Auster, wenn die Rede auf Merlin kam. Zamorra hatte nur Andeutungen aufschnappen können von einem ehrgeizigen, großen Plan, wie ihn bisher noch niemand im ganzen Multiversum auch nur andeutungsweise in Erwägung gezogen hatte. Aber zumindest Gryf hatte über diesen geheimen Plan, in den er eingeweiht zu sein schien, schon mehrmals recht kritische Bemerkungen fallen gelassen.
    Demnach trauten die Druiden seinem Plan nicht - zum erstenmal überhaupt. War es ein Wunder, daß das Zamorras Neugierde erst richtig weckte? Und insgeheim grollte er Gryf, daß der sich in puncto Merlin nach wie vor verschlossen hielt wie eine Auster, die keinen Räuber an ihre Perlen kommen lassen wollte.
    »Was mich dagegen interessiert«, unterbrach Nicole Zamorras Gedanken, »ist, weshalb Fenrir uns nicht die Wurst von den Tellern geklaut hat. Wo steckt der blöde Köter überhaupt? Früher hat er doch nie ein Frühstück ausgelassen!«
    Mit dem »blöden Köter« war der alte sibirische Wolf gemeint, der menschliche Intelligenz und telepathische Fähigkeiten besaß, die von Merlin geschult worden waren. Normalerweise hielt sich Fenrir bei Gryf und Teri, den beiden Druiden, auf, aber in den letzen Wochen hatte er sich im Château Montagne eingenistet. Sowohl bei den Druiden als auch bei Zamorra und Nicole hat er so etwas wie »Hausrecht«
    - schließlich war er wesentlich mehr als ein Tier; annähernd einem Menschen gleichzusetzen, und es hat sich ziemlich schnell so eingespielt, daß er versuchte, die besten Happen vom Früshtückstisch zu stibitzen, wenn Zamorra und Nicole ihn nicht daran hinderten, indem sie schneller waren. »Frühstück« war dabei auch leicht übertrieben; es war eher eine Art Mittagstisch in Mini-Form, weil sowohl Zamorra als auch seine Lebensgefährtin Nachtmenschen waren. Ihr Job als Dämonenjäger hatte sie dazu gemacht Schwarzblütige bevorzugten die dunklen Stunden, und wer sie unschädlich machen wollte, mußte sich zwangsläufig ihren Gepflogenheiten anpassen. Daraus resultierte, daß die Nächte auch in der »Freizeit« sehr lang wurden und man kaum vor Mittag aus den Federn kam - zuminde-stens nicht freiwillig. So verschoben sich natürlich auch die Mahlzeiten.
    »Keine Ahnung, wo der Bursche sich herumtreibt«, gestand Zamorra schulterzuckend. »Vielleicht hat er ja eine Freundin gefunden, zu der es ihn jetzt verstärkt hinzieht… immerhin macht er schon seit mehreren Tagen Frühstückspause. Ist nebenbei gar nicht so schlecht, zwischendurch mal wieder nicht um Schinken und Wurst kämpfen zu müssen…«
    »Eine Freundin?« echote Nicole und wölbte die Brauen. »Wölfe gibt’s hier doch dank des Ausrottungsfanatismus von uns Menschen schon lange nicht mehr, die Hunde werden nachts eingesperrt und die Katzen können gar nicht so besoffen sein, sich mit dem alten Knaben auf ein Techtelmechtel einzulassen…«
    »Vielleicht ist es ja eine fesche Füchsin«, spottete Zamorra. »Haben wir eigentlich heute schon irgend etwas vor, außer dem üblichen Training?«
    Nicole hatte den Terminkalender im Kopf.
    »Nichts. Die Post ist aufgearbeitet, an einem neuen Sachbuch schreibst du derzeit nicht, Gastvorlesungen hast du auch keine - willst du eigentlich nun das Angebot annehmen, im Wintersemester wieder einen Lehrstuhl an der Sorbonne zu halten, oder nicht? - Und der Report über das portugiesische Schatzschiff und den ghanesischen Dorfzauberer Motobo ist auch fertig und gespeichert…« [1]
    Zamorra schüttelte sich. Der Zauberer und der Fluch, der so lange über ihm gelegen hatte, steckte ihm weniger in den Knochen als die Erinnerung an ihren Auftraggeber, der das fast fünfhundert Jahre alte Schatzschiff hatte heben wollen und dennoch leer ausgegangen war wie alle anderen, die hinter dem Gold her gewesen waren. Heute begriff Zamorra nicht mehr, warum er jenen Job angenommen hatte, denn das Geld dafür brauchte er selbst nicht und hatte es längst der deBlaussec -Stiftung zukommen lassen, die Opfer dämonischer Umtriebe finanziell unterstützte. Der Abenteurer und stinkreiche Schatzsucher Beaucasser hatte sich ihm von der unangenehmsten Seite gezeigt und ging wohl auch lässig über Leichen, wenn es seinen Zwecken dient; Zamorra hoffte, daß er ihm nie im Leben wieder begegnen würde. Daß Beaucasser leer ausgegangen war, stellte ihn durchaus zufrieden.
    »Den Lehrstuhl… ich glaube, ich werde den Vertrag nicht
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