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0473 - Botin des Unheils

0473 - Botin des Unheils

Titel: 0473 - Botin des Unheils
Autoren: Werner Kurt Giesa
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getretener Hund. »Auuu - mein Sonnenbrand«, schwindelte er mit dem leidenden Ausdruck tiefster Verzweiflung. »Immer auf die Kleinen…«
    Aus dem Hintergrund schob sich ein junger Mann heran. »Um die Sache voranzutrieben«, bot er an; »gehen je ein Viertelchen für Niocle, Zamorra und André auf meine Rechnung. André hat seinen Anteil zwar vorhin schon gekriegt, aber immerhin hat er Zamorra das Leben gerettet, mindestens, und Rabenväterchen Staat damit seinen größten Steuerzahler erhalten!« Und dabei grinste er geradezu herausfordernd.
    »Wird hier ein Fest gefeiert? Bist du der Grund dafür, Pascal?« fragte Zamorra neugierig.
    »Ein Fest? Nein… aber eine fette Lokalrunde, weil ich in etwa acht Monaten mein zweites Kind kriege…«
    »Mann, Pascal, du bist ein Wunder der Schöpfung!« platzte Nicole heraus. »Du kriegst dein zweites Kind? Fantastisch, Pascal, weil du damit im Guinness-Buch der Rekorde landen müßtest!«
    »Wieso?« Pascal Lafitte zeigte sich verwirrt.
    »Na, bisher war es doch immer so, daß wir Frauen die Kinder bekommen! Euch Männern fehlt doch dazu eine ganze Reihe wichtiger Organe wie zum Beispiel die Gebärmutter… und du kriegst jetzt schon dein zweites Kind! Gratuliere, du Rarität…«
    Lafitte verdrehte die Augen. »Recht hatten sie, unsere Vorväter aus der Steinzeit, die den Frauen das Reden in der Öffentlichkeit verboten haben…«
    »Oh, die hast du noch gekannt? Dann bist du ja ein noch größeres Phänomen«, stellte Nicole fest. »Meines Wissens haben damals noch nicht mal Merlin oder Asmodis gelebt… Du solltest dich wirklich bei der Guinness-Redaktion bewerben…«
    »Aaahhrrrrg«, ächzte Lafitte. »Mostache, wenn du diesem frechen Weibsbild das Glas wirklich bis zum Eichstrich füllst, bist du die längste Zeit mein Freund gewesen! Halb voll ist schon zu viel…«
    »Also, dazu verpflichtet mich die Gewerbe-Aufsicht, die Gläser anständig zu füllen«, grinste der Wirt.
    »Und was ist das hier?« protestierte André, der sein Glas Mostache vor die Nase hielt, in dem der Wein nur noch zwei Fingerbreiten füllte. »Hast du dieses Glas gefüllt oder nicht, Mostache?«
    »Bevor du es leergesoffen hast, du Schlauch auf Beinen… und heute hat die Beschwerdestelle geschlossen!«
    Derweil gratulierten Zamorra und Nicole dem jungen Vater, der schon so lange ihr Freund war. Seit damals, als der Schlangendämon Ssacah erst in Lyon und dann auch hier sein Unwesen trieb. »Warum hast du deine Frau nicht mitgebracht?« wollte Zamorra wissen.
    »Einer muß doch auf das schon vorhandene Kind aufpassen! Aber so gegen acht Uhr wechseln wir uns ab…«
    »Wenn du dich bis zur Oberkante Unterlippe abgefüllt hast, damit du das Greinen deines Nachwuchses nicht mehr als störend empfinden und deshalb getrost ignorieren kannst?« schmunzelte Nicole.
    Lafitte hob sein Glas, das er mitgebracht hatte, und ließ Nicole daran schnuppern. »Man kann auch alkoholfrei feiern«, stellte er nüchtern fest.
    Währenddessen hatte Mostache Gläser frisch gefüllt und stellte sie vor seinen Gästen auf der Theke ab. Sie prosteten sich zu. Während Nicole mit Mostache die Übernachtungsfrage abklärte, sah Zamorra sich in der Schankstube um. Lafittes neuer Nachwuchs war anscheinend der Grund dafür, daß hier trotz der frühen Stunde schon eine Menge los war. Das Dorf war klein, und solche Dinge sprachen sich schnell herum und wurden gemeinsam »begossen«. Auch Zamorra und Nicole gehörten irgendwie zu dieser verschworenen Gemeinschaft eines winzigen Loire-Dorfes, in dem Nachbarschaft noch sehr groß geschrieben wurde. Zamorra war nicht nur der Besitzer von Château Montagne, dessen Ländereien an die Leute aus dem Dorf verpachtet waren und die deshalb an ihn zu bezahlen hatten und sein Vermögen begründeten - er war auch immer da, wenn Hilfe gebraucht wurde. Oft genug hat er es unter Beweis gestellt und gezeigt, daß er einer von ihnen war, der an ihren Sorgen und Nöten teilnahm und nicht nur als der große Abkassierer auftrat.
    Deshalb herrschte auch immer ein freundschaftliches Verhältnis zwischen ihnen, und deshalb konnte man sich hin und wieder auch mal ein paar Worte sagen, ohne gleich befürchten zu müssen, daß das in falsche Kehlen geriet. Aber selten genug kam das vor; wesentlich häufiger waren die Feste, die man gemeinsam feierte.
    An einem Fenstertisch saß Enrique Landemon. Er hatte den Tisch für sich allein, trug eine Leichenbittermiene zur Schau und hatte neben dem Bierglas
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