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0473 - Botin des Unheils

0473 - Botin des Unheils

Titel: 0473 - Botin des Unheils
Autoren: Werner Kurt Giesa
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und die hatte bislang auch noch niemand erfolgreich fertiggebracht!
    Aber nun konnte Zamorra Nicole sehen!
    Besuch hatte er auch; und er fühlte sich wie von den Toten auferstanden, als er stehenden Auges und ohne Hilfe die Treppe hinabschritt, um den Besuch zu empfangen. Das einzige, was ihm bewies, nicht zu träumen, war sein eingegipster Arm in der Trageschlaufe, mit dem er gegen den Türrahmen schlug und prompt eine teuflische Schmerzwelle durch seinen Körper rasen fühlte.
    Der Besuch bestand aus Fenrir und Naomi Varese.
    »Zamorra, ich bin gekommen, um mich nach dem Zustand Ihrer Augen zu erkundigen, und zu meiner Freude können Sie wieder sehen«, stellte Naomi fest. »Damit stimmt es, was Fenrir behauptete…«
    »Und was behauptete dieser dumme Hund?« grinste Zamorra.
    Fenrir grinste mit hochgezogenen Lefzen wölfisch zurück. Ich möchte wissen, warum mir nie jemand glaubt, wenn ich etwas sage, sendete er. Mir ist nur aufgefallen, daß in Cilas Fluch nur von Menschen die Rede war, nicht aber von Tieren. Und ich kann mich dumpf entsinnen, daß ich so etwas ähnliches bin wie ein Tier.
    »Dieser Verdacht ist angesichts deines Äußeren nicht ganz von der Hand zu weisen«, sagte Zamorra. »Und?«
    »Cilas Fluch besagte, daß nur Liebe zu mir ihn aufheben könne«, sagte Naomi. »Cila hat wohl angenommen, daß ich nur von Menschen geliebt werden könne - und Menschen würden dem Fluch automatisch zum Opfer fallen. Damit war eine Erlösung praktisch unmöglich.«
    Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht naß, heißt doch ein Sprichwort bei euch Menschen, fügte Fenrir hinzu. Theoretisch war es unmöglich. Aber ich habe auf meine Weise so etwas wie Liebe und Zuneigung zu Naomi entwickelt. Ich bin kein Mensch. Aber das Gefühl zählt. Und das hat den Fluch nun geknackt. Ist deine Pechsträhne vorbei oder nicht, Zamorra?
    »Zumindest kann ich wieder sehen, obgleich der Arzt mir da keine noch so geringen Hoffnungen machen konnte«, erwiderte Zamorra.
    Er fühlte sich erleichtert, und er schloß Naomi in seine Arme und küßte sie auf beide Wangen. »Willkommen unter den normalen Menschen«, sagte er.
    »Ich freue mich, daß Sie wieder sehen können«, sagte Naomi. »Ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben. Aber Fenrirs Zuneigung hat gewirkt. Die Hexe hat ihren Kampf doch noch verloren, auch wenn es einige Zeit gedauert hat.«
    Was zwanzig Jahre währte, kann nicht innerhalb einiger Minuten sein Ende finden, ergänzte Fenrir. Rom wurde bekanntlich auch nicht an einem Tag erbaut.
    »Und Naomis Hütte im Wald wird auch nicht an einem Tag restauriert werden können«, erinnerte Zamorra sich an sein Versprechen. »Aber wir kriegen’s in den Griff, denke ich. Und wir haben uns bestimmt nicht zum letzten Mal in unserem Leben gesehen.«
    »Ganz bestimmt nicht«, sagte Naomi, die keine Unheilsbringerin mehr war.
    ENDE
    [1] Siehe Professor Zamorra Nr. 472 »Der Tiefsee-Teufel«
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