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0473 - Botin des Unheils

0473 - Botin des Unheils

Titel: 0473 - Botin des Unheils
Autoren: Werner Kurt Giesa
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das? Liegt die Hütte etwa…«
    »Vielleicht«, sagte Zamorra. »Ich wäre Ihnen verbunden, Mademoiselle, wenn Sie herausbekommen könnten.«
    Stumm und ratlos machte Naomi ein paar Schritte ins Freie. Zamorra konnte sie jetzt bei Licht ansehen - oder was sich Licht nannte unter dem überhängenden Laubdach der angrenzenden Bäume. Die Frau war schlank, trug ein einfaches, rotes Kleid, und sie sah aus wie eine Zwanzigjährige. Nur winzige Fältchen verrieten, daß das Alter und der Fluch sie gezeichnet hatten.
    Sie hockte sich neben Fenrir auf den Boden, zog den Wolf an sich und streichelte ihn. Fenrir quittierte es mit leichtem Schweifwedeln. Mißtrauisch sah er Zamorra an.
    Das Amulett sprach nicht auf Naomi Varese an. Also ging das Kraftfeld nicht von ihr aus. Trotzdem hatte er plötzlich das Gefühl, als Mediziner völlig ungeschützt einem Pestkranken gegenüberzustehen und dessen vergifteten Atem in sich aufzunehmen. Er schüttelte dieses klebrige Gefühl von sich ab und ging an Naomi vorbei wortlos wieder auf die Hütte zu. Seine Finger berührten das Amulett. Er gab Merlins Stern einen konzentrierten Gedankenbefehl. Das Amulett bestätigte auf seine lautlose Art.
    Zum zweiten Mal trat Zamorra ein. Abermals spürte er die Warnung vor dem dunklen Kraftfeld. Aber es konnte ihm nichts anhaben. Merlins Stern würde ihn vor jedem Angriff schützen. Das magische Feld verursachte nur starke Unruhe in ihm.
    Zamorra versuchte, die Dunkelheit mit seinen Blicken zu durchdringen. Da es draußen auch nicht gerade sonderlich hell war, dauerte es nicht lange, bis er sich angepaßt hatte. Er sah eine Art Wohnküche. Ein paar einfache Stühle, ein Herd, ein Tisch, ein Schrank. Bilder an den Wänden, von denen er kaum Einzelheiten erkennen konnte, aber sie schienen nicht gekauft, sondern selbst gemalt zu sein. Im nächsten Moment fand Zamorra seinen Verdacht bestätigt, als er in einer Ecke die Staffelei sah und die Farb- und Pinselbehälter mit der Malerpalette.
    Unter dem Fenster lagen Decken sowie ein Freß- und ein Wassernapf. Das war also Fenrirs Lager. Über den Freßnapf war Zamorra ein wenig verblüfft; er hatte eher angenommen, daß der Wolf, wenn ihn der Hunger packte, den Wald durchstreifte und das darin hausende Kleingetier riß. Immerhin dürfte es für eine Frau wie Naomi Varese auch nicht gerade einfach sein, Hundefutter in den von Fenrir benötigten Mengen heranzuschaffen.
    Der Wassernapf erinnerte ihn daran, daß diese Hütte wohl kaum einen Wasseranschluß besaß. Vermutlich gab es in der Nähe eine Art Ziehbrunnen. Sich nur auf Regenwasser zu verlassen, war sicher zu riskant.
    Eine Tür führte in einen weiteren Raum. Zamorra öffnete sie bedächtig Und warf einen kurzen Blick in das Schlafzimmer. Über mehr Räumlichkeiten verfügte die Hütte nicht. Die Toilette mußte sich auch außerhalb befinden, vermutlich hinter dem Haus oder gar ein Stück tief im Wald.
    Primitivste Lebensumstände… der Preis der selbstgewählten Einsamkeit.
    Immer noch wartete Zamorra auf einen Angriff. Aber der blieb aus.
    Er löste das Amulett von der Halskette und hielt es mit beiden Händen vor sich. Mit dem Daumen berührte er eines der erhaben gearbeiteten Schriftzeichen auf dem äußeren Silberband der handtellergroßen Scheibe. Kaum merklich verschob sich das Zeichen, um eine magische Funktion auszulösen und unmittelbar darauf wieder in seine ursprüngliche Lage zurückzukehren, um dort scheinbar unverrückbar fest zu sitzen. Im nächsten Moment glühte das Amulett schwach auf, wurde in seinem Leuchten intensiver, und dann sah Zamorra in diesem Leuchten plötzlich ein Gesicht.
    Das Gesicht einer Frau…
    Noch war es undeutlich, aber er ahnte, daß es sich nicht um Naomi handeln konnte.
    Die war lautlos hereingekommen und stand jetzt unmittelbar hinter ihm.
    Auch sie sah das Gesicht.
    Da schrie sie gellend auf.
    »Cila…«
    ***
    Das fremde Frauengesicht im Amulett-Leuchten verzog sich zu einer höhnischen Grimasse. Zamorra glaubte ein höhnisches Gelächter zu hören und sah aus den Augenwinkeln, wie neben ihm Naomi Varese sich zusammenkrümmte und auf die Knie sank. »Cila!« schrie sie. »Cila, du bist tot… warum kannst du mich immer noch nicht in Ruhe lassen…«
    Sekundenlang überstürzten sich Zamorras Gedanken. War die Hexe Cila doch nicht tot? Hatte sie ihr Opfer nur düpiert? Aus Fenris telepathischer Übertragung wußte er, daß Naomi an Cilas Grab gestanden hatte, aber wer konnte denn sagen, ob unter der Erde
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