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0473 - Botin des Unheils

0473 - Botin des Unheils

Titel: 0473 - Botin des Unheils
Autoren: Werner Kurt Giesa
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will«, bedauerte er. »Ich hätte wirklich daran denken sollen. Aber Merlin ist wichtiger.«
    Angelique schluckte. Die jetzt leere Tasse in der einen Hand, bückte sie sich wieder und pflückte mit der anderen einige der Blumen ab, um sie für die warme Stube zu retten; Julians Mühe, sie wachsen zu lassen, sollte nicht ganz umsonst gewesen sein. Sie erinnerte sich an das Versprechen, das er sich selbst gegeben hatte, als er der absoluten Macht überdrüssig die Hölle verlassen hatte - er wollte seine Gabe des Träumens nur noch benutzen, wenn es wirklich erforderlich war. Und bisher hatte er sich daran strikt gehalten…
    »Jemand muß Merlin warnen«, murmelte Julian. »Er darf es nicht tun… er hebt die Welt aus den Angeln…«
    Anglique führte ihn in die Blockhütte zurück. Julian streckte sich auf einem der Felle aus. Den flach gewordenen Metallstab legte er zur Seite.
    »Was wird das?« fragte Angelique. »Und - wie machst du das?« Sie streckte zwei Finger aus, wie sie es bei ihm gesehen hatte, und machte eine gleitende Bewegung.
    »Der Geist ist stärker als die Materie«, erwiderte er. »Und was es wird? Siehst du es nicht?«
    Sie starrte den flachen, breiten Metallstab an und versuchte ihn in eine gedankliche Vorstellung zu bringen.
    Wenn sie sich einen Griff dazu dachte - erinnerte er sie an ein Schwert …
    ***
    Château Montagne, Frankreich:
    »Mich würde interessieren, was unser weißbärtiger Freund Merlin derzeit macht und wie’s ihm geht«, sagte Professor Zamorra.
    »Ich nicht!« erklärte Nicole Duval kategorisch. »Und falls du auf die Idee kommst, bei ihm nachfragen zu wollen, darfst du das ohne mich tun. Jedesmal, wenn wir Kontakt mit Merlin bekamen, hat es in der Vergangenheit die größten Scherereien gegeben, und darauf bin ich wahrhaftig nicht scharf! Die drei Wochen Ruhe haben uns gut getan, und ich mag nicht innerhalb der nächsten Tag schon wieder zur Urlaubsreife gebracht werden. Ich bin heilfroh, daß es an der schwarzmagischen Front mal zwischendurch wieder etwas ruhiger geworden ist.«
    »Das liegt wahrscheinlich daran, daß der neue Fürst der Finsternis, Julians Nachfolger, sich nicht so recht durchsetzen kann«, spekulierte Zamorra.
    Seine attraktive Gefährtin, die ihre Karriere vor Jahren bei ihm als Sekretärin angefangen hatte, als er noch an amerikanischen und französischen Universitäten Parapsychologie lehrte, ging absichtlich nicht auf diese Spekulation ein. Wenn es um Auseinandersetzung mit dämonischen Wesenheiten ging, langte sie zwar herzhaft mit zu, drängte sich aber nicht unbedingt danach. Dafür hatten sie in den letzten Jahren ein wenig zu viel zu tun gehabt. Daß ihr Privatleben dabei nicht völlig zu kurz gekommen war, ließ sich durchaus als ein Wunder mittlerer Größenordnung betrachten.
    »Trotzdem glaube ich, daß Merlin…«, setzte Zamorra wieder an. Nicole unterbrach ihren geliebten Lebensgefährten, indem sie nach dem Honigtopf griff und drohte, ihm diesen samt dem klebrigen Inhalt an den Kopf zu werfen. »Und wenn du jetzt noch die blöde Bemerkung bringst, wie hübsch ich aussehe, wenn ich wütend bin, kannst du anschließend im Fitneß-Center dein blaue-Flecken-haltiges Wunder erleben, wenn ich dir zeig, wie lange du inzwischen deine Judo- und Kung-Fu-Übungen vernachlässigt hast…«
    Zamorra lachte auf und hob abwehrend die Hände. »Hast du mich diesen Quatsch jemals sagen hören? Schließlich bist du ja auch hübsch, wenn du nicht wütend bist, und dieser wirklich dümmliche Spruch wäre nur eine Abwertung…«
    »Bestie!« zischte Nicole ihm zu. Aber in ihren Augen funkelte es dabei vergnügt.
    Zamorra erdolchte und tranchierte ein weiteres Brötchen, belegte beide Hälften mit Lachs und reichte eine der Hälften Nicole hinüber. »Bestechungsangebot zur Friedenssicherung«, sagte er.
    »Denkst du, ich schwaches Weibchen könnte mir meine Brötchen nicht mehr selbst schmieren?« gab Nicole zurück, die sich in der Folge aber dennoch als äußerst bestechlich erwies und sich sogar die Kaffeetasse frisch befüllen ließ.
    Das Thema Merlin war am Frühstückstisch gestorben, dabei interessierte das Befinden des Zauberers Zamorra tatsächlich. In der letzten Zeit war der Alte aus Caermardhin, der unsichtbaren Burg im Süden von Wales, kaum ansprechbar gewesen und hatte sich auch noch als extrem schwach gezeigt. Wieso er seine frühere immense Kraft nicht mehr besaß, hat Zamorra bislang noch nicht in Erfahrung bringen können. Gryf und Teri,
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