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0466 - Gefangen in der Satansburg

0466 - Gefangen in der Satansburg

Titel: 0466 - Gefangen in der Satansburg
Autoren: Werner Kurt Giesa
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er eigentlich tot sein müßte, danach zu urteilen, wie er zwischen die zupackenden Beißzangen des Ungeheuers geraten war.
    Er war schwach. Schaffte es nicht einmal, sich auf die Ellenbogen zu stützen. Und während er seine Muskeln anzuspannen versuchte, spürte er ein seltsames Ziehen an verschiedenen Stellen seines Körpers, gleichzeitig wurde ihm schwindlig. Er schloß die Augen, atmete so tief wie möglich und versuchte sich zu entspannen.
    Starker Blutverlust, diagnostizierte er. Wieso lebte er überhaupt noch? Und warum spürte er keine Schmerzen? Sollte dieser Parapsychologe Zamorra da etwas getan haben?
    Markham verwünschte seinen Leichtsinn. Er hätte nicht mitkommen dürfen. Aber er war zu neugierig gewesen, und Zamorra hatte ihn auch noch bestärkt. Vielleicht brauchen wir drüben in der anderen Welt einen Arzt - für die Skelett-Parasiten; hatte er angedeutet.
    Nun war der Gerichtsmediziner, Chirurg und Pathologe es selbst, der einen Arzt brauchte.
    Markham öffnete die Augen wieder, aber er brauchte nicht an sich hinunterzusehen, um zu wissen, daß er am Ende seines Weges angelangt war. Es mußte schon ein Wunder geschehen, um ihn zu retten. Woher sollte aber jetzt ein Arzt kommen, der noch dazu einen Operationssaal brauchte, um noch etwas ausrichten zu können?
    Von seiner Umgebung konnte Markham seltsamerweise kaum etwas erkennen. Ließ seine Sehkraft bereits so enorm nach, daß alles, was mehr als zwei oder drei Meter von ihm entfernt war, schon außerhalb seines Gesichtsfeldes war?
    Plötzlich tauchte jemand aus dem diffusen Nebel auf. Eine hochgewachsene, schlanke Gestalt, die Markham irgendwie an Zamorra erinnerte. Aber er war sich nicht sicher. Über dem Gesicht des anderen lag ein eigentümlicher Schatten, und seine Augen schienen schwarze Flecken zu sein, in denen es rötlich glomm. Halluzinationen eines Sterbenden , dachte Markham mit seltsamer Klarheit. Ich bilde mir dieses rötliche Glühen nur ein. Es gibt keine Menschen, deren Augen so glühen.
    Auf die Idee, daß der andere kein Mensch sein könnte, kam er nicht.
    Der Fremde trat dicht neben das Lager, auf welches man Markham gebettet hatte. Er beugte sich über den Schwerverletzten.
    »Doktor Markham«, sagte er. »Ich möchte verhindern, daß Sie sterben. Können Sie mich verstehen? Können Sie sprechen?«
    »Ich möchte es auch verhindern«, sagte Markham leise. Das Sprechen fiel ihm schwer. »Aber ich fürchte, es gibt für mich keinen anderen Weg mehr.«
    »Ganz ruhig, Doktor«, sagte der Fremde. Er lächelte; Markham konnte es deutlich sehen. »Ich kann Ihnen helfen, Doktor. Ich kann es schaffen, daß Sie wieder ganz gesund werden.«
    Warum tut er es dann nicht? dachte Markham. Warum redet er nur? Oder ist da ein Haken dran?
    »Sie müßten auch etwas für mich tun, Doktor«, sagte der Fremde.
    »Alles, was Sie wollen«, krächzte Markham. »Wenn Sie mich durchbringen, tue ich alles, was Sie wollen.«
    »Das ist gut«, sagte der Fremde zufrieden. »Ihr Wort gilt. Sie werden genesen, Doktor. Und Sie werden mein Diener sein. Sie brauchen nicht zu sterben.«
    Markham nickte. Er brauchte nicht zu sterben. »Ich tue, was Sie wollen«, wiederholte er, während eine irrwitzige Hoffnung in ihm aufstieg. Aber war er nicht ein Narr? Wie sollte dieser Fremde ihm denn ohne medizinische Ausrüstung helfen können? Was wußte er überhaupt von den Verletzungen? War er Arzt?
    »Wer sind Sie? Was sind Sie? Chirurg?«
    Der Fremde lächelte wieder. Er streckte die Hand aus und strich damit über Markhams Körper. Dort, wo sich die schweren Verletzungen befanden, verharrten seine Hände.
    »Sie haben viel Blut verloren«, sagte er. »Aber das ist nicht weiter schlimm. Möchten Sie nicht aufstehen, Doktor?«
    »Sie sind verrückt«, keuchte Markham. Zu seiner eigenen Überraschung fiel ihm das Sprechen leicht, obgleich er vor ein paar Sekunden noch Mühe damit gehabt hatte, seinen Mund zu bewegen und die Worte zu artikulieren.
    »Es ist vollbracht«, sagte der Fremde. »Nun stehen Sie doch schon auf, Doktor.«
    Tatsächlich konnte der Arzt sich ohne Mühe erheben. Er sah an seinem Körper entlang; erst jetzt wurde ihm bewußt, daß man ihn entkleidet hatte. Vergeblich versuchte er die Wunden zu erkennen, die ihm das Rieseninsekt zugefügt hatte. Er besaß nicht einmal Narben.
    »Ich träume«, stöhnte er auf. »Das kann keine Wirklichkeit sein. Nein, das ist auch kein Traum. So wunderbare Träume gibt's nicht… vielmehr bin ich bereits tot. Das
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