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0466 - Gefangen in der Satansburg

0466 - Gefangen in der Satansburg

Titel: 0466 - Gefangen in der Satansburg
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Bewußtsein stürzte, war, daß Lyxa auf dem Steinaltar gelegen hatte.
    Gelegen hatte.
    Denn in jenem Augenblick, in welchem Thar sie erblickte, löste sich ihr Körper auf, ihre Umrisse verwischten, wurden unsichtbar. Sie verschwand, irgendwohin in ein Nichts, das niemand beschreiben konnte. Und mit ihr verschwand der Dämon…
    ***
    Als Thar erwachte, standen Männer in schwarzen Kutten um ihn herum, die mit blutroten Symbolen bestickt waren. Er tastete nach dem Griff seiner Axt, aber ein Fuß preßte seine Hand flach auf den Boden. Er stöhnte auf.
    Jemand kniete neben ihm und setzte ihm einen langen Dolch an die Kehle.
    Das mondblasse Gesicht hätte ihn auch dann als einen Schwarzen Priester ausgewiesen, wenn er keine Kutte getragen hätte. Der Mann - waren die Priester überhaupt noch Männer ? - grinste böse. »Ah, du mutiger Offizier! Wolltest deine Freundin retten, wie? Du bist ja ein richtiger Held! Schade nur, daß niemand mehr etwas von deinem Heldentum erfahren wird. Du wirst verschwunden bleiben, und nach einiger Zeit wird niemand mehr an dich Narren denken… sieh nach rechts!« Er durfte seinen Kopf bewegen.
    Er sah den Altarstein. Er war leer. Die Stahlfesseln, die vorher um Arm- und Fußgelenke des Opfers gelegen hatten, waren noch geschlossen. Das Mädchen mußte aus den Fesseln heraus dematerialisiert worden sein.
    »Hast du dir wirklich eingebildet, du könntest es schaffen, du Held?« lachte ein anderer der Priester böse. »Schon viele haben versucht, ihre Lieben zu befreien. Aber keinem gelang es je. Und das wird auch künftig so bleiben. Du bist zu spät gekommen - wie jeder von euch heldenhaften Narren immer zu spät kam!«
    Thar schluckte. Zum ersten Mal erfuhr er, daß entgegen seiner Annahme auch vor ihm schon Aktionen gegen die Macht des Dämons stattgefunden hatten. Einzelaktionen! Sie verkrochen sich also nicht feige, wenn der dunkle Meister ein Opfer verlangte. Sie versuchten es ihm durchaus wieder zu entreißen, seine Leute.
    Aber Einzelaktionen waren zum Scheitern verurteilt; er hatte es ja am eigenen Leib erlebt. Wenn sie alle zusammen agieren würden, mit einem großen Plan, über den Tempel herzufallen, ihn niederzubrennen, den Schwarzen Priestern die Herzen aus dem Leib zu reißen und sie im reinigenden Feuer zu verbrennen…
    Vielleicht hätte er, Thar, es sogar allein geschafft. Vielleicht wäre er nicht zu spät gekommen, wenn Noro, sein Freund, nicht selbst im letzten Moment, hier im Tempel vor der letzten Tür, noch versucht hätte, ihn zurückzuhalten und aus seinem Löwenherzen das eines Hasen zu machen. Verzweifelter Zorn auf Noro stieg in Thar auf, als der Priester, der ihm immer noch den langen Dolch an die Kehle hielt, verlangte: »Und nun sieh nach links!«
    Da lag Noro!
    Sie hatten ihm die Kehle durchgeschnitten.
    »Du, Thar, hast Tempelwächter erschlagen. Dafür töteten wir deinen Freund. Weißt du, daß er bis zum letzten Atemzug für dich gekämpft hat, daß er auf seine Weise vielleicht tapferer war als du, Thar? Er war ein Held, während du ein Narr warst, der das Unmögliche versuchte. Du konntest deine Freundin niemals retten. Der Dunkle Meister hat nun sein Vergnügen an ihr!«
    Der Haß auf den Dämon und seine Vasallen wurde in Thar riesengroß. »Sie lebt noch?«
    Der Oberpriester kicherte spöttisch. »Sicher lebt sie noch. Das unterscheidet sie von dir, denn du wirst vor ihr sterben, durch unsere Hand.«
    Thar fühlte seine Zeit aber noch nicht gekommen. Nicht, ehe er diese Brut nicht in den Schlund der Ewigkeit gefegt hatte! »Wo?« stieß er hervor. »Wo ist Lyxa? Wohin hat euer verfluchter Seelenfresser sie verschleppt?« Unwillkürlich wollte er emporschnellen, sank aber schnell wieder zurück, als er den Schmerz spürte, den die Dolchspitze an seinem Hals ihm verursachte.
    Der Oberpriester lachte wieder spöttisch. »Wo sollte sie schon sein, wenn nicht in der Satansburg? Glaubst du, du könntest sie dort noch befreien? Niemand hat je die Satansburg betreten können, und auch du wirst es nicht können - ganz einfach, weil du nun hingerichtet wirst.«
    Da hatte der Druck auf seine Hand, aus welchen Gründen auch immer, nachgelassen. Er konnte sie bewegen. Er bekam den langen Schaft der Streitaxt zu fassen, die er verloren hatte, als ihm vorhin angesichts des Dämons die Sinne schwanden.
    Thar gehörte nicht zu den sieben Schwächsten im Lande. Seine Muskelkraft reichte, »Schildspalter« auch mit einer Hand noch kraftvoll zu führen, obgleich die
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