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0456 - Der Geisterseher

0456 - Der Geisterseher

Titel: 0456 - Der Geisterseher
Autoren: Werner Kurt Giesa
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schickte er sich an, einen entscheidenden Schlag gegen den Befreier zu führen - wer auch immer das war.
    Der Hohe Schwarze würde ihn töten, damit die Zeremonie an diesem Abend wie geplant stattfinden und das Blut des Opfers die Macht des Dämons stärken konnte.
    Der Hohe Schwarze griff kompromißlos an.
    ***
    Ombre hatte es nicht für möglich gehalten, daß es so einfach sein würde. Er verstand nicht, wie der Fürst der Finsternis jenen Gangster aufspüren und abfangen konnte, er verstand auch nicht, wie Julian ihm sein Wissen abzapfen konnte über das Versteck, in welchem Angelique gefangengehalten wurde. Und wahrscheinlich wollte er es auch gar nicht wissen.
    Jedenfalls befanden sie sich plötzlich in einem Kellerraum eines unscheinbaren Hauses am Stadtrand. Zwei Männer waren ihnen entgegengetreten. Männer, die völlig überrascht waren. Einer hatte noch zur Pistole greifen wollen. Ombre hatte sein Amulett wie einen Diskus geschleudert und damit den Arm des Pistolenmannes getroffen, ehe dieser feuern konnte. Julian hatte sich eher träge bewegt; mit langsamen, aber gezielten Bewegungen hatte er die beiden Männer erreicht, sie mit seinen Händen berührt und gelassen zugeschaut, wie sie besinnungslos zusammenbrachen.
    Jetzt waren Julian und Ombre in den Keller hinabgestiegen. Julian hielt einen Schlüsselbund in der Hand. Ombre folgte ihm.
    Von einem Moment zum anderen flammte das Amulett auf, das er wieder an sich genommen hatte, und strahlte Wärme und Vibrationen ab.
    Es sprach auf die Nähe eines Dämons an!
    Warum es auf den Fürsten der Finsternis selbst nicht reagierte, blieb Ombre unklar. Er fand auch nicht die Zeit, sich Gedanken darüber zu machen. Etwas Dunkles, Entsetzliches war im Keller und kroch auf Julian und ihn zu, tastete mit schleimigen unsichtbaren Fingern nach Ombres Gehirn. Warum schlug das Amulett nicht zu, so wie es dieser Stygia einen Blitz nachgejagt hatte, ohne sie allerdings noch zu erwischen?
    »Ihr, mein Fürst?« vernahm Ombre eine seltsam hallende, fremdartige Stimme. »Ihr seid hier, um zu sehen? Doch was tut Ihr? Warum wollt Ihr…«
    »Du wirst sie freigeben«, sagte Julian nur.
    »Niemals, mein Fürst! Es geht nicht mehr, sie wird für die Opferung benötigt, und…«
    Julian hob die Hand.
    »Mein Wort gilt«, sagte er. »Gehorche deinem Fürsten!«
    Etwas blitzte auf. Der Schwarze wurde getroffen, zusammengepreßt. Jemand kreischte in höchster Tonlage. Der Dämon, der gekommen war, sein menschliches Opferlamm zu bewachen, wimmerte und starb unter der Macht, mit der der Fürst der Finsternis ihn niederschmetterte. Ombre begriff nie, was Julian wirklich getan hatte. Er hatte nur Handbewegungen gesehen und den Hauch einer unbeschreiblichen Kraft gefühlt, die den Hohen Schwarzen auslöschte.
    Dann flog eine Tür auf.
    Und hinter der Tür war Angelique.
    Später kam es Ombre wie ein Alptraum vor. Er konnte kaum glauben, daß er das alles wirklich erlebt hatte. So unfaßbar schnell und einfach war alles gewesen, was der Fürst der Finsternis tat. Und da war noch etwas. Dieses Band zwischen Angelique und Julian, er spürte es wieder. Schon beim ersten Zusammentreffen hatten Angeliques Augen so eigentümlich geschimmert.
    Sie fanden sich in ihrer kleinen Kellerwohnung wieder. Es war vorbei. Der Dämon war ausgelöscht, das Haupt des Teufelsanbeterkultes zerschlagen - vom Fürsten der Finsternis selbst!
    »Er ist nicht böse, Yves«, sagte Angelique später leise. »Er ist nicht wirklich böse. Ich weiß nicht, wieso, aber ich habe das Gefühl, daß er nur von unglücklichen Umständen dazu getrieben wird, das zu tun, was er tut. Warum sollte er sonst mich befreien und sich gegen einen seiner eigenen Diener stellen?«
    »Ein Trick, um uns sich moralisch zu verpflichten«, brummte Ombre.
    Aber Angelique wollte das nicht akzeptieren. Sie wurde zu Julians bester Verteidigerin.
    Ombre schüttelte verwundert den Kopf. »Hättest du dir nicht einen normalen Menschen aussuchen können, wenn du dich schon unbedingt verlieben mußtest?«
    »Ich? Ich soll mich verliebt haben?« Ihre Augen wurden groß. »Du, ich kratze dir die Augen aus, wenn du das noch einmal behauptest!«
    Yves behauptete gar nichts mehr. Er zog es vor, zu schweigen. Die Symptome bei frisch verliebten Teenagern, die das noch nicht einmal selbst bemerkt hatten, waren doch immer gleich.
    Er fragte sich, was daraus noch werden sollte.
    ***
    Julian Peters war in die Höllentiefen zurückgekehrt. Er fühlte sich innerlich
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