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0456 - Der Geisterseher

0456 - Der Geisterseher

Titel: 0456 - Der Geisterseher
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sich in verschlüsselter Form der Hinweis, wo sie sich an diesem Abend treffen wollten, um die Opferung zu vollziehen, damit der Hohe Schwarze ihnen gnädig gestimmt wurde und ihnen weitere Macht gab. Jeder, der zu dem Teufelsanbeter-Zirkel gehörte, konnte den Code lesen. Anderen würde die Zeichnung nichts sagen. Das Papier würde an einem Ort deponiert werden, der bei jeder Versammlung neu bestimmt wurde. Im Laufe des Tages kam man vorbei, sah den Zettel, prägte sich die Nachricht ein und steckte ihn wieder zurück für den nächsten Kultanhänger. Bisher hatte dieses System bestens funktioniert. Manchmal war es ein Briefkasten, dann wieder eine Telefonzelle, in der der Hinweiszettel im Abfallkorb lag, und es gab zahllose andere Möglichkeiten, die Ortsbeschreibung zu hinterlegen. So konnten sie, um nicht entdeckt zu werden, ihre Versammlung immer wieder an einem anderen Ort in Baton Rouge oder der Umgebung vornehmen, und trotzdem erfuhren die Mitglieder davon, ohne daß einer den anderen kannte. Zur Versammlung selbst erschienen sie grundsätzlich zu Fuß und maskiert. Es durfte keine Anhaltspunkte geben.
    Der Katapultmann schob das zusammengerollte Papier in die Jackentasche und verließ das Haus, um die Nachricht an den vereinbarten Ort zu bringen. Er hatte das seltsame Gefühl, daß diesmal irgend etwas nicht stimmte. Aber was?
    Daß jemand ihm folgte, darauf kam er nicht.
    ***
    »Unglaublich!« stöhnte Uschi Peters auf. Sie betrachtete ihre leeren Hände, mit denen sie eben noch den zu Staub zerfallenen Schädel aufgefangen hatte.
    Zamorra nickte.
    »Du hast nichts bemerkt?« fragte er. »Absolut nichts? Und du, Nicole?«
    Beide schüttelten den Kopf. Dabei hätten sie doch eigentlich beide mit ihren telepathischen Fähigkeiten feststellen müssen, daß die Monica Peters, die sich unter ihnen befunden hatte, nicht echt war - so wenig echt wie der Spuk im Keller!
    »Wie können wir also sicher sein, daß wir nicht noch ein weiteres Gespenst zwischen uns haben?« fragte Zamorra. »Wer ist der nächste, der sich als Trugbild entpuppt? Du? Ich? Und wo ist die echte Monica?«
    »Draußen«, sagte Uschi leise. »Ich kann sie jetzt spüren.«
    »Wieso nicht schon vorher?« fragte Zamorra. »Ich denke, zwischen euch gibt es ein enges Gefühlsband, so daß eine sofort weiß, ob's der anderen gut geht! Was ist da schiefgelaufen?«
    »Gar nichts«, sagte Uschi gezwungen ruhig. »Natürlich habe ich sie gespürt - ich habe nur einfach nicht registriert, daß sie nicht mit uns im gleichen Raum war. Ich habe nicht näher darauf geachtet. Ich spürte ihre Präsenz irgendwo im Château , und ich wäre doch nicht im Traum auf die Idee gekommen, daß sie anderswo wäre, wenn ich sie doch neben mir sah!«
    »Und jetzt ist sie also draußen?« vergewisserte sich Zamorra.
    »Unten im Hof. Und sie…« Uschi unterbrach sich blaß. »Sie braucht Hilfe, rasch«, stieß sie hervor. »Sie wird angegriffen! Gerade - jetzt!«
    Sie sprangen auf. Don Cristofero eilte zum Fenster, um einen Blick nach draußen zu werfen. Cognac-Glas und Flasche nahm er mit. Auch Zamorra, der dem Fenster nahe war, warf einen Blick hinaus. Er sah ein blondes Mädchen über den Hof laufen. Monica Peters! Die echte? Oder war es auch wieder nur ein Trugbild? Aber diesmal schien die telepathische Verbindung zwischen den eineiigen Zwillingen besser zu funktionieren.
    Wovor flüchtet Monica?
    Sie rannte auf das Tor in der Mauer zu. In ihrem Kleid entstand ein jäher Riß. Unsichtbare Hände versuchten, die Telepathin festzuhalten. Und dann sah Zamorra das Unglaubliche. Ein riesiger, grünlich schimmernder Schädel schwebte hinter Monica her. Ein riesengroßes, bedrohliches Etwas, moderig und drohend. Unter dem Schädel wuchsen aus dem Nichts heraus Arme hervor. Hände griffen nach dem Mädchen. Wieder riß Stoff. Durch das geschlossene Fenster hörten sie Monica aufschreien.
    Zamorra fuhr herum. Er rannte aus dem Zimmer über den Korridor. Er mußte nach draußen und Monica helfen. Wie er das anstellen sollte, wußte er nicht. Aber er konnte auch nicht einfach untätig zusehen, wie sie bedroht wurde. Die Bedrohung mochte zwar im nächsten Augenblick schon wieder vorbei sein, aber darauf wollte er es nicht ankommen lassen. Es konnte diesmal auch anders ausgehen. Bisher war der Spuk in immer intensiveren und schneller aufeinanderfolgenden Vorgängen vonstatten gegangen. Es mochte der Augenblick kommen, da er zu handfest wurde.
    Als Zamorra nach draußen kam, war
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