Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0456 - Der Geisterseher

0456 - Der Geisterseher

Titel: 0456 - Der Geisterseher
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
dir deine Freunde etwas sorgfältiger auswählen«, sagte Tendyke. Er sah zur Tür des Gasthauses hinüber, wo sich Nicole und die Zwillinge abwartend aufhielten. »Es sollte mich nicht wundern, wenn hinter diesem Spuk der Schwarze steckt - im Auftrag seines Herrn. Hat er Ansprüche auf das Château angemeldet, ja? Will er es für sich in Besitz nehmen?«
    »Wieso, zum Teufel, kennst du ihn?« stieß Zamorra hervor. »Er war früher nie in unserer Zeit.«
    Tendyke zuckte mit den Schultern. »Ich bin nicht hierher geflogen, um mit diesem Fettwanst zu streiten und Erklärungen über ihn abzugeben. Ich dachte, ich sollte dir gegen Spukerscheinungen helfen. Komm, sehen wir sie uns an, meine Zeit ist etwas knapp bemessen. Tut mir auch leid, daß ich nicht schon ein paar Stunden früher hier sein konnte, aber ich habe keine schnellere Buchung bekommen können. Die Nachmittagsmaschinen waren ausgelastet, ich konnte erst am Abend starten.«
    »Schon gut«, sagte Zamorra. Er warf einen Blick zum Gasthaus. Er konnte den Mann aus der Vergangenheit nicht sehen, aber es schien eine erregte Diskussion zwischen den drei Frauen und ihm zu geben.
    Tendyke stieg in den Wagen. »Wollen wir, oder wollen wir nicht?« fragte er kühl.
    Zamorra ließ sich auf den Beifahrersitz sinken. Es hatte ohnehin keinen Sinn, wenn sie alle wieder nach oben fuhren. Was es zu tun gab, konnten sie auch zu zweit erledigen - wenn es wirklich etwas gab.
    ***
    Sie saßen im Hof, rund um Zamorras BMW. Die Limousine, dessen Motorhaube immer noch offenstand, die Motorenteile um den Wagen verstreut. Sie schienen zu spielen - warfen sich wie bei einem Ballspiel Autoteile gegenseitig zu und versuchten sie zu fangen. Kopfschüttelnd sah Zamorra hinüber.
    Skelette.
    Wenigstens ein Dutzend Skelette vergnügten sich mit den Teilen des Wagens! Im ersten Moment hatte Zamorra sie für Skelett-Krieger des ehemaligen Fürsten der Finsternis gehalten. Doch die gab es nach Leonardos Tod nicht mehr. Diese Skelette gehörten zu der Spukerscheinung.
    Im gleichen Moment, als sie den großen Peugeot sahen, mit dem Tendyke gekommen war, unterbrachen die Gerippe ihr makabres Spiel. Sie sahen herüber - und setzten sich in Bewegung. Mit vorgestreckten Armen und krallenförmig gekrümmten Knochenfingern. Wie in einem schlechten Horrorfilm.
    Tendyke warf Zamorra einen Blick zu. »Was sagt dein Amulett?«
    »Nichts. Auch der Dhyarra-Kristall ist wirkungslos.«
    Tendyke nickte. »Das kann ich mir vorstellen«, sagte er und stieg aus dem Wagen. »Gespenster sollen das sein? Spuk? Nie im Leben.«
    »Was dann?« entfuhr es Zamorra.
    »Träume«, sagte Tendyke. »Und Träume kannst du mit deinen magischen Waffen nicht bekämpfen.«
    Im gleichen Moment war der Spuk vorbei.
    ***
    Julian Peters sah, daß ein anderer in seinen Traum eindrang, ihn auf Anhieb durchschaute und damit sinnlos machte. Er hatte ihn natürlich durchschauen müssen - es lag in seiner Natur.
    »Nein, Vater«, murmelte er. »Gegen dich werde ich niemals kämpfen, das weißt du. Es ist schade, daß du gekommen bist. Ich hätte das Spiel gern noch etwas weiter geführt, um ihnen klar zu machen, was sie erwartet, wenn sie mich nicht endlich in Ruhe lassen, statt zu versuchen, mich auf ihre Seite zurückzuholen. Nun, es ist vorbei. Vielleicht reicht es auch als Warnung, denn ich kann mehr, als ich ihnen bislang gezeigt habe. Das war harmlos. Ein Spiel, nicht mehr. Nur gegen dich - kann ich nicht kämpfen. Du wirst es ihnen sagen, nicht wahr, Robert Tendyke?«
    Er erwartete keine Antwort, weil er ihren Inhalt so gut kannte wie seinen Vater selbst. Er zog sich zurück, und diesmal gelang es ihm, die Träume tatsächlich aufzulösen und zu löschen.
    Nichts mehr übernahm die Kontrolle und führte sie weiter.
    Julian rätselte. Was mochte dafür verantwortlich gewesen sein, daß der Traumspuk, die in der Traumwelt entwickelten Illusionen, weiter ins Château Montagne projiziert worden waren, während er sich um Angeliques Befreiung kümmerte? Aber dann schob sich Angelique wieder in seine Gedanken, und plötzlich war die Beantwortung jener Frage nicht mehr ganz so wichtig.
    »Angelique Cascal«, flüsterte Julian. »Wir sollten uns doch etwas näher kennenlernen.«
    ***
    Robert Tendyke hatte Zamorra gegenüber wiederholt, was Julian zu ihm gesagt hatte, ehe er sich wieder zurückzog. Wie die Spukgestalten, war auch Julian nur als Illusion aufgetaucht. Kurz und etwas melancholisch.
    »Langsam wird mir alles klar«, sagte Zamorra
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher