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0451 - Drei Gräber bis Soho

0451 - Drei Gräber bis Soho

Titel: 0451 - Drei Gräber bis Soho
Autoren: Jason Dark
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blieb auf der Handfläche zurück.
    »Davor habe ich immer Furcht gehabt. Ich erlebte ihn schon einmal, ich weiß auch, weshalb Shao aus dem Weg geräumt wurde, denn sie hätte sich zu einer Barriere für Susanoo aufbauen können. Ja, jetzt ist sein Weg frei.«
    »Nur über Shao!«
    »Wieso das?«
    »Er braucht sie. Er muss ihren Körper als Transporter oder Beschleuniger benutzen.«
    »Eine Hülle?«
    »So wird es sein.«
    Ich starrte den alten Chinesen an. Möglicherweise ahnte er meine Gedanken, denn sie bewegten sich auf einem etwas komplizierten Wege. Shao war schließlich die letzte in der Nachfahrenschaft der Sonnengöttin. Und ihr Körper sollte tatsächlich von Susanoo, einem Dämonen übernommen werden.
    Das war schon schlimm!
    Chu Tang nickte mir zu. »Ich weiß, worüber Sie nachdenken, Mr. Sinclair, es ist paradox, aber wir müssen uns mit den Tatsachen abfinden. Es wird so geschehen, ich weiß es.«
    »Und Shao ist nicht mehr zu retten.«
    »Eine Tote?«
    Er hatte die Frage mit einem ungewöhnlichen Unterton in der Stimme gestellt, so dasw ich einhaken konnte.
    »Wenn Shao tot ist und ihr Körper übernommen werden kann, dann lebte sie doch wieder. Wenn auch als fremdes Wesen.«
    »Das kann geschehen.«
    Ich musste mich räuspern. »Mein Gott, so etwas habe ich schon einmal erlebt mit einer Frau namens Jane Collins. In sie ist damals der Geist des Rippers gefahren. Er hat dafür gesorgt, dass sie eine Hexe wurde. Und es hat Jahre gedauert, bis sie mit unserer Hilfe wieder normal wurde.«
    »Das könnte Shao auch passieren.«
    Über den Schreibtisch hinweg schaute ich Chu Tang hart an. »Und was muss geschehen, damit es nicht passiert?«
    »Jemand müsste Shao töten, wenn Susanoos Geist in ihr steckt.«
    »Sie würde noch einmal sterben?«
    »Darauf läuft es hinaus.«
    Ich rang meine Hände und dachte dabei an Suko. Wenn er das erfuhr, drehte er durch.
    Mein Nachdenken wurde durch die Stimme des alten Chinesen unterbrochen. »Wenn das alles eintritt, wie ich es gesagt habe, wird Suko sich nicht allein auf dem Friedhof befinden. Um Susanoo zu locken, müssen auch andere dabei sein.«
    »Die Trommler?«
    »Sicher!«
    Ich stand heftig auf. »Dann hat Suko keine Chance. Ich habe sie erlebt. Sie sind gut, sie…«
    »Der Gute hat immer Möglichkeiten, Mr. Sinclair. Noch haben wir nicht verloren. Aber ich gebe Ihnen recht, wir sollten nicht mehr zu viel Zeit verlieren.«
    »Und wo wollen wir jetzt hin? Zu den drei Gräbern?«
    »Selbstverständlich.« Er schob seinen Stuhl zurück. »Ich werde Ihnen zeigen, wo die drei Helden Ihre letzten Ruhestätten gefunden haben.«
    »Und in welch einer Zustandsform kann ich sie sehen?«
    Da lächelte er wieder und senkte für einen Moment seinen Kopf. »Wir Menschen müssen uns daran gewöhnen, dass wir nicht das absolute Ergebnis der Schöpfung sind, auch wenn es manche Religion so lehrt. Andere Wesen können ebenso intelligent sein wie wir Menschen. Nur mangelt es uns an der Toleranz. Wir stehen ihnen nur deshalb feindlich gegenüber, weil die Fremden anders aussehen als wir. Auch Monstren, Dämonen oder Tiere können Gefühle haben.«
    »Weshalb sagen Sie mir das, Chu Tang? Ich denke selbst so wie Sie.«
    »Damit Sie sich nicht erschrecken, wollte ich sie auf das vorbereiten, was Sie möglicherweise zu sehen bekommen. Ich habe Ihnen gesagt, dass die Krieger in einen anderen Zustand übergegangen sind. Sie werden sie erleben - und zwar als Vögel!«
    Ich schaute ihn an, als hätte er mir irgendein Märchen erzählt. »Tatsächlich als Vögel?«
    »Als für Menschen hässliche, geierartige Wesen mit knallroten Köpfen. Sie haben eben einen anderen Zustand erreicht, Mr. Sinclair. Daran kann man nichts ändern.«
    »Und Sie werden mich begleiten?«
    Chu Tang hob den rechten Zeigefinger. »Falls Sie von ihnen akzeptiert werden.«
    Mehr sagte er nicht. Er ging zur Tür, öffnete sie, und ich sah im Flur seine beiden Neffen wie Wachsoldaten stehen. Wahrscheinlich besaßen sie diese Funktion auch.
    Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass wir das Haus verlassen oder zumindest in den Keller gehen würden, das aber geschah nicht. Der alte Chinese wandte sich der schmalen Treppe zu, die in die oberen Etagen des Hauses führte.
    Ich folgte ihm, und in meinem Schlagschatten hielten sich hinter mir die beiden Neffen auf. Im Haus herrschte Ruhe. Nur in der vorletzten Etage kam uns eine alte Frau entgegen, die jedoch respektvoll stehenblieb und erst weiterging, als wir sie
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