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0451 - Drei Gräber bis Soho

0451 - Drei Gräber bis Soho

Titel: 0451 - Drei Gräber bis Soho
Autoren: Jason Dark
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stellen, und ich will Ihnen auch gern eine Antwort geben. Meinen Namen kennen Sie, Mr. Sinclair. Ich leite hier in Soho ein Beerdigungs-Unternehmen. Das heißt, ich bin der einzige in London, der Beerdigungen wie in unserer Heimat organisiert. Ich habe die alten Traditionen und Rituale aufrechterhalten und kenne mich auch in den Dingen aus, die von vielen modernen Chinesen nicht mehr ernst genommen werden.«
    »Suko gehörte nicht dazu.«
    »Nein, Mr. Sinclair, deshalb hat er mir so viel bedeutet. Als ich ihn sah, zerriss es mir das Herz. Er zeigte es nicht offen, aber ich sah seine Qualen. Er hat mich in meinem Geschäft besucht, um die Dinge abzuholen, die er für eine Totenfeier benötigt. Da wusste ich, dass es ihm schlechtging.«
    »Und Sie haben mich davon abgehalten, ihn auf dem Friedhof zu besuchen, Mr. Chu Tang.«
    »Das tat ich nicht ohne Grund.«
    »Da bin ich gespannt.«
    Er nickte sehr bedächtig. »Das können Sie auch sein, Mr. Sinclair, denn ich vertraue Ihnen jetzt etwas an, über das ich bisher mit einem Weißen nie gesprochen habe. Selbst Suko weiß es nicht, und auch nur wenige meiner Landsleute sind darüber informiert.«
    Ich war über die Mentalität der Chinesen gut informiert und wusste, dass sie selten direkt zum Ziel kamen, aber ich hatte es in diesen Augenblicken eilig, deshalb fragte ich sofort nach. »Handelt es sich möglicherweise um die drei Gräber?«
    »Um sie geht es!«
    »Und die finde ich hier?«
    Chu Tang breitete beide Arme aus. »Ja, diese Gräber existieren in Soho. Aber denken Sie nicht, Mr. Sinclair, dass es sich dabei um normale Gräber handelt, nein, sie sind außergewöhnlich, und man kann sie als das Erbe Unserer Vorfahren bezeichnen.«
    »Vorfahren?«
    Er lachte schmal. »Ich gebe zu, das ist möglicherweise nicht der richtige Ausdruck, aber im Prinzip habe ich recht. Die ersten Chinesen, die nach London kamen, waren wesentlich traditionsbewusster, als wir es heute sind. Sie haben ihre Sitten und Gebräuche nicht nur mit in das fremde Land gebracht, sondern sie weitergeführt. Und einige von ihnen beteten zu den Göttern, die wiederum Erbarmen und Einsehen mit ihnen hatten und einige aus ihrer Mitte zu sehr mächtigen Kriegern machten, die unter dem Schutz dar Götter standen.«
    »Dann liegen in den Gräbern also mächtige Krieger begraben?«
    »Sie starben im Kampf gegen das Böse, doch sie standen unter dem Schutz der Götter, deshalb konnten sie nicht sterben, sie verwandelten sich nur und nahmen eine andere Gestalt.«
    »Welche?«
    »Das werden Sie noch sehen, John Sinclair. Es ist jetzt noch nicht wichtig, lassen Sie mich weiter berichten. Die Krieger hatten Einblick in andere Welten bekommen, deren Tore ihnen die Götter öffneten. Und es gibt alte Mythen, wo sich die chinesischen und japanischen Legenden treffen. So war es auch hier. Die Krieger wussten sehr genau, dass mächtige japanische Götter existierten. Emmo-Hoo, der Teufel, war ihnen ebenso ein Begriff wie Susanoo oder Amaterasu auf der anderen Seite. Sie sehen, dass wir hier eine Verbindung haben.«
    »Kennen Sie auch die Dämonentrommler?«
    Chu Tang beugte sich vor und zeigte mir ein etwas verzeihendes Lächeln.
    »Es gibt nicht viel in meinem Wirkungskreis, das mir entgeht. Schon gar nichts, das meine Interessen berührt. Ich wusste von den Trommlern, und ich kannte auch die alte Sage, dass sie durch ihre Musik und ihren Rhythmus in der Lage sind, Susanoo aus seinem Reich zu holen. Aber das wollen wir alle nicht.«
    »Weshalb haben Sie dann nicht eingegriffen?«
    »Vielleicht hätte ich es getan, doch ich war zu lange weg. Man hatte mich in die Staaten geholt, wo ein sehr guter Freund von mir im Sterben lag. Ich saß zwei Wochen an seinem Bett und redete mit ihm. Deshalb habe ich sehr viel verpasst und bin etwas spät gekommen.«
    »Zu spät?«
    Er hob seine schmalen Schultern. Chu Tang trug einen dünnen schwarzen Anzug und ein fahlweißes Hemd. Die wenigen Haare auf seinem Kopf hatte er nach hinten gekämmt.
    »Bitte, geben Sie mir eine Antwort!«
    »Ich glaube nicht, dass wir zu spät gekommen sind«, erklärte er mit leiser Stimme.
    »Und weshalb nicht?«
    »Weil ich die drei Krieger noch nicht gesehen habe.«
    »Die toten?«
    »Nein, die verwandelten.« Seine Stimme hatte leise, aber leicht vorwurfsvoll geklungen.
    »Und wann würden sie erscheinen?«
    »Wenn es gesichert ist, dass Susanoo aus den Tiefen des Dunklen Reichs hoch ans Licht steigt.«
    Ich wischte über meine Stirn. Feuchtigkeit
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