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0451 - Drei Gräber bis Soho

0451 - Drei Gräber bis Soho

Titel: 0451 - Drei Gräber bis Soho
Autoren: Jason Dark
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die drei Vögel erscheinen. Ich dachte daran, dass es Susanoo schon einmal geschafft hatte, Shao in seine Gewalt zu bekommen. Das war in einem Schwimmbad gewesen, aber da hatte ihr das Erbe der Sonnenkönigin geholfen. Und jetzt war sie tot… Wieder schoss es heiß vom Magen her in meinen Hals hoch, als ich daran dachte. Ich konnte die Feuchtigkeit in den Augen nicht unterdrücken und musste gleichzeitig an meinen Freund Suko denken. Was er jetzt durchmachte, war kaum zu beschreiben.
    Chu Tang gab sich ruhig. Vielleicht besaß er auch dabei die innere Ruhe, die uns Europäern einfach fehlt. Er konnte sich besser beherrschen. Man sah ihm nicht an, ob er sich freute oder unter einem tiefen Schmerz litt. Und diese Tatsache ließ die Chinesen in den Augen manches Weißen stets ein wenig unheimlich erscheinen. Zudem hatten auch zahlreiche Politiker und national eingestellte Zeitschriften über Jahre hinweg das Märchen von der Gelben Gefahr aus China geschürt, die angeblich Europa überrollen würde.
    Auch jetzt noch bekam Suko oft genug die dummen Rassen-Vorurteile zu spüren.
    Chu Tang drehte sich um. Seinem Gesicht sah ich nun an, dass etwas geschehen war, denn die Lippen hatten sich zu einem Lächeln in die Breite gezogen. »Sie werden gleich hier sein.«
    Unwillkürlich schaute ich in den dunklen Nachthimmel über mir. Vögel kommen schließlich aus der Luft, aber ich sah keine Bewegung in der Schwärze.
    Dafür auf dem Dach…
    Vielleicht waren sie aus den grabsteinähnlichen Schornsteinen gestiegen, ich wusste es nicht, ich schaute sie nur an und spürte auf der Zunge einen pelzigen Geschmack.
    Chu Tang berührte mich und erklärte mir noch einmal seine Philosophie. »Betrachte sie genau und lass alle Vorwürfe fahren. Sie sind unsere Helfer.«
    Wenn er das sagte, musste es wohl stimmen, obgleich ich es kaum glauben konnte, wenn ich mir die geierähnlichen Geschöpfe ansah.
    Sie waren hässlich. Und dies im wahrsten Sinne des Wortes. Aus dem aufgeplusterten Gefieder ihrer Körper wuchsen hellrote Geierköpfe und lange, gekrümmte Schnäbel. Mit ihren bleichen Fußkrallen hockten sie auf den Grabsteinen, nickten manchmal und schauten aus kalten, dunklen Augen in die Finsternis der Nacht.
    Als Mensch hatte ich zwar keine Furcht vor ihnen, ich wollte aber auch nicht unbedingt ihre Bekanntschaft machen und zuckte zurück, wobei ich wieder Chu Tangs Stimme vernahm.
    »Nicht doch, John Sinclair. Sieh dir die Vögel vorurteilsfrei an. Einst waren sie mächtige Kämpfer, die das Schicksal in Vögel verwandelte, wobei sie noch immer auf unserer Seite stehen.«
    »Und auch zu ihren Neffen gehören.«
    »Das stimmt nicht. Es sind nicht meine Neffen, auch wenn es so ausgesehen hat. Meine Neffen haben ihnen nur ihre Seelen geliehen, damit sie existieren können. Aber sie stehen auf unserer Seite, das muss dir bewusst werden.«
    »Gut, aber wie wollen Sie diese Vögel einsetzen?«
    »Da Susanoo ebenfalls ein Dämon ist, der Flügel besitzt, werden die Vögel ihn mit seinen eigenen Waffen versuchen zu schlagen. Sie fliegen dorthin, wo Susanoo erscheinen wird.«
    »Das wäre auf dem Friedhof!«
    »So ist es.«
    »Und ich?«
    »Wir sollten warten und den anderen das Feld überlassen. In diesem Kampf, John Sinclair, sind Sie als Europäer falsch.« Er verfiel jetzt wieder in den förmlichen Ton.
    »Ich weiß, dass Sie ein besonderer Mensch sind, was den Beruf angeht und auch Ihre Herkunft. Wenn ich mit Suko sprach, hat er Sie nur gelobt, aber es gibt Dinge, die sollten die Angehörigen eines Volkes unter sich ausmachen. Verstehen Sie das? Keine Einmischung für die Weißen.«
    »Das ist Rassendiskriminierung auf eine andere Art und Weise«, erwiderte ich hart.
    Chu Tang hob die Schultern. »Ich kann nicht anders handeln. Wir müssen es so angehen wie immer.«
    »Wissen Sie, Chu Tang, ich bin oft genug mit den Mythologien fremder Völker in Berührung gekommen, aber etwas wie in dieser Nacht ist mir noch nie vorgekommen. Als wir vor einiger Zeit Susanoo gemeinsam bekämpften, hat mir so etwas niemand gesagt. Damals war Dr. Ganasaro von der japanischen Botschaft dabei. Durch sein Wissen haben wir die Elemente damals bannen können, die Susanoo gegen uns einsetzen wollte. Er hatte Shao schon einmal entführt, wollte sie als Tauschobjekt haben, aber wir entrissen sie ihm wieder. Niemand hat mich damals daran gehindert.«
    Der alte Chinese nickte. »Aus Ihrer Sicht haben Sie recht, John Sinclair. Ich aber kann nicht zurück. Heute
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