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0441 - Die Nacht der stillen Mörderin

0441 - Die Nacht der stillen Mörderin

Titel: 0441 - Die Nacht der stillen Mörderin
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entdecken. Leise fluchte er v.or sich hin. Zum hundertstenmal wiederholte er, daß er sich auf diese Geschichte nie hätte einlassen dürfen. Daß er jetzt wegen Autodiebstahls vor Gericht gestellt werden würde, kratzte ihn wenig. Es war harmlos im Vergleich zu dem, was er von den Gangstern zu erwarten hatte.
    Er hatte jetzt zwei Möglichkeiten. Er konnte die Aussage verweigern. Aber dann mußte er damit rechnen, daß sie Mittel und Wege finden würden, ihn im Gefängnis zu beseitigen. Hiram hatte genug Gefängnisse von innen gesehen, um zu wissen, was dort möglich war. Und daß sie sein Schweigen honorieren würden, war kaum anzunehmen.
    Er konnte aber auch rückhaltlos auspacken und Polizeischutz verlangen. Das hieß ungefähr, sich auf eine Zeitzünderbombe setzen und hoffen, daß der Mechanismus versagt. Diese Methode hatte überdies den Nachteil, daß er für alle Mitgefangenen ein Verräter und Polizeispitzel sein würde.
    Soviel war ihm klar — wie er es auch machte, es würde falsch sein.
    Auf dem Revier in Gataway nahm ihn ein kahlköpfiger Captain mit Shagpfeife in Empfang. Er verhörte ihn, während draußen die Cops den Edsel durchsuchten.
    Hiram Ogg beschränkte sich darauf, seinen Namen anzugeben. Im übrigen berief er sich auf sein verfassungsmäßiges Recht, die Aussage zu verweigern.
    Er sagte sich, daß er immer noch auspacken konnte. Er war nie besonders schnell im Denken gewesen, und er brauchte Zeit, um sich über sein weiteres Verhalten klarzuwerden.
    Es klopfte, und der Cop, der den Wagen durchsucht hatte, kam herein.
    »Sehen Sie sich das an, Captain. Haben wir in der Türfüllung des Wagens gefunden.«
    Er legte mehrere Gegenstände auf den Tisch, die sich als Einzelteile eines Springfieldgewehrs entpuppten.
    Der Captain stieß einen Pfiff aus. »Sportwaffe — mit Zielfernrohr. Damit kann man auf dreihundert Yard Entfernung Nägel einschlagen. Was hatten Sie damit vor, Ogg?«
    »Ich sehe das Ding zum erstenmal«, knurrte Hiram.
    »Und das hier?« Der Cop stellte einen flachen Lederkoffer auf den Tisch. Er enthielt mehrere Stangen Dynamit und einen Zünder. Es war ein Modell, das nicht im Handel zu haben war, ein Bolzenzünder in einem eisernen Gehäuse, der über eine Schnur mit einem schweren Bleigewicht verbunden war. Nachdenklich wog ihn der Captain in der Hand, dann wandte er sich zu dem kleinen Wandsafe. Klick — saß der Zünder fest. Das Gehäuse war magnetisch.
    »Hübsch — eh?« sagte der Captain. »Das Zeug gehört mir nicht«, sagte Hiram. »Muß schon in dem Wagen gewesen sein, bevor ich ihn geklaut habe.«
    »Wenigstens gibt er zu, den Wagen gestohlen zu haben. Ich will Ihnen was verraten, Ogg! Diese Art Sprengladung kennen wir. Sie wird unter den Fahrersitz eines Autos geklemmt. Das Gewicht kommt auf den Auspuff. Der Fahrer startet, durch die Erschütterung fällt das Gewicht herunter, der Zünder schnappt ein, und — bums — geht der Laden hoch. Sizilianisches Patent!«
    »Sie reden, als hätten Sie es ausprobiert!«
    Der Captain sah ihn böse an.
    »Das Recht auf Unverschämtheit garantiert Ihnen die Verfassung nicht, Ogg! Ich will Ihnen was sagen. Sie sind ein Killer. Sie waren unterwegs, um jemanden umzubringen. Das hier sind handfeste Beweise. Über Sie verschaffe ich mir schon noch Klarheit. — Douglas!«
    »Ja, Sir?«
    »Schaffen Sie ihn in eine Zelle. Und dann rufen Sie die City Police New York an. Mal sehen, was über unseren Freund in den Akten steht.«
    In der Zelle begannen Hirams Gedanken wieder jene Karussellfahrt, die ihm nun schon langsam vertraut war. Er wußte, daß er jetzt eiskalt sein mußte, wenn er mit heiler Haut aus dieser Geschichte herauskommen wollte. Aber er wußte nicht, wie er es anstellen sollte, eiskalt zu sein.
    Neben seiner Pritsche zeichnete das Fenster ein helles Viereck auf den Zementfußboden, ein schwacher Widerschein der Straßenbeleuchtung. Sonst war es dunkel. Und dieser helle Fleck verfinsterte sich plötzlich.
    Hiram spürte, wie das Blut in seinen Adern gerann. Das durfte nicht wahr sein, nicht so schnell — nicht so gnadenlos schnell. Er wollte schreien, aber kein Laut kam über seine Lippen.
    Erst als unter einem harten Schlag das Milchglas zerbrach und zu Boden klirrte, riß es ihn empor. Er stürzte zu der Gittertür, umklammerte sie mit beiden Fäusten, rüttelte daran.
    »Hilfe!« gellte sein Schrei durch das Gebäude. »Sie wollen mich umbringen! Hilfe!«
    Im Hause wurde es lebendig. Lichter flammten auf. Jemand
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