Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0441 - Die Nacht der stillen Mörderin

0441 - Die Nacht der stillen Mörderin

Titel: 0441 - Die Nacht der stillen Mörderin
Autoren:
Vom Netzwerk:
Langsam wurde es spannend. Wenn Gorgonzola frei war und es wirklich auf mich abgesehen hatte, konnte das ein böser Tanz werden.
    ***
    Das rote Licht der automatischen Telefonbeantwortung leuchtete, als ich meine Wohnung betrat. Ich lockerte die Krawatte, schleuderte das Jackett in einen Sessel und mixte mir etwas zu trinken. Dahn ließ ich das Band zurückspulen.
    Eine weibliche Stimme meldete sich. Ich schätzte die Sprecherin auf höchstens Anfang zwanzig. Die Worte klangen hastig, erregt und frei von jener Unsicherheit, die viele Leute überkommt, wenn sie merken, daß sie sich mit einer Maschine unterhalten.
    »Mr. Cotton, rufen Sie mich sofort an, wenn Sie zurückkommen. Meine Nummer ist LE 3-1828. Es geht um Leben oder Tod. Rufen Sie an, egal, wann Sie zurückkommen. Ich warte neben dem Telefon auf Ihren Anruf. Ich wiederhole…«
    Ich drückte auf den Knopf und überlegte. Blond oder schwarz? Ich entschied mich für blond.
    Ein Blick auf die Uhr zeigte, daß es bald vier Uhr war. Der Anruf war gegen Mitternacht gekommen. Was hatte das Girl wohl auf dem Herzen?
    Ich setzte mich, stellte mein Glas ab und wählte die angegebene Nummer. Das Besetztzeichen ertönte.
    Ich versuchte es noch ein paarmal, ohne daß sich etwas änderte. Ich gähnte. Ich war müde und wollte diese Geschichte schnell hinter mich bringen. Deshalb rief ich die Störungsstelle der Telefongesellschaft an.
    »Stellen Sie bitte fest, was mit dem Anschluß LE 3-1828 los ist«, sagte ich. »Einen Augenblick, Sir!«
    Die Zeit verging. Ich saß im Dunkeln und starrte auf die große Paramount-Leuchtreklame auf der anderen Seite vom Hudson River. In regelmäßigen Abständen ergoß sich ein Feuerwerk bunter Lichter über die spiegelnde Wasserfläche, formierten sich Buchstaben, entstanden Neonbilder…
    »Hallo, hören Sie noch?«
    »Ja, was gibt es?«
    »Der Teilnehmer spricht nicht. Der Anschluß scheint gestört zu sein.«
    »Gestört? Inwiefern? Hat er seine Gebühren nicht bezahlt?«
    »Wir haben die Leitung nicht abgestellt. Die Störung liegt beim Teilnehmer. Von hier aus läßt sich das nicht genau feststellen.«
    »Schön, können Sie feststellen, wem der Anschluß gehört?«
    Verwundertes Erstaunen.
    »Es handelt sich um eine polizeiliche Ermittlungssache«, brummte ich. »Im Zweifel rufen Sie bitte das FBI an und lassen sich von dort meine Telefonnummer geben.«
    »Ach so, Sir! Entschuldigen Sie —-Augenblick, Sir. Ich verbinde mit der dafür zuständigen Stelle!«
    Ein paar Sekunden vergingen. Dann: »Unter der Nummer ist Miß Rina Ogg eingetragen, ich buchstabiere: O-G-G!« Mit einem Schlag riß es mich vom Sessel hoch.
    »Geben Sie mir die Adresse!«
    »103 Fairfield Manor, Long Island City!«
    Ich warf den Hörer auf die Gabel und langte nach meinem Jackett. Das konnte ja nun ein Zufall sein, aber häufig war der Name Ogg gerade nicht. Daß da irgendeine Querverbindung zu Hiram Ogg bestand, schien mir so gut wie sicher. Nur welche? Seine Frau? Dafür klang sie zu jung. Seine Tochter? Seltsam — ich war noch nie auf den Gedanken gekommen, ein Mann wie Hiram könnte auch Familie haben, ein Mann, der seine Nächte in drittklassigen Etablissements am unteren Broadway verbrachte.
    Ich fuhr den Jaguar aus der Garage und schaltete sofort den Sprechfunk ein. Es war möglich, daß die City Police aus ihren Unterlagen über Hiram Ogg Näheres ersehen konnte.
    Nach einigem Hin und Her bekam ich den zuständigen Mann aus dem Archiv an die Leitung.
    »Hiram Ogg — der Vorgang ist gerade nach Gataway unterwegs. Der Bursche wurde ermordet!«
    »Weiß ich«, sagte ich und bog in die Auffahrt zur Triboro Bridge ein. »Ist Ihnen etwas über eine Rina Ogg bekannt?«
    »Das ist seine Tochter!«
    Also doch!
    »Was wissen Sie sonst noch?«
    »Nicht viel. Hiram war verheiratet, hat sich aber schon vor zwanzig Jahren von seiner Frau getrennt. Sie lebt jetzt irgendwo im Mittelwesten. Aus der Ehe stammt eine Tochter — Rina. Das Mädchen kam vor ein paar Jahren nach New York zurück und hat sich hier eine Stelle gesucht. Soweit wir es überblicken können, hatte sie keinen Kontakt mit ihrem Vater!«
    Ich hatte das im Wagen eingebaute Tonbandgerät eingeschaltet und nahm die Angaben auf Band auf. Auf diese Weise konnte ich mir später jede Kleinigkeit ins Gedächtnis zurückrufen — ich hatte oft genug erlebt, daß es darauf ankam.
    »Wo arbeitet sie?« fragte ich.
    »In der Transamerikanischen Transportgesellschaft. Das ist eine kleine Reederei, die einen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher