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0441 - Die Nacht der stillen Mörderin

0441 - Die Nacht der stillen Mörderin

Titel: 0441 - Die Nacht der stillen Mörderin
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Liniendient für Frachtgüter nach Mittelamerika unterhält. Inhaber ist ein gewisser Flush. — Jetzt haben Sie aber wahrhaftig alles aus mir herausgeholt, was ich weiß. Mehr kann ich Ihnen beim besten Willen nicht sagen.«
    »Danke«, sagte ich, »fürs erste reicht es vollkommen.«
    Ich schaltete das Gerät aus. Mittlerweile hatte ich Long Island erreicht. Die pompösen Stuckvillen mit Blick auf den East River und den College Point zogen vorbei. In weitgestrecktem Bogen zog sich die Straße auf den Grants Hill hinauf. Als ich in die Fairfield Manor einbog, nahm ich Gas weg und schaltete den Suchscheinwerfer ein.
    Der Lichtkegel glitt über die Hauswände, erfaßte die Nummer — 107 — 105 — 103! Da war es. Ich stoppte.
    Eine langgezogene Auffahrt führte zu einer alten Villa mit Säulenvorbau, umgeben von Rasenflächen und alten Bäumen. In den Torpfosten war eine Bronzeplatte mit den Initialen N. F. eingelassen.
    Ich stieg aus und sah mich um. Die Straße war menschenleer. Die Luft war kalt und feucht vom nahen Fluß her. Unter gelegentlichen Windböen schaukelten die Neonlampen an ihren Drähten.
    Das eiserne Tor war unverschlossen, es drehte sich lautlos in den Angeln. Der Kies der Auffahrt knirschte unter meinen Schritten.
    Dann stand ich vor der Haustür und zögerte einen Augenblick, ehe ich auf den Summer drückte. Das Summen kam mir in der Dunkelheit doppelt laut vor.
    Nichts rührte sich.
    Ich wartete und versuchte es noch einmal. Stille!
    Wieder drückte ich ungeduldig den Summer. Dann wandte ich mich zum Gehen. Plötzlich stutzte ich. Es hatte geklungen, als wäre einer der Fensterläden aufgeklappt.
    Ich wartete. Sollte ich mich getäuscht haben? Endlos dehnten sich die Sekunden.
    Und plötzlich gellte ein Schrei durch die Dunkelheit, der mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Es war die Stimme einer Frau in Todesnot. Krachend schlug ein Fenster zu. Und ebenso abrupt brach der Schrei ab.
    Ich wirbelte herum, war mit zwei Sätzen an der Tür. Mein Gefühl hatte mich nicht getrogen.
    Überraschenderweise war die Tür unverschlossen. Lautlos schwang sie auf. Vor mir gähnte schwarze Finsternis.
    Ich holte meine kleine Taschenlampe hervor. Der dünne Lichtstrahl wanderte über Plüsch und Stuck, schwere altertümliche Möbel, einen Kamin, der bis an die Decke reichte, eine große Standuhr. An den Wänden hingen Geweihe und ausgestopfte Vögel; geschnitzte Holzmasken grinsten mich an.
    Der Schrei war von oben gekommen. Ich merkte mir die Hindernisse auf dem Weg zur Treppe, löschte das Licht und tat drei Schritte in die Dunkelheit hinein.
    In diesem Augenblick wurde die Haustür hinter mir zugeschlagen; klirrend schob sich ein Riegel ins Schloß.
    Ich blieb stehen und hielt den Atem an. Ich war nicht mehr allein in der Halle.
    Es war so still, daß ich meinte, man müßte das Hämmern meines Pulsschlages hören. Wenn das Ganze eine Falle war, war ich programmgemäß hineingestolpert. Mein unsichtbarer Gegenspieler hatte mir so ziemlich alles voraus, was es an Vorteilen gab.
    Aber der Schrei war echt gewesen, für diese Töne hatte ich ein absolutes Gehör.
    Ich versuchte mich in die Gedanken meines Gegners zu versetzen. Er würde damit rechnen, daß ich versuchte, die Treppe zu erreichen. Also mußte ich das Gegenteil tun. Und ich mußte zusehen, daß eine Deckung in der Nähe war, falls er plötzlich auf die Idee kam, Festbeleuchtung einzuschalten.
    Lautlos bewegte ich mich nach rechts auf den Kamin zu. Als ich den kalten Marmor unter den Fingern spürte, holte ich eine Packung Zündhölzer aus der Tasche und warf sie hinüber zur Treppe. Der Trick war nicht gerade neu, aber vielleicht wirkte er.
    Es gab ein schwaches Schurren. Sekunden später pfiff etwas durch die Luft und bohrte sich mit hartem Schlag neben mir in die Wand. Ich faßte danach und erwischte den noch zitternden Griff eines Messers. Es hatte sich tief in die Holztäfelung gebohrt. Mit einem Ruck riß ich es heraus und ließ mich fallen. Mein Gegner mußte im Dunkeln sehen können. Ich entschloß mich, alles auf eine Karte zu setzen.
    Ich knipste die Lampe an und schleuderte sie mit Schwung über den Boden. Der Lichtstrahl beschrieb einen vollen Kreis. Für den Bruchteil einer Sekunde erfaßte er eine dunkle Gestalt. Ich sah, daß der Mann einen Strumpf oder etwas Ähnliches über den Kopf gezogen hatte. Ich sah auch einen metallenen Gegenstand am rechten Arm. Zu mehr Beobachtungen war keine Zeit, denn jetzt packte ich den
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