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044 - Nach eigenen Regeln

044 - Nach eigenen Regeln

Titel: 044 - Nach eigenen Regeln
Autoren: Claudia Kern
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Hocker heran und setzte sich.
    »Ist Captain eigentlich ranghöher als Commander«, fragte er scheinbar desin- teressiert.
    »Ja, Sir«, gab Matt höflich zurück und fragte sich, weshalb Willner das nicht selbst wusste.
    Willner grinste.
    »Gut, gut. Ich sehe schon, die diplomatischen Beziehungen werden sich als unproblematisch erweisen.«
    »Was für diplomatische Beziehungen?«, fragte Matt.
    »Nun, zwischen Ihrem Volk und dem meinem«, sagte Willner wie selbstverständlich.
    »Ich nehme doch an, dass Sie und Ihre attrak- tive Begleiterin als Botschafter verhandlungsbefugt sind.«
    Matt bemerkte den Blick des Captains, der an Aruulas Körper entlang glitt und nur mühsam zu ihm zurückfand.
    »Wo haben Sie sie gefunden?«, fragte Willner. »Sie ist so wild und schön. Sie ist…«
    »… das Letzte, was du in deinem Leben sehen wirst, wenn du noch einmal über mich sprichst, als sei ich zu dumm, dich zu verstehen.« Spontaneität, dein Name sei Aruula, dachte Matt müde.
    Willner stolperte fast über den Hocker, als er zurückwich. »Ich muss darauf bestehen, augenblicklich Ihre Werte zu sehen, Aruula. T'Russ hat Ihre Intelligenz auf acht geschätzt, aber das ist offensichtlich falsch.«
    Matt legte seine Hand auf Aruulas Arm und hielt sie von einer Antwort ab. »Unsere Werte«, sagte er, »sind bei der Flucht wohl abhanden gekommen.«
    »Keine Werte?« Der Captain wirkte so schockiert, als habe Matt ihm gerade erzählt, er und Aruula seien in Wirklichkeit nackt. Er fuhr sich mit der Hand durch das dünne Haar.
    »Keine Werte«, wiederholte er leise. »Das ist mir noch nie passiert. Eigentlich sollte ich nicht einmal mit Ihnen reden.« Willner sah auf. »Also gut, ich werde mich darum kümmern, dass Sie Werte erhalten. Bis dahin möchte ich Sie bitten, nur das Nötigste mit Anderen meines Volkes zu besprechen.«
    »Einverstanden. Werden wir auch Würfel bekommen?«, riskierte Matt einen Schuss ins Blaue und bemerkte, dass Aruula ihm einen irritierten Blick zuwarf.
    Willner stand bereits in der Tür, drehte sich jedoch noch einmal um. »Selbstverständlich werden Sie alles bekommen, was Sie benötigen.«
    Aruula setzte sich auf den freien Hocker, als der Captain den Raum verlassen hatte. Sie runzelte die Stirn. »Wenn du die Worte, die keinen Sinn ergeben, verstehst, heißt das nicht auch, dass der böse Geist bereits von dir Besitz ergriffen hat?«
    Matt grinste. Die Reaktion des Captains hatte die Vermutung, die er nach Begriffen wie Werte und Schadenspunkte hegte, bestätigt.
    »Ich glaube, ich verstehe tatsächlich, wovon sie reden, und wenn das stimmt, werden die nächsten Tage recht… bizarr.« Er stützte sich vorsichtig auf und sah Aruula an. »Diese Menschen haben sich eine Phantasiewelt nach einem uralten Regelwerk geschaffen«, sagte er.
    »Wir sind ganz offensichtlich in einem Rollenspiel gelandet…«
    ***
    Captain Willner schloss die Tür zur Hütte und blinzelte in das helle Licht der Mittagssonne. Neben ihm stand ein hagerer Vulk, der auf Willners Blick nickte und sich ein paar Schritte von der Hütte entfernte.
    »Haben Sie alles gehört, Mr. Lemoy?«, fragte der Captain, als er zu ihm aufschloss.
    »Ja, Sir, das habe ich.« Lemoy verschränkte die Hände hinter dem Rücken. »Wünschen Sie eine Analyse der Situation?«
    »Wenn es Ihnen nichts ausmacht«, sagte Willner, während er sich zum wiederholten Male fragte, wieso er sich ausgerechnet einen Vulk als Assistenten ausgesucht hatte. Zwar war dieses Volk für seinen analytischen Verstand berühmt, aber im tagtäglichen Umgang erwies es sich als recht ermüdend, wie Lemoy mit seinem nächsten Satz bewies.
    »Diese Frage ist irrelevant, Captain«, sagte er mit erhobenen Augenbrauen. »Meine persönlichen Vorlieben spielen in diesem Fall keine Rolle.«
    Willner unterdrückte ein Seufzen.
    »Analysieren Sie einfach die Situation, okay?«
    »Ja, Captain. Die Fremden erwarten von uns, dass wir mehrere Widersprüche als Tatsachen akzeptieren. Zum einen behaupten sie, aus einem anderen Quadranten in unseren gekommen zu sein, wobei ihre Werte bei einer Flucht verloren gingen. Sie zeigen eine fast schon ignorante Unkenntnis unserer Kultur, kennen aber die Bedeutung von Würfeln. Die Waffen, die sie bei sich tragen, stammen aus unterschiedlichen kulturhistorischen Epochen, und doch haben sie nicht widersprochen, als Sie ihnen unterstellten, Botschafter eines anderen Volkes zu sein, wohlgemerkt eines Volkes, nicht mehrerer. Die Schlussfolgerungen, die sich
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