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044 - Nach eigenen Regeln

044 - Nach eigenen Regeln

Titel: 044 - Nach eigenen Regeln
Autoren: Claudia Kern
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in Sicherheit zu sein.
    Er betrachtete die Werteleiste mit ihren wenigen Punkten und fragte sich, wie unwahrscheinlich es war, in allen Kategorien so schlecht abzuschneiden. Hatte der Master vielleicht dabei nachgeholfen? Aber wenn, wieso waren nur seine Werte am unteren Rand, Aruulas jedoch wesentlich besser? Vielleicht um nicht den Verdacht der Manipulation zu erwecken?
    Matt spürte, wie die Müdigkeit erneut nach ihm griff. Er schloss die Augen, hörte im Halbschlaf noch Aruulas Stimme, dann träumte er schon von fremden Welten, aufrechten Helden und goldenen Würfeln.
    ***
    »Mehr Wein!«
    Morn rülpste so langanhaltend und laut, dass sein eigener Mundgeruch ihm die Tränen in die Augen trieb. Um ihn herum grölten und lachten betrunkene Klings, Abgenagte Knochen flogen durch die von Feuern erleuchtete Grotte und zerbrachen knirschend zwischen den Mandibeln struppiger Doggs. Diener, die große Kannen voller Wein trugen, liefen, zwischen ihnen hindurch, stiegen über bewusstlose Klings und die Pfützen, die ihre Mageninhalte hinterlassen hatten.
    »Imperator.«
    Einer der Diener verneigte sich vor Morn und schüttete Wein aus einer Kanne in seinen Krug. Neben ihm verlangte ein lallender Kling lautstark nach einem größeren Krug, bevor er steif wie ein Brett nach vorne kippte und mit dem Gesicht in einer Deerkeule landete.
    Ein gutes Fest, dachte Morn zufrieden.
    So kurz vor der Con war es wichtig, dass seine Krieger sich entspannten und nicht ständig über den großen Tag nachdachten. Er war sogar so weit gegangen, die traditionellen Duelle während des Fests zu untersagen. Die Entscheidung hatte ein wenig Unmut hervorgerufen, die der Wein jedoch mittlerweile gedämpft hatte.
    »Imperator«, riss ihn eine Stimme aus seine Gedanken. »Jemand wünscht Euch zu sprechen.«
    »Dann soll er zu mir kommen!«, schrie Morn über den Lärm zurück.
    »Imperator, es ist keiner von uns.«
    »Ach so. Wo ist er?«
    »Am Eingang.«
    Morn leerte den Krug in einem Zug und stand auf.
    Langsam ging er an den langen Tischreihen vorbei, schlug einigen Kriegern auf die Schulter, stimmte mit anderen Schlachtgesänge an und bekam mehrere Weinkrüge aufgedrängt.
    Als er endlich am Eingang ankam, schwankte er bereits erheblich und musste sich am Fels festhalten, um dem Effekt der kalten Nachtluft entgegenzuwirken.
    »Imperator Morn, danke, dass Ihr gekommen seid.«
    Morn lehnte sich gegen den Stein und kniff die Augen zusammen. Eine Gestalt zeichnete sich im Sternenlicht ab.
    »Was wollen Sie von mir?«
    »Habt Ihr von den beiden Fremden gehört, die sich im Fed-Gebiet aufhalten?«
    »Natürlich. Jeder spricht darüber. Ein Mann und eine Frau - und die Frau soll…« Er machte eine obszöne Handbewegung. »Na ja, für einen Menschen zumindest«, fügte er dann hinzu.
    Sein Gegenüber ging nicht auf die Bemerkung ein. »Diese Fremden«, sagte er, »sind Opfer einer Ehrlosigkeit geworden, die den ganzen Quadranten in Verruf bringen könnte. Der Master war am Nachmittag bei ihnen, um ihre Werte zu ermitteln und wisst Ihr, was er getan hat?«
    Morn schüttelte den Kopf und verlor das Gleichgewicht. Stolpernd fing er sich. »Bei den Göttern«, sagte er lachend, »das ist ein verdammt guter Glutwein. Ich gebe dir eine Kanne mit, bevor du gehst. Was wolltest du sagen?«
    »Hört mir gut zu, Imperator«, sagte die Gestalt. Die Eindringlichkeit ihres Tonfalls brachte Morns Aufmerksamkeit zurück. »Die Fremden wurden betrogen! Captain Willner hat den Master überredet, ihre Werte zu fälschen, damit sie bei der Con keine Gefahr darstellen können. Versteht Ihr, was das bedeutet?«
    Morn rülpste und schmeckte sauren Wein. Angewidert spuckte er aus. »Blödsinn. Der Master würde nie gegen das Gesetz verstoßen.«
    »Das hat er bereits. Er trifft sich mit einer Frau, wenn Ihr wisst, was ich meine. Willner hat davon erfahren und erpresst ihn. Wer weiß, was er als Nächstes von ihm verlangt…«
    »Was könnte das sein?«, fragte Morn und kratzte sich nachdenklich den vorstehenden Bauch.
    »Das war eine rhetorische Frage.«
    »Und wie lautet die Antwort?«
    Sein Gegenüber holte deutlich hörbar Luft.
    »Es gibt keine Antwort, weil es… ach, vergesst es einfach. Imperator, ich bin zu Euch gekommen, weil Ihr ein ehrenwerter Mann seid und einen solchen Betrug nicht dulden werdet - vor allem nicht, wenn er so kurz vor der Con geschieht.«
    Morns von Alkohol umnebeltes Gehirn bekam die Aussagen allmählich in die Reihe.
    Ein erpressbarer Master,
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