Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
044 - Nach eigenen Regeln

044 - Nach eigenen Regeln

Titel: 044 - Nach eigenen Regeln
Autoren: Claudia Kern
Vom Netzwerk:
nahm die Kiste wieder auf. »Aber genug geredet. Ich habe noch viel zu tun, bevor die Con morgen beginnt.«
    Aruula blieb frustriert zurück. Was, bei Wudan, ist eine Con?
    Die Tür der Holzhütte flog krachend gegen die Wand. Matt zuckte zusammen.
    Nicht schon wieder, dachte er.
    Der Holzboden erbebte unter den wuchtigen Schritten des Klings, der jetzt eintrat und die Tür hinter sich ins Schloss warf.
    »Ich bin Rolley«, brüllte der Kling so laut, als stünde er in einem Stadion, »Botschafter des Reiches der Kling, Repräsentant des Imperators Morn, dem Beschützer der Wahrheit, Bekämpfer des Friedens, Hund des Krieges und eine Menge anderer Sachen, auf die ich grad nicht komme. Und du musst Drax sein.«
    »Deine Gabe der Deduktion ist bemer- kenswert«, sagte Matt ironisch. Rolleys Auftritt ließ seine Laune auf einen neuen Tiefpunkt sinken. Seit dem späten Vormittag gaben sich seine Besucher die Klinke in die Hand. Angefangen hatte es mit einem Xeno- Anthropologen der Vulks - zumindest glaubte Matt, diese Wortkombination verstanden zu haben -, dem der Botschafter Andors folgte, der wiederum, nachdem Matt nur zwei Bissen einer wirklich hervorragenden Fleischpastete gegessen hatte, vom Repräsentanten der Roms abgelöst wurde. Zwischendurch waren noch Verteidigungsoffiziere der Feds und eine sogenannte Beraterin aufgetaucht, eine junge Frau, die jede Aussage mit dem Satz »Aber doch fühle ich großen Ärger und Schmerz in dir« kommentierte und ihn damit fast in den Wahnsinn getrieben hatte.
    Außer ihr stellten alle Besucher die gleichen Fragen:
    »Wo kommen Sie her?«
    »Wie groß ist Ihr Volk?«
    »Aus welchem Grund sind Sie hier?«
    »Ist die Geschichte Ihres Volkes kriegerisch?«
    »Sind Ihre Werte ein Witz?«
    Mittlerweile fielen ihm die Lügen, mit denen er darauf antwortete, so leicht, als sage er die Wahrheit. Die ständigen Wiederholungen hätten ihn noch nicht einmal gestört, wenn er im Gegenzug etwas über seine Gesprächspartner erfahren hätte, aber dazu waren seine Werte zu schlecht.
    »Sind deine Werte ein Witz?«, fragte der Kling und setzte sich ungefragt auf einen Hocker.
    »Nein«, sagte Matt. »Leider nicht.«
    Rolley lachte. Sein Atem stank nach saurem Wein und undefinierbaren Gewürzen. »Erzähl mir, wo du her kommst«, verlangte er.
    Matt holte tief Luft und leierte seine halb erfundene Geschichte von einer fernen Welt, die bei einer Naturkatastrophe vernichtet wurde und der sein Volk nur knapp entkommen war, im Eiltempo herunter. Rolley bewies nicht mehr Phantasie als seine Vorgänger, sodass Matt nach einigen Minuten endlich Gelegenheit fand, seine eigenen Fragen zu stellen.
    »Was sind die Klings für ein Volk?«
    Rolley zeigte wortlos auf den Würfel, der neben der Werteleiste auf dem Tisch lag. Matt seufzte, rollte die Metallkonstruktion für einen Moment über seine Handfläche und warf sie dann zurück auf die Tischplatte.
    Achtzehn. Shit, dachte Matt. Bei einer Intelligenz von sieben bedeutete dies, dass er weit über das Ziel hinausgeschossen war.
    »Dein Volk ist noch nicht bereit für dieses Wissen«, sagte Rolley wie alle anderen vor ihm.
    »Außerdem bist du zu dumm, um eine solche Frage zu stellen.« Grinsend stand der Kling auf und ging zur Tür. »Aber trotzdem werden der Imperator und ich darüber nachdenken, ob eine Allianz zwischen dem glorreichen Kling- Imperium und deinem Volk wünschenswert sein könnte.«
    Da werde ich wohl vor Aufregung nicht schlafen können, wollte Matt entgegnen, bremste sich jedoch. Ein Blick auf die golden blitzende Werteleiste des Klings hatte ihm gezeigt, dass er gegen ihn keine Chance haben würde. Es wäre dumm, ein Duell zu provozieren.
    »Ich werde dir während der Con unsere Entscheidung mitteilen«, sagte Rolley. Dann schloss er die Tür hinter sich.
    Matt runzelte die Stirn.
    Was, zur Hölle, ist eine Con?
    ***
    Willner zog an seiner schlecht sitzenden Gala-Uniform und sah hinaus in den neutralen Bereich. Die untergehende Sonne hing blutrot über den Bergen des Quadranten. In ihren letzten Strahlen sahen die Felsen aus wie Pappmache.
    Eine passende Kulisse für dieses Treffen, dachte er.
    Willner genoss Momente wie diesen. Sie gaben ihm mehr als der Kampf, als das Werfen der Würfel und der Anblick des Schocks auf den Gesichtern besiegter Feinde. Solche Situationen waren berechenbar, aber hier am Rande des neutralen Bereichs hatte er den Eindruck, dass in den nächsten Minuten alles passieren konnte.
    Alle vier Jahre stand er an
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher