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044 - Nach eigenen Regeln

044 - Nach eigenen Regeln

Titel: 044 - Nach eigenen Regeln
Autoren: Claudia Kern
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daraus ergeben, sind offensichtlich.«
    Willner wartete einen Moment, aber Lemoy sprach nicht weiter. Resignierend ergab er sich in sein Schicksal.
    »Und um was genau handelt es sich bei diesen offensichtlichen Schlussfolgerungen?« Der Vulk neigte den Kopf. »Ich wollte Ihre Zeit nicht mit überflüssigen Erklärungen verschwenden, aber wenn Sie darauf bestehen, entspreche ich Ihrem Wunsch natürlich.«
    Zwei Gründe, aus denen ich Vulks nicht ausstehen kann, dachte Willner. Erstens: Sie sind intelligenter als ich. Zweitens: Sie haben noch nicht einmal den Anstand, das zu verbergen.
    »Die Logik diktiert«, fuhr Lemoy fort, »dass einfache Lösungen wahrscheinlicher als komplizierte sind. Daher gibt es nur eine mögliche Analyse dieser Situation: Die Fremden lügen. Sie haben ihre Werte absichtlich vernichtet, da sie unseren unterlegen sind. Vermutlich - und ich bitte Sie, den spekulativen Charakter meiner Aussage zu entschuldigen - hat das Volk, zu dem Drax gehört, Aruulas Volk vor kurzer Zeit assimiliert, was den unterschiedlichen Entwicklungsstand erklärt. Nun befinden sie sich auf einem Eroberungsfeldzug, der sie in unseren Quadranten geführt hat. Der Zeitpunkt, den sie dafür gewählt haben, reduziert die Wahrscheinlichkeit einer zufälligen Begegnung auf 2,15 Prozent.«
    »Die Con«, erkannte Willner endlich. »Sie sind hier, um an der Con teilzunehmen!«
    »Das ist logisch, Captain.«
    Willner warf einen nachdenklichen Blick auf die Hütte, in der sich die Fremden aufhielten.
    Unter normalen Umständen stellten zwei Herausforderer keine Gefahr dar, aber zu diesem besonderen Zeitpunkt, so kurz vor der Con, war das etwas anderes.
    Er drehte sich zurück zu Lemoy. »Sie haben meine Erlaubnis, alle Maßnahmen einzusetzen, um die Bedrohung einzudämmen. Es darf keine Probleme während der Con geben.« Lemoy nickte. »Ja, Captain.«
    ***
    »Was ist ein Rollenspiel?«, fragte Aruula erwartungsgemäß.
    Matt dachte einen Augenblick nach, bevor er antwortete. »Ich habe so was als Kind gespielt. Man denkt sich eine Person aus und versetzt sich in sie hinein, um erfundene Abenteuer zu erleben.«
    »Warum?«
    »Um Spaß zu haben.«
    Matt erinnerte sich an die langen Nachmittage in Richard »Dicky« Mc-Phersons Kinderzimmer, wo er mit Phil, Frank und Hope, die sich weigerte, irgendwas außer Elfen zu spielen, zusammengesessen hatte. In ihrer Phantasie waren sie durch fremde Welten gereist, hatten neue Zivilisationen besucht und Orte gesehen, in denen noch nie ein Mensch zuvor gewesen war.
    »Wie soll ich dir das erklären«, sagte er. »Du tust zum Beispiel so, als wärst du eine Kriegerin, die ein uraltes Gemäuer erkundet und dabei von Monstern gejagt wird.«
    Aruula runzelte die Stirn. »Aber wieso sollte ich so tun, wenn ich doch eine Kriegerin bin und jeden Tag durch alte Ruinen ziehe und von Monstern gejagt werde?«
    Touche, dachte Matt. Laut sagte er: »Ich weiß, dass sich das für dich ein wenig seltsam anhört, aber vor fünfhundert Jahren waren die Monster noch etwas seltener, und wenn man sie sehen wollte, musste man sie sich vorstellen.«
    »Warum sollte ich mir Monster vorstellen? Warum nicht etwas Schönes, wie eine Wiese voller fetter Kamauler oder…« Ein Klopfen unterbrach sie.
    »Ja!«, rief Matt, erleichtert über die Unterbrechung.
    Die Tür öffnete sich und gab den Blick auf einen dunkelhaarigen Mann in Fed-Uniform frei.
    »Mein Name ist Rinold. Bitte erweisen Sie dem Master Ihren Respekt.« Er zog die Tür vollständig auf und verneigte sich.
    Matt hörte das Rascheln von Stoff, dann trat eine Gestalt in einer langen weißen Robe ein. Sie trug eine goldene Maske, die den Kopf wie ein Helm umschloss.
    »Ich bin der Master«, sagte eine männliche, angenehm klingende Stimme unter der Maske.
    »Mein Wort ist Gesetz, meine Entscheidungen - endgültig. Nur Narren diskutieren mit mir. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
    Das muss der Spielleiter sein, erkannte Matt, der mächtigste Mann in einem Rollenspiel.
    »Sehr klar«, bestätigte er. »Erhalten wir von Ihnen unsere Werte?«
    »Das ist meine Aufgabe.«
    Der Master schnippte mit den Fingern. Rinold schloss die Tür, griff in seine Tasche und zog zwei leere Ordensleisten hervor, die er Matt und Aruula reichte. »Wir sind das Spiel, das Spiel sind wir«, rezitierte er in einem monotonen Tonfall. »Es währt vom Anbeginn bis zum Ende aller Zeiten. Um das Spiel zu spielen, benötigen Sie Werte, die auf diesen Leisten eingetragen werden. Wir
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