Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
044 - Nach eigenen Regeln

044 - Nach eigenen Regeln

Titel: 044 - Nach eigenen Regeln
Autoren: Claudia Kern
Vom Netzwerk:
Verbeugung an. »Es ist offensichtlich, dass ihr fremd in diesem Quadranten seid. Die Philosophie der Feds verlangt, dass ich euch freundlich entgegen trete und die Differenzen unserer Existenz zelebriere. Verzeiht, dass ich die Logik der Situation nicht sofort korrekt analysiert habe.«
    »Was?« Außer dem Wort freundlich, das Aruula erst einmal erleichterte, hatte sie kaum etwas verstanden. »Heißt das, du wirst uns zu einem Heiler bringen?«, hakte sie nach.
    Der Spitzohrige nickte. »Ich stelle die beiden hiermit unter den Schutz der Feds. Die besten Mediziner werden bereitstehen, wenn wir eintreffen.«
    »Nicht so schnell«, wandte der Violetthäutige ein. »Die Feds haben im neutralen Bereich überhaupt nichts zu entscheiden. Ich verlange im Namen des Reichs der Andors, dass die Fremden hier bleiben, bis wir gemeinsam entschieden haben, welche Macht in diesem Quadranten sie bekommen soll.«
    Der Maskierte mit den Stirnwülsten schüttelte den Kopf.
    »Du Schlappfühler hast hier überhaupt nichts zu verlangen, klar? Wenn einer die Fremden bekommt, dann die Klings.« Er winkte Aruula zu. »Kommen Sie mit.«
    »Nenn mich nicht Schlappfühler«, sagte der Andor mit einem drohenden Unterton, »sonst -«
    »Was sonst, Schlappfühler? Glaubst du etwa, dass du gegen mich eine Chance hast? Probiers doch!«
    Aruula hob beschwichtigend die Hände. »Ich möchte doch nur zu einem Heiler gebracht werden. Wenn das ein solches Problem ist, sagt mir einfach, wo ich einen finde.«
    Der Spitzohrige stellte sich zwischen die Streitenden.
    »Die Fremde hat Recht. Lasst mich ihr helfen und damit den Geist des Friedens und des Zusammenhalts zwischen unseren Völkern demonstrieren.«
    »Halts Maul, Spitzohr!«, brüllten Andor und Kling gleichzeitig.
    O nein, dachte Aruula, als der Angesprochene einen Schritt zurücktrat und in eine Tasche seiner Uniform griff.
    »Also gut«, hörte sie ihn sagen. »Ihr habt es nicht anders gewollt.«
    »Wartet!«, rief Aruula, aber es war zu spät.
    Auch die beiden anderen Maskierten griffen in ihre Taschen - und zogen blau glänzende Würfel hervor.
    »Bei Kluless! Das bedeutet Krieg!«, schrie der Kling.
    ***
    »Und dann haben sie sich auf den Boden gesetzt und mit den Würfeln gespielt«, beendete Aruula ihren Bericht. »Kurz darauf zogen der Kling und der Andor ab. Der Spitzohrige hat mir geholfen, dich hierher zu bringen.«
    Die Hütte, in der Matt lag, war klein und erinnerte ihn mit ihrer tiefen hölzernen Decke und dem gemauerten Kamin an die alte Jagdhütte seines Großvaters. Durch das glaslose Fenster sah er einige Bäume und den tiefblauen Wüstenhimmel, sonst jedoch nichts.
    Matt bewegte sich vorsichtig, um eine bequemere Lage auf der viel zu weichen Matratze zu finden, und verzog das Gesicht, als sein linkes Bein heftig zu pochen begann.
    Er war erst vor wenigen Minuten zu sich gekommen und hatte seine Verletzungen beinahe vergessen gehabt. Jetzt sah er an sich hinab, auf den weißen Verband an seinem Oberarm, auf die geprellten Rippen und auf das sorgfältig geschiente und bandagierte Bein, das in einer an der Decke befestigten Schlaufe hing. Wer auch immer ihn behandelt hatte, besaß medizinisches Wissen.
    »Ich hab ihnen gesagt, dass man so keinen Knochenbruch heilt«, sagte Aruula wie zur Bestätigung. »Dazu braucht man das Fell von drei Gerulen und die Eingeweide eines Kamaulers, die um Mitternacht um das Bein gewickelt werden. Dann nimmt man die Felle und…«
    »Sie tragen also alle Masken?«, unterbrach er sie rasch.
    Aruula schüttelte den Kopf. »Nein, nicht alle. Manche sehen ganz normal aus, andere haben sich spitze Ohren aufgesetzt oder tragen Masken mit Wülsten auf der Stirn.« Sie setzte sich auf einen Hocker. »Und sie reden so seltsam. Obwohl sie deine Sprache sprechen, verstehe ich den Sinn ihrer Worte nicht. Mad- drax, ich glaube, wir sind in einem Dorf mit Verrückten gelandet. Du solltest schnell gesund werden, bevor der böse Geist, der hier wohnt, auch von uns Besitz ergreift.«
    Nicht hinter allem stecken böse Geister, wollte Matt widersprechen, aber im gleichen Moment klopfte es an der Tür.
    »Herein«, sagte er stattdessen.
    Die Tür öffnete sich und gab den Blick auf eine zierliche dunkelhäutige Frau frei, deren Ohren mit einer Art Knetmasse verlängert worden waren. Ihre Haare waren kurz und so gerade geschnitten, als hätte jemand ein Lineal verwendet. Sie trug ein blaues Hemd, das auf der linken Seite mit etwas verziert war, das Matt an eine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher