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044 - Nach eigenen Regeln

044 - Nach eigenen Regeln

Titel: 044 - Nach eigenen Regeln
Autoren: Claudia Kern
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unsicheren Schritt nach dem anderen zu machen.
    Er spürte, wie Aruula unter seinem Gewicht zitterte, ahnte, dass sie die Anstrengung nicht lange durchhalten würde.
    Sie wird mich nicht zurücklassen, dachte er, selbst wenn ich sie darum bitte.
    Stück für Stück umrundeten sie die Felswand, bis Matt einen schmalen Spalt sah, der einige Meter tief in den Fels hineinführte und an dessen Ende Sonnenlicht gleißte. Der Weg war so eng, dass sie nur knapp nebeneinander hergehen konnten. Immer wieder stieß Matt mit dem Fuß gegen kleine Felsen, stolperte und hielt sich nur mit Aruulas Hilfe aufrecht.
    Er war am Ende seiner Kräfte, als sie die andere Seite erreichten und doch vergaß er Schmerzen und Erschöpfung für einen Moment, als er sah, was vor ihnen lag.
    »Shangri-La«, flüsterte er.
    Aruula wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Sha Kaiuas?«
    »Shangri-La«, wiederholte Matt. »Das stammt aus einem Buch, das ich früher einmal gelesen habe. Da sah es genauso aus wie hier.«
    Tatsächlich erinnerte ihn das Tal, das sich vor ihnen ausbreitete, an diesen mythischen Ort im Himalaya. Nach den verdorrten Gelbtönen der Wüste wirkte das leuchtende Grün des frischen Grases und die roten Blüten der Blumen wie eine Erscheinung. Weiß gestreute Wege zogen sich an den Wiesen entlang. Irgendwo hörte er das Plätschern eines Bachs und roch das schwere Aroma üppiger Flora.
    Nur ein Bereich des Tals war von Wüstensand bedeckt. Er zog sich von dem Spalt, vor dem sie standen, bis zu einem weit entfernten Hügel.
    Was ist das?, fragte sich Matt.
    Er wollte weiter in das Tal hinein gehen, doch sein Bein gab unter ihm nach. Erschöpft brach er in die Knie, spürte, wie die Knochen seines gebrochenen Schienbeins gegeneinander rieben. Eine Welle aus Schmerz und Übelkeit schoss durch seinen Körper.
    Wie durch Watte hörte er Aruulas erschrockenen Aufschrei, dann andere Stimmen - wütende Stimmen, die etwas schrien, was er über das Pochen in seinem Kopf nicht verstehen konnte. Die Welt drehte sich mit immer größer werdender Geschwindigkeit.
    Das Schwindelgefühl und der Geruch von Blut ließen Matt würgen. Er nahm das Geräusch von Klingen wahr, die aufeinander prallten, wollte aufstehen, um Aruula zu helfen, und übergab sich.
    Das Letzte, was sein schwindendes Bewusstsein mitbekam, war ein Satz in lupenreinem Englisch:
    »Verdammt, der Typ kotzt in den neutralen Bereich!«
    Aruula hatte keine Ahnung, woher die Fremden so plötzlich gekommen waren. In einem Moment hatte sie noch neben Maddrax gekniet, im nächsten war sie bereits von drei Gestalten umzingelt, die mit seltsam geformten Stichwaffen herumfuchtelten und furchterregend entstellt waren - zumindest auf den ersten Blick.
    Einer von ihnen hatte dunkle Haut und stark vorstehende Knochenwülste auf der Stirn, ein anderer war violett gefärbt mit bläulichen Haaren, aus denen zwei Fühler ragten. Der dritte sah aus, als wäre er als Kind in einen Reispflücker geraten, denn seine Ohren waren langgezogen und liefen ebenso spitz zu wie seine Augenbrauen, die sich unter einem Haarschnitt hoben, den Aruula als entschieden zu albern empfand.
    Erst als die Gestalten zu sprechen begannen, erkannte sie, was tatsächlich hinter ihrem Aussehen steckte.
    Sie trugen Masken.
    »Gehörst du zu den Feds?!«
    »Was ist das für eine Uniform?!«
    »Wieso hast du den neutralen Bereich verletzt?!«
    Die Fragen wurden Aruula entgegen geschrien, ohne dass sie ihren Sinn verstand. Mit jedem Wort bewegten die Maskierten ihre Waffen, führten linkisch wirkende Drohmanöver aus, die sich auf Maddrax zu konzentrieren schienen, der halb bewusstlos und mit schmerzverzerrtem Gesicht am Boden kniete.
    Aruula schlug die Waffen mit ihrem Schwert zur Seite. Eine davon brach in der Mitte durch, die anderen wurden von ihren überrascht wirkenden Trägern zurückgerissen.
    Sind sie so mächtig, dass sie keinen Widerstand erwarten?, fragte sich Aruula.
    »Verdammt«, rief im gleichen Moment die Gestalt in der wulstigen Maske, »der Typ kotzt in den neutralen Bereich!«
    Aruula ließ ihr Schwert sinken und fing Maddrax auf, als der haltlos nach hinten kippte. Sie zog ihn aus der Reichweite der Gestalten und stellte sich schützend vor ihn.
    »Wir sind Fremde«, sagte sie langsam auf Englisch, »und kommen in Frieden. Sagt mir bitte, wo ich einen Heiler finde, dann werden wir euch nicht länger belästigen.«
    Die Maskierten sahen sich an, dann deutete der mit dem albernen Haarschnitt eine
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