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0432 - Sein Todfeind war ein flottes Girl

0432 - Sein Todfeind war ein flottes Girl

Titel: 0432 - Sein Todfeind war ein flottes Girl
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und wartete.
    Mclntyre ließ nicht lange auf sich warten. Er war ein kleiner, ziemlich clever aussehender Bursche mit einer roten Narbe an der Wange. Unter der kurzen, schwarzen Lederjacke trug er ein rot-grün kariertes Sporthemd.
    Er wußte bereits, worum es ging. »Ja, ich habe den Alten gefahren«, sagte er.
    Ich wollte ganz sichergehen, daß er den richtigen meinte, und zeigte ihm das Bild. »Ja, das ist er«, sagte er.
    »Was hatte er an?«
    »Einen grauen Flanellanzug und ‘ne gestreifte Krawatte«, erwiderte er prompt.
    »Ist er hier zugestiegen?«
    »Ja. Ich brachte ihn zum La Guardia Flugplatz.«
    »Was hatte er bei sich.«
    »Nur eine Papiertüte. Die hat er dann beim Aussteigen im Wagen vergessen. Es waren nur Sandwiches und ein bißchen Obst drin —«
    »Haben Sie unterwegs mit ihm gesprochen?«
    »Nichts Besonderes. An dem Morgen regnete es, und wir wechselten einige Worte wegen des Wetters — sonst kam es zu keiner Unterhaltung.«
    »Hatten Sie das Gefühl, daß er in Eile war? Drängte er Sie, rasch zu fahren?«
    »Er war bestimmt nicht in Eile — dafür hat unsereiner ein Gespür.«
    »Wurde er am Flugplatz erwartet?«
    »Schon möglich, aber ich habe niemand gesehen. Er ging auf das Terminal zu. Das ist alles, was ich Ihnen sagen kann.«
    Ich ging zurück zu meinem roten Blechsprinter. Es war also keine Entführung. Ein alternder Mann hatte sich plötzlich entschlossen, die Zwangsjacke seines grauen Alltags abzustreifen. Der Himmel mochte wissen, wie lange der Plan dazu schon in ihm gereift war. Möglicherweise hatte er seit Jahren darauf hingearbeitet und Dollar für Dollar zur Seite gebracht.
    Der Rest war Routine. Es konnte nicht schwerfallen, auf dem Flugplatz zu erfahren, wohin Mr. Reading gereist war. Bill Reading war keinem Unfall zum Opfer gefallen. Er hatte sich, wie es schien, einem Druck entzogen, dem er nicht länger gewachsen war. Merkwürdig war eigentlich nur, daß ausgerechnet ein so pedantischgenauer Beamter Wie Reading auf diese Weise reagiert hatte.
    Ich stellte das Funkgerät an und rief das Office an. Phil meldete sich. Ich sagte ihm, was ich in Erfahrung gebracht hatte. »Damit wird sich Mr. High nicht zufriedengeben«, meinte Phil. »Wir müssen herausfinden, wohin Reading gereist ist. Wenn er nur einige hundert Dollar zur Seite gebracht hat, wird er schon bald gezwungen sein, Geld zu verdienen.«
    »Glaubst du im Ernst, ihm würde es einfallen, Blüten herzustellen?« fragte ich.
    »Nein, das glaube ich nicht — aber wir müssen wissen, was aus ihm wird.«
    »Schon gut, das erledige ich. Gibt's sonst was?«
    Phil hatte die Adresse der McGrowns herausgefunden. Charles William Mc-Grown, Queens, Clarendon Road 31, Besitzer eines Wettbüros, nicht vorbestraft.
    Ich bedankte mich und hing auf. Die Inhaber von Wettbüros verkörpern einen ganz bestimmten Typ — zumindest in New York, Chicago und Los Angeles. Da sie das Geld sehr leicht verdienen, fällt es ihnen nicht schwer, es ebenso leicht wieder auszugeben. Im allgemeinen sind sie großspurig und selbstsicher, eitel, gerissen und knallhart. Und fast immer arbeiten sie mit irgendeinem Syndikat zusammen.
    Ich fuhr nach Queens. Es war zwanzig Minuten nach vier, als ich den Jaguar unweit des Hauses Clarendon Road 31 in eine Parklücke klemmte. Sofort war ein Haufen halbwüchsiger Bengels zur Stelle, die mich beim Aussteigen mit gezielten, sachkundigen Fragen nach dem Leistungsgewicht und der Kolbengeschwindigkeit meines Flitzers bombardierten.
    Ich leierte die Daten herunter, die sie interessierten. Dann brach zwischen ihnen plötzlich ein Streit aus, der sich auf den Wert oder Unwert obengesteuerter Maschinen bezog. Ich nutzte die günstige Gelegenheit und machte mich aus dem Staube.
    Dem Haus Clarendon Road 31 sah man an, daß seine Erbauer nicht gespart hatten. Das äußerte sich schon in der Fassade, die bis zum vierten Stockwerk mit Marmorplatten verkleidet war, sowie in der großen, klimatisierten Halle, in deren Mitte ein kitschig illuminierter Springbrunnen plätscherte — und ebenso gewiß in den hohen Mieten, die hier für das Wohnprivileg gefordert wurden.
    Der Lift katapultierte mich in die dritte Etage. Die Apartmenttür der McGrowns war moosgrün lackiert; das blankgeputzte Namensschild aus Messing hob sich vorteilhaft davon ab. Ich klingelte. Niemand machte auf. Ich klingelte ein zweites Mal. Ohne Erfolg. Ich machte kehrt und wartete auf den Lift, der inzwischen wieder nach unten gefahren war. Als ich ihn
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