Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0432 - Sein Todfeind war ein flottes Girl

0432 - Sein Todfeind war ein flottes Girl

Titel: 0432 - Sein Todfeind war ein flottes Girl
Autoren:
Vom Netzwerk:
Ecke zusammengebrochen ist und noch nicht gefunden wurde.«
    »Gibt es auf dem Wege vom Haus zur U-Bahnstation solche dunklen Ecken?«
    »Eigentlich nicht —« sagte sie zögernd.
    »Befindet er sich wegen dieser Geschichten in ärztlicher Behandlung?«
    »Nein. Ich habe ihn wiederholt dazu aufgefordert, aber er hat eine unüberwindliche Abneigung gegen alle Ärzte.«
    »Warum?«
    »Das frage ich ihn auch immer. Er weiß darauf keine Antwort.«
    In diesem Moment ertönte aus dem Nebenzimmer ein Geräusch. Es hörte sich an, als fiele ein schwerer, metallischer Gegenstand zu Boden.
    Ich war mit wenigen Schritten an der weißlackierten Tür und riß sie auf.
    Drei Meter von mir entfernt stand ein Mädchen. Sie war nicht viel älter als zwanzig Jahre.
    Das Mädchen war silberblond, ziemlich groß und sehr schlank. Sie war umwerfend schön. Und umwerfend interessant. In der Rechten hielt sie nämlich eine Pistole. Die Waffenmündung zielte genau auf mein Herz.
    »Habe ich Sie erschreckt?« fragte ich.
    ***
    Sie schluckte. Langsam ließ sie die Hand mit der Waffe sinken. Ich blickte nicht die Pistole an, nur das Mädchen. Es lohnte sich, sie anzuschauen.
    Ihre großen, graugrünen Augen waren kaum merklich geschrägt. Sie gaben ihr ein leicht katzenhaftes Aussehen — aber es war die Schönheit einer Raubkatze, exotisch, fremd und fesselnd. Die hoch angesetzten Backenknochen betonten diesen Eindruck. Der Mund bildete dazu einen seltsamen Kontrast, er war voll, naiv und kindlich.
    Sie trug ein lose fallendes Kleid aus weißem Stoff. Mir schien es fast so, als hätte sie Stoff und Modell mit kluger Vorbedacht gewählt. Es war genau das Richtige, um ihre klassischen Formen besonders geschickt herauszuarbeiten. Strümpfe trug sie nicht. Die Beine waren lang und vollkommen. Die weißen, hochhackigen Pumps waren vorn offen, so daß man die rotlackierten Nägel sehen konnte.
    »Alice!« sagte Mrs. Reading hinter mir. Ihre Stimme war jetzt so scharf wie ein Fleischmesser. »Was soll dieser Unsinn? Was tust du mit der Pistole?«
    »Ich — ich habe sie in der Schublade gefunden«, erwiderte das Mädchen und wies hinter sich auf eine Kommode, deren oberste Lade herausgezogen war. »Ich nahm sie heraus und ließ sie fallen. Entschuldige, bitte.«
    »Das ist Alice, unsere Tochter«, sagte Mrs. Reading säuerlich. Sie griff nach der Klinke und schloß die Tür vor meiner Nase. »Werden Sie mich anrufen, sobald Sie etwas erfahren?«
    Ich nickte, weil es mir die Sprache verschlagen hatte. Es ist im allgemeinen nicht leicht, mich zu verblüffen, aber die Tatsache, daß das junge, umwerfend schöne Mädchen von dieser Mutter stammte, gab meinem Reaktionsvermögen doch einen heftigen Stoß.
    Mrs. Reading ging entschlossen zu der Tür, die in die Diele führte und hielt sie mir offen. Es gab keinen Zweifel, daß sie mich loswerden wollte.
    »Beinahe hätte ich's vergessen«, sagte ich. »Können Sie mir ein Foto jüngeren Datums von Ihrem Mann mitgeben?«
    »Er hat sich in letzter Zeit nicht fotografieren lassen«, sagte sie.
    »Sie müssen doch ein Bild von ihm haben!«
    Mrs. Reading seufzte. Sie trat an einen hübschen, alten Sekretär, das einzige Möbelstück im Raum, das Stil und Format hatte. Zwischen der Kaufhaus-Modernität der übrigen Einrichtung nahm er sich wie ein Fremdkörper aus. Mrs. Reading wühlte in einem Fach herum, dann brachte sie mir ein Bild, auf dem Mr. Reading vor einem Auto zu sehen war. Es war eine typische Amateuraufnahme, ein wenig unscharf und anscheinend mit einer einfachen Boxkamera gemacht.
    Immerhin war zu erkennen, daß Mr. Reading ein mittelgroßer, gut aussehender Mann war, der um die Hüfte herum zum Dickwerden neigte.
    »Was ist das übrigens für eine Pistole?« erkundigte ich mich.
    »Sie gehört Bill.«
    »Wohnt Ihre Tochter bei Ihnen?«
    »Nein. Sie ist verheiratet.«
    »Ah — hier in New York?«
    Mrs. Reading musterte mich mißbilligend. Ich merkte, daß sie an den Fragen keinen Gefallen fand. »Ja«, sagte sie.
    »Wann hat Ihre Tochter den Vater das letzte Mal gesehen?« fragte ich. »Vor einer Woche.«
    »Wie heißt sie?«
    »McGrown. Ist das denn so wichtig?«
    »Seit wann ist sie verheiratet?«
    »Seit acht Monaten. Hören Sie, Mr. Cotton, ich sehe ein, daß das Fragenstellen zu Ihrem Beruf gehört, aber wäre es nicht nützlich, wenn Sie sich dabei auf die Dinge beschränken würden, die der Lösung des Falles dienen?« Ich lächelte. »Ich kann mir nur dann ein genaues Bild von den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher