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0432 - Sein Todfeind war ein flottes Girl

0432 - Sein Todfeind war ein flottes Girl

Titel: 0432 - Sein Todfeind war ein flottes Girl
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und ging zurück zu meinem Wagen.
    Eine halbe Stunde später hatte ich das Haus der Maklerfirma Erskine & Erskine erreicht. Es befand sich in der Fulton Street. Ich mußte zweimal um den Block fahren, ehe ich einen Parkplatz erwischte. »Das Büro ist bereits geschlossen«, informierte mich ein distinguiert aussehender Herr in der Halle.
    »Ich möchte Mr. Burrough sprechen.«
    »O, der ist gerade an Ihnen vorbeigegangen — dort sehen Sie ihn noch! Es ist der Herr mit dem hellgrauen Stetson und dem Stockschirm.«
    »Danke«, sagte ich und eilte hinter Mr. Burrough her. Ich erwischte ihn an der nächsten Ampelanlage. »Mr. Burrough?« fragte ich. »Hätten Sie wohl ein paar Minuten Zeit für mich?« Er starrte mich verblüfft an. Dann musterte er mich mißbilligend von oben bis unten. Offenbar hielt er nichts davon, von Fremden auf der Straße angesprochen zu werden. Als er die abgerissene Anzugtasche bemerkte, wurde er noch um einige Grade kühler und distanzierter. »Woher kennen Sie mich?« wollte er wissen.
    »Der Herr in der Rezeption von Erskine & Erskine sagte mir, daß —«
    »Ich verstehe«, unterbrach er mich ungeduldig. »Und was wünschen Sie von mir?«
    Ich zeigte ihm meinen FBI-Stern. »Sorry«, sagte er schnell. »Das ist natürlich etwas anderes. Worum geht es?«
    »Das ist nicht der rechte Platz, sich darüber zu unterhalten«, meinte ich. »Wie wäre es, wenn wir uns in meinen Wagen setzten? Er steht nur hundert Meter von hier entfernt —«
    Burrough zog eine bedenkliche Miene. »Ich werde den Zug verpassen«, befürchtete er. »Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich meine Frau anrufe? Sie macht sich sonst Sorgen —«
    »Ich bringe Sie mit dem Wagen nach Hause«, versicherte ich. »Auf diese Weise holen Sie die verlorene Zeit wieder ein.«
    »Sehr freundlich«, meinte er, »aber ich möchte Ihre kostbare Zeit nicht stehlen.« Endlich hatte ich ihn im Wagen. Ich sagte ihm, daß es sich bei meinen Ermittlungen um das Verschwinden von Mr. Reading handle. »Sie wissen natürlich, welche Stellung er bekleidete und welche Arbeit er leistete?«
    »Er hat es hin und wieder durchblicken lassen«, erwiderte Mr. Burrough. Er wirkte ziemlich unamerikanisch. In Aussprache und Benehmen ähnelte er eher einem Engländer. Nur der graue Stetson sprach dagegen. Mr. Burrough hatte den Stockschirm zwischen die Beine gestellt und die Hände auf den Griff gelegt. »Es muß sich um eine hochinteressante und sehr verantwortungsreiche Tätigkeit handeln.«
    »Das trifft ohne Zweifel zu. Hat er Ihnen keine Einzelheiten seiner Arbeit genannt?«
    »Nein. Ich hatte das Gefühl, daß er nicht darüber sprechen wollte oder durfte, und deshalb war es für mich ganz selbstverständlich, nicht in ihn zu dringen.«
    »Würden Sie sagen, daß Sie in Mr. Reading einen Freund sehen?« fragte ich.
    »Eher einen sehr guten Bekannten«, meinte er vorsichtig. »Zu einer Freundschaft gehört mehr als eine tägliche Zehn-Minuten-Unterhaltung in der U-Bahn. Ich muß allerdings sagen, daß wir uns gut 'verstehen. Er ist ein ausgeglichener, ruhiger Mann — besonnen und zuverlässig. Man merkt, daß er glücklich ist.«
    Ich war ein wenig verblüfft. Das Bild, das Burrough von' Mr. Reading entwarf, paßte nicht zu den Vorstellungen, die ich mir von dem Vermißten gemacht hatte. »Ja, er ist glücklich — glücklich in seinem Beruf und in seiner Ehe«, fügte Mr. Burrough wie zur Bestätigung hinzu.
    »Hat er das ausdrücklich gesagt?«
    »Ich bitte Sie! Das fühlt man doch.«
    »Auf Gefühle ist nicht immer Verlaß.«
    »Eindrücke dieser Art setzen sich wie ein Mosaik aus vielen bunten Steinchen zusammen«, sagte Mr. Burrough. »Aus einer scheinbar nebensächlichen Bemerkung, die sich auf seine Frau bezog, oder auf ein Geschenk, das er ihr mitbrachte — oder auf die stille Freude, die er an jedem Morgen auf dem Weg zur Arbeit zeigte —«
    »Hm«, machte ich, »und wie erklären Sie sich Mr. Readings Verschwinden?« Er schaute mich kurz und prüfend an. »Ich glaube an ein Verbrechen«, sagte er, fast im Verschwörerton.
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Erstens bekleidete Mr. Reading einen ungemein wichtigen Posten, und zweitens läßt die Tatsache, daß Sie sich des Falles angenommen haben, gar keine anderen Schlüsse zu —«
    »Für uns ist das eine Routineangelegenheit«, beruhigte ich ihn. »Im Moment gibt es für Ihre Theorie keinerlei Anhaltspunkte.«
    »Oh, wirklich? Das freut mich ungemein! Ich schätze Mr. Reading, und der Gedanke,
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