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0432 - Sein Todfeind war ein flottes Girl

0432 - Sein Todfeind war ein flottes Girl

Titel: 0432 - Sein Todfeind war ein flottes Girl
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sechs Uhr. Ein Whisky konnte nicht schaden. McGrown gehörte zu den Leuten, mit denen es sich am besten bei einem Drink unterhält.
    »Bourbon oder Scotch?« fragte er.
    »Scotch«, sagte ich.
    »Machen Sie sich's bequem«, meinte er und trat hinter den Tresen der Hausbar. Ich setzte mich und sah zu, wie er die Gläser mit Whisky und Eis füllte. Er blinzelte mir zu. »Beim Soda pflege ich gern zu beweisen, daß ich auch sparen kann. Soll ich‘s Ihnen mal vorführen?«
    Ich nickte. Er gab ein paar Spritzer Soda dazu — fast, als ob sich‘s um Angustora handle. Dann brachte er die Gläser und setzte sie auf dem niedrigen, gläsernen Klubtisch ab, dessen Fuß aus einem quadratischen, polierten Marmorblock bestand. Er nahm mir gegenüber in einem Sessel Platz.
    »Prost!« sagte er und hob das Glas. Wir tranken. Der Whisky war gut, aber McGrowns Laune schien fast noch besser zu sein.
    Er holte ein Päckchen Zigaretten aus der Tasche und bot mir einen Glimmstengel an. »Zigarette?« Ich verneinte dankend. Er lachte glucksend und steckte sich eine Zigarette an. »Wirklich, ich könnte quieken vor Vergnügen! Wenn ich mir das Gesicht vorstelle, das meine liebreizende Schwiegermama gezogen haben muß, als der brave Bill nicht nach Hause zurückkehrte —«
    »Sie scheinen die Geschichte recht amüsant zu finden«, sagte ich.
    »Und ob!« nickte er grinsend. »Sie haben doch Mrs. Reading kennengelernt, nicht wahr? Nun mal ganz offen — unter Männern! Wären Sie diesem Schreckgespenst nicht schon längst auf und davon gelaufen?« Glücklicherweise erwartete er keine Antwort, denn er sprach ohne Punkt und Komma weiter. »Nicht, daß es ihr an gewissen Meriten fehlte! Sie ist eine vorzügliche Hausfrau. Bei ihr läuft alles wie am Schnürchen — aber an einem dieser Schnürchen hatte sie auch ihren Bill. Manche Männer finden sich damit ab, ich war sicher, daß das auch auf ihn zutraf, und dann, gleichsam über Nacht, entdeckte er ein Mittelchen, das rosarote Band zu zerreißen. Ich find's prima, ganz ehrlich! Hoffentlich wird er nicht weich und kehrt reumütig zurück! Das würde ich ihm nie verzeihen.«
    »Ihre Beziehungen zu den Schwiegereltern scheinen nicht sehr eng zu sein.«
    »Sie sind so unterkühlt wie ein Urweltsaurier im ewigen Eis!« sagte er. »Die Readings hassen mich —«
    »Warum?«
    »Weil sie einen Spleen haben. Anscheinend bin ich ihnen für Alice nicht gut genug.«
    »Das verstehe ich nicht. Ihnen geht's doch sicherlich blendend?«
    »Blendend ist das richtige Wort! Ich bin kein Millionär, wissen Sie, und es besteht auch nicht die geringste Aussicht, daß ich's jemals werde, aber es geht mir eben gut.«
    »Mir ist vorhin im Keller eine merkwürdige Sache passiert. Gewiß haben Sie schon davon gehört…«
    Er blickte mich erstaunt an. »Was soll ich gehört haben? Ich bin drei Minuten vor Ihnen ins Haus gekommen, ich weiß von nichts.«
    »Augenblick, bitte«, sagte ich. »Ich muß mal mit dem Portier sprechen. Können Sie mich mit ihm verbinden?«
    »Sicher — aber wollen Sie mir nicht erst erklären, was im Keller los war?«
    »Aus dem Lincoln Ihrer Frau tropfte Blut.«
    »Soll das ein Witz sein?«
    »Wenn Sie mir nach weisen können, daß es sich um ein Glas ausgelaufener Erdbeer-Konfitüre gehandelt hat, bin ich gern bereit, die Sache als Witz zu akzeptieren.«
    »Blut!« murmelte er und rieb sich das Kinn, als müßte er den Bartwuchs prüfen. »Phantastisch! Was haben Sie getan, als Sie das — das Blut sahen?« fragte er stockend.
    »Ich kam gar nicht dazu, etwas zu tun. Das übernahm ein anderer für mich — ein bulliger Bursche, der mich mit einem Schlagring zu Boden schickte.«
    »Das hört sich an wie eine Räubergeschichte!«
    »Genau das ist es — wenn nicht etwas noch Schlimmeres«, sagte ich. »Die Sache mit dem Schlagring und dem Knockout schien ihn nicht voll zu befriedigen. Er versuchte nämlich anschließend, den Lincoln über mich hinwegrollen zu lassen.«
    »Das wäre ja ein glatter Mordversuch!«
    »Wäre?« fragte ich. »Das war es!«
    »Wie konnte der Kerl in den Wagen ‘reinkommen?« fragte McGrown und starrte mich an. »Ich schärfe Alice immer ein, die Türen abzuschließen!«
    »Apropos Alice«, sagte ich. »Wo ist Ihre Frau?«
    Er schaute auf die Uhr. »Meistens ist sie um diese Zeit zu Hause.« Er schluckte. »Lieber Himmel«, flüsterte er kaum hörbar. »Sie glauben doch nicht etwa, daß sie…«
    Ich schwieg. Er kippte die Hälfte des Whiskys mit einem Schluck,
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