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0426 - Tod im Alligator-Sumpf

0426 - Tod im Alligator-Sumpf

Titel: 0426 - Tod im Alligator-Sumpf
Autoren: Werner Kurt Giesa
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danach sah es hier aus. Aber in all den Jahren, in denen er sich irgendwie durchschlagen und seinen Geschwistern und sich das Überleben sichern mußte, hatte er gelernt, nur praktisch und logisch zu denken.
    Erst das Amulett hatte sein Weltbild ins Wanken gebracht. Und er schaffte es nicht einmal, das verflixte Ding, das Schwierigkeiten anzuziehen schien wie ein Magnet, loszuwerden.
    Aber irgendwie schien es ihn auch zu schützen. Schon einige Male hatte er diese Beobachtung gemacht. Nicht zuletzt bei jener verheerenden Explosion im Krankenhaus, als er fast im Zentrum der Energieentwicklung stand…
    Cascal murmelte eine Verwünschung. Er wollte doch nur seine Ruhe haben, sonst nichts!
    Per Anhalter hatte er seine Flucht fortgesetzt. Ihm war inzwischen klar, daß er seine ursprüngliche Absicht nicht mehr durchführen konnte, nach Baton Rouge zurückzukehren. Seine Geschwister würden sich zwar Sorgen machen, aber solange er immer noch von Zamorra und dem anderen Unheimlichen verfolgt wurde, würde er Angelique und Maurice mit seiner Rückkehr nur in Gefahr bringen. Das durfte nicht geschehen.
    Er hatte mehrmals die Richtung und die Fahrzeuge gewechselt, um seine Verfolger zu irritieren. Zwischendurch hatte er sich auch einmal ein Fahrzeug ›ausgeliehen‹, es dann aber ganz schnell wieder ›zurückgegeben‹, als er feststellte, daß der Wagen als Schmugglerfahrzeug gesucht wurde. Er hatte es vor einer Polizeiwache mit offenen Türen und Hauben geparkt und sich rasch verdrückt. Mit Rauschgift wollte er keinesfalls in Verbindung gebracht werden, und war froh, daß er außer Schalthebel und Lenkrad kaum etwas angefaßt hatte. Wo er Fingerabdrücke hätte hinterlassen können, hatte er sie verwischt.
    Jetzt befand er sich in der Nähe von Crowley, einer mittelkleinen Stadt im Acadia-County. Nur ein paar Kilometer weiter kreuzten sich der riesige Highway 10, eine der großen Straßen, die die USA von einer Küste zur anderen durchquerten, und der Bayou Plaquemine. Daß es hier nicht nur Sümpfe, Mangrovenwälder, Alligatoren und Flamingos gab, sondern auch ausgedehnte Reisplantagen, interessierte Cascal nicht. Für ihn war es nur wichtig, von hier wieder wegzukommen.
    Egal wie, und so schnell wie möglich.
    Denn das Gefühl, beobachtet und verfolgt zu werden, wurde in ihm immer stärker. Es wurde zu einer fast körperlichen Bedrohung. Cascal sah sich immer wieder um, konnte aber keinen Verfolger erkennen. Dabei entging ihm normalerweise nichts.
    Nicht der gelangweilte Tankwart drüben an den Zapfsäulen, der auf seinem Klappstuhl saß, die Füße auf die Lehne eines anderen Stuhls hochgelegt, zeitungslesend und hin und wieder einen Schluck aus einer lauwarmen Dose Coors-Bier nehmend. Nicht der Trucker in seinem ölverschmierten Overall, der am Ende des Platzes versuchte, die Chromteile seines Lastwagens auf Hochglanz zu polieren. Nicht die Mücken, die in aufdringlicher Lästigkeit herumschwirrten und auf alles einstachen, was Blut in den Adern hatte. Nur vor Cascal hielten sie sich seltsamerweise relativ fern.
    Er befand sich auf einem Truck Stop. Ein paar der riesigen Sattelschlepper parkten auf dem weitläufigen Gelände. Es war um diese Tageszeit nicht viel Betrieb. Die meisten Fahrer waren draußen auf den Straßen unterwegs. Erst gegen Abend würden sie die Rastplätze ansteuern, um zu essen, zu schlafen, zu erzählen und unter Umständen auch zu feiern -einen Grund für ein Fest konnte man an jedem beliebigen Haar herbeiziehen.
    Aber am Abend wollte Cascal schon längst nicht mehr hier sein.
    Pkw standen nicht hier, aber wer würde schon darauf kommen, daß er mit einem Truck verschwand? Seine Verfolger sicher nicht.
    Er glitt an dem riesigen Auflieger vorbei, der auf eine kaffeebraune Zugmaschine gesattelt war. Peterbilt, stand an der gewaltigen, langen Motorhaube. Hinter der typisch kleinen Fahrerkabine schloß sich eine durchaus große Kiste an, eine Schlafkabine, deren äußere Abmessungen darauf hindeuteten, daß es im Innern durchaus komfortabel zuging. Das war etwas, das Cascal gefiel. Er betrachtete die Bemalung an der Seitenwand der Schlafkabine. In perfekter Airbrush-Technik eines unbekannten Künstler-Genies zeigte sich dem Betrachter eine lebensechte Dschungellichtung um einen Fluß herum; auf dem Fluß schwamm ein freundlich grinsender Alligator mit einer Rose zwischen den Zähnrn; auf dem Alligator ritt ein schönes, nacktes Mädchen, und in geschwungener Metallic-Schrift glänzte es Cascal
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