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0426 - Tod im Alligator-Sumpf

0426 - Tod im Alligator-Sumpf

Titel: 0426 - Tod im Alligator-Sumpf
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Sekundenlang fragte er sich erschrocken, warum er von der abstürzenden Maschine nichts gesehen und nichts gehört hatte, ehe sie aufschlug.
    Und die Worte eines Mannes fielen ihm ein, der aus dem Vietnamkrieg zurückgekommen war, schwerverwundet und noch schwerer verbittert, und der ihm erzählt hatte: »Solange du die Geschosse pfeifen hörst, treffen sie dich nie. Aber die Granate, die du nicht hörst, ist die, die dich erwischt.«
    Er hatte das Flugzeug nicht gehört, wie es herab kam.
    ES WAR AUF DICH GEZIELT, OMBRE! schrie etwas in ihm. Es sollte dich töten!
    Der Wahnwitz dieses Gedankens wurde ihm zunächst gar nicht so recht klar. Er spürte immer noch die Pistolenmündung im Nacken, hörte die Frau ihren Befehl schreien und hoffte nur, daß sie nicht so erschrak, daß sie abdrückte. Das feurige Inferno blieb zurück, und Cascal fuhr den Truck immer noch, aber da brüllte die zweite Explosion auf. Das Tanklager der Rast- und Tankstelle mußte soeben in die Luft gesprengt sein.
    Er wagte es nicht, einen Blick in den Rückspiegel zu werfen.
    Er war schon auf dem Highway-Zubringer, und jetzt endlich, als er sicher war, daß die Flammen ihnen nicht mehr folgten, fuhr er langsamer: Der Druck in seinem Nacken war fort.
    Die Frau mit der Pistole war neben ihm, ließ sich auf den leeren Beifahrersitz fallen. »Halt an«, keuchte sie verzweifelt und starrte in den rechten Außenspiegel. »Halt doch endlich an, Mann!«
    Da bremste er, und irgendwie brachte er den riesigen Sattelschlepper am Fahrbahnrand, noch vor der Einfahrt in den vierspurigen Highway, zum Stehen.
    Jetzt warf er auch einen Blick zurück.
    Über dem Truck Stop-Gelände tobte sich die Feuerhölle aus. Wehe dem, der in unmittelbarer Nähe der Katastrophe gewesen war. Der Tankwart, der Fahrer, der die Chromteile seines Lastwagens poliert hatte, die Leute im Restaurant…
    Die Frau warf die Pistole auf die Ablage vor dem Fenster. Langsam wandte sie sich um und sah Cascal an.
    Er erwiderte ihren Blick.
    Er hatte Mühe, seine Verblüffung zu überwinden. In einem Truck hatte er eine Frau, die keinen Faden am Leib trug, am wenigsten erwartet.
    »Danke«, sagte sie leise. »Danke, du verdammter Gangster. Ich glaube, du hast uns beiden das Leben gerettet…«
    ***
    Cascal schwieg. Er wußte auch nicht, was er sagen sollte. Ungläubig staunend betrachtete er die splitternackte Frau neben ihm, die keinen Versuch machte, ihre Blößen vor ihm zu verbergen. Sie hatte eine unverschämt gute Figur, grüne Augen und eine schwarze, wilde Löwenmähne. Goldene Ohrringe schimmerten.
    Sie bewegte sich, griff nach dem Mikrofon des CB-Funkgerätes und schaltete das Gerät ein, wählte einen Kanal. »Louisiana-Lady an alle, die mich hören können. Mayday, Mayday. Das ist kein Scherz. Gerade ist der Truckstop bei Crowley in die Luft geflogen. Vermutlich Flugzeugabsturz. Mayday! Schickt Feuerwehr und Rettungswagen, schnell!«
    Cascal starrte sie immer noch an.
    Seine Erziehung sagte ihm, daß es mehr als unhöflich sei, eine nackte Lady so anzustarren, wie er es tat.
    Aber er war wie gelähmt. Alles war zu schnell gegangen. Das Gefühl, das ihn gedrängt hatte, vom Truck-Stop-Gelände zu verschwinden, weil ihm Gefahr drohte… daß diese Gefahr so entsetzlich groß und kompromißlos tödlich war, ließ ihn nachträglich zutiefst erschauern und bis auf den Grund seiner Seele frieren. Erinnerungen wurden wach… jene Sumpflichtung bei Baton Rouge, wo erstmals der unheimliche Fremde auftauchte und der Asiate in einem Feuerblitz verbrannte. Die Explosion in dem Stadlkrankenhaus in Miami. Die Feuerhölle, die der Unheimliche im Parkdeck auf Ombre losließ. Der Blaugesichtige, der Blitze aus seinen Händen schleudern konnte. Der andere, der etwas aus dem Auto holte, in dem der Blaugesichtige verbrannte… immer war Feuer im Spiel. Immer wieder.
    Durch die Erinnerungsbilder schälte sich wieder der schlanke Körper der jungen Frau, die nach Hautfarbe und Gesichtsschnitt eine Kreolin zu sein schien. Sie sprach noch immer in das Mikrofon. Und als sie den Namen ›Louisiana-Lady‹ erwähnte, erinnerte Cascal sich an die Bemalung der Schlafkabine des Lastzuges. An den Schriftzug, und an das nackte Mäd chen auf dem Alligator. Die Ähnlichkeit mit dieser Frau war verblüffend.
    Endlich hängte sie das Mikrofon wieder in die Halterung. Die Pistole rührte sie nicht mehr an.
    Danke, du verdammter Gangster. Ich glaube, du hast uns beiden das Leben gerettet, erinnerte er sich an ihre
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