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0426 - Tod im Alligator-Sumpf

0426 - Tod im Alligator-Sumpf

Titel: 0426 - Tod im Alligator-Sumpf
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Straßenrand. Beschwor man Vassago, vermochte der Dämon auf der spiegelnden Wasseroberfläche und in ihrer Tiefe darunter das zu zeigen, was man ihm abverlangte.
    Vassago diente zwei Herren, dem Guten ebenso wie dem Bösen. Lieber indessen nahm er sich des Guten an, denn seit dem Sturz Luzifers, welchen er als Gefolgsmann des abtrünnigen Erzengels in die Höllentiefen mitmachen mußte, hoffte er, eines Tages wieder erhöht werden zu können. Vassago, dritter Geist der höllischen Scharen und Herr über 26 Legionen niederer Geister, wollte sich mit dem Dasein als böser Dämon niemals endgültig abfinden.
    Und jetzt kam er!
    Aus der Tiefe des Bayous tauchte er auf!
    In seinem Äußeren glich er dem zweiten Geist Agares. Er hatte dir Gestalt eines alten Mannes, und er näherte sich Asmodis auf einem Alligator reitend. Die Panzerechse schnob und knurrte, als sie die Wasseroberfläche durchbrach und mit einem Satz an Land kam. Der riesige schuppige Schwanz des gewaltigen braungrünen Ungeheuers mit den tückischen Augen, die bei Dunkelheit rot zu glühen vermochten, peitschte wild hin und her.
    »Asmodis«, sagte Vassago. »Es gefällt mir nicht, wozu du meinen Zau ber mißbrauchtest.«
    »Mißbraucht?« Asmodis lachte heiser auf. »Vassago, ich habe mich deines Zaubers bedient, wie es jeder tut, der die Beschwörungsformel und dein Sigill kennt!«
    »Der du dich Sid Amos nennst und deinen Bruder im Licht vertrittst«, sagte Vassago. »Du hast meine Kunst benutzt, um dich primitiver Rache hinzugeben und einen Menschen zu vernichten. Das ist nichts, wobei ich dir zu helfen willens war. Du hast mich betrogen.«
    Abermals lachte Asmodis. »Was geht’s dich an? Wenn ich mir dein Brotmesser leihe, fragst du auch nicht danach, ob ich mir damit die Fingerkrallen stutze oder jemandem die Kehle durchschneide!«
    »Und doch ist es nicht dasselbe«, wehrte sich Vassago. »Ich verbiete dir, meinen Zauber noch einmal zu solch üblen Zwecken zu mißbrauchen.«
    »Üble Zwecke… ich fasse es nicht«, murmelte Asmodis. »Der Alte ist wahnsinnig geworden. Vassago, nennst du es keinen üblen Zweck, wenn sich Zamorra oder einer seiner Mitstreiter deines Spiegelzaubers bedient, um Dämonen, die deinesgleichen sind, in tödliche Fallen zu locken und sie heimtückisch zu ermorden?«
    Vassago hob die Brauen. Sein Reit-Alligator schnappte spielerisch nach Asmodis’ Fuß. Der trat dem Schuppentier kräftig vor die lange Schnauze. Der Alligator knurrte wütend und zuckte wild. Um ein Haar hätte er seinen Reiter abgeworfen, aber er verhielt sich danach ruhig.
    »Seit wann bist du so um Höllenbewohner besorgt?« fragte Vassago spöttisch. »Selbst als du noch Fürst der Finsternis warst, war es dir egal. Stammt nicht der Spruch ›Mit Schwund muß man rechnen‹, von dir, Asmodis, der du dich Sid Amos nennst und deinen Bruder im Licht vertrittst? Denn du bist nicht mehr der Fürst der Finsternis, du hast die Hölle verlassen, bist zum Verräter an ihr geworden.«
    »Das mußt gerade du sagen, der Wasser nach beiden Seiten trägt«, fauchte Asmodis wütend.
    »Ich sage es, denn bei mir weiß jeder, woran er ist. Bei dir aber… zweifle ich sogar, ob Luzifer weiß, was du wirklich planst. Ich verbiete dir ein letztes Mal, meinen Zauber zu mißbrauchen. Tust du es dennoch, werde ich dich zur Rechenschaft ziehen.«
    »Mich?« Asmodis lachte entgeistert. »Du mich? Übernimmst du dich nicht ein wenig?«
    »Du bist nicht mehr der Fürst der Finsternis. Du bist ein Verräter ohne Macht und Einfluß«, erinnerte Vassago fast sanft, wie es seine Art war. Sein Reit-Alligator wendete, und Augenblicke später versank der seltsame Dämon wieder in den Fluten des Bayous.
    Asmodis sah ihm aus großen Augen nach. Es war eines der ganz wenigen Male, in den vielen Jahrtausenden seines Lebens, daß Asmodis sprachlos war…
    ***
    Der Mann, der die Unterhaltung zwischen Asmodis und Vassago heimlich belauscht hatte, zog sich leise zurück.
    Es war ihm nicht schwergefallen, Asmodis’ Standort zu erreichen. Die magische Kraft, die der Abtrünnige eingesetzt hatte, war kaum zu übersehen gewesen. Leonardo de Montagne wußte jetzt, was geschehen war, ohne daß ein Wort darüber gefallen war. Asmodis hatte diesen Ombre, den Schatten, angegriffen und glaubte ihn vernichtet zu haben.
    Leonardo deMontagne war davon nicht überzeugt.
    Immerhin hatte der Schatten selbst ihm einige Male erfolgreichen Widerstand entgegengesetzt. Und wenn sein Amulett auch nur annähernd so
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