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0122 - Nachts, wenn der Todesbote kommt ...

0122 - Nachts, wenn der Todesbote kommt ...

Titel: 0122 - Nachts, wenn der Todesbote kommt ...
Autoren: Hans Wolf Sommer
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Ein Mann war in ihr Zimmer getreten, der sie mit brennenden Augen anstarrte. Das Gesicht des Mannes war so bleich wie das eines Toten. Und genauso ausdruckslos.
    »Nicole Duval«, sagte der Mann mit tonloser Stimme, »ich bin gekommen, um dich zu töten!«
    Nicole glaubte zu träumen. Sie kniff die Augen zusammen, öffnete sie wieder. Aber der Spuk war nicht verflogen. Der unheimliche Besucher stand nach wie vor in der Balkontür, kam jetzt mit langsamen, seltsam steifen Schritten auf ihr Bett zu.
    Ein Würgen stieg in Nicoles Kehle auf. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen. Sie, war von Natur aus kein ängstlicher Mensch. Dieser Unbekannte jedoch jagte ihr Schauder des Entsetzens den Rücken hinunter.
    »Wer… wer sind Sie?« stammelte sie.
    Der Mann antwortete nicht. Wie ein Roboter stakste er weiter auf Nicole zu.
    Nicole gelang es jetzt, die lähmende Starre zu überwinden, die Besitz von ihrem Körper ergriffen hatte. Mit einem Satz war sie aus dem Bett. Sie wollte zur Schlafzimmertür huschen, wollte raus aus diesem Raum, in den das Entsetzen eingekehrt war. Aber das schaffte sie nicht.
    Der Mann wurde auf einmal schnell. Er setzte ihr nach, schnitt ihr den Weg ab.
    Nicole wollte ihm ausweichen, geriet dabei ins Straucheln. Der Tigerfelläufer unter ihren Füßen rutschte weg, und sie konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten. Sie stürzte auf den Fußboden und blieb hilflos liegen.
    Der Eindringling stand vor ihr, sein Gesicht eine starre Maske, in dem nur die Augen zu leben schienen. Augen, die keine Gnade kannten.
    Jetzt beugte er sich vor. Seine Hände zuckten nach vorne. Seine Finger spreizten sich ab, wirkten wie die Krallen eines blutgierigen Raubtieres.
    Nicole schrie.
    »Hilfe! Cheeeffff!«
    Ihr Schrei, in den sie alle Kraft legte, gellte durch das Schlafzimmer und drang hinaus in den Korridor. Trotzdem gab sich Nicole keinen Illusionen hin. Château de Montagne war groß. Die Chancen, daß Professor Zamorra oder der Butler Raffael ihren Hilferuf hörten, waren nicht sehr groß.
    Die Hände des unheimlichen Besuchers griffen nach ihr, schlossen sich um ihren Hals.
    »Bitte«, röchelte Nicole, »lassen Sie…«
    Ihre Stimme erstarb unter den erbarmungslosen Händen des Eindringlings.
    Nicole strampfelte verzweifelt, versuchte, sich aus der tödlichen Umklammerung zu lösen. Aber sie hatte den überlegenen Körperkräften ihres Widersachers nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen. Sie bekam keine Luft mehr. Ihre Abwehrbewegungen wurden schwächer und schwächer.
    »Chef!« schrie sie in Gedanken. »Oh, Chef!«
    Dann wurde ihr schwarz vor den Augen.
    ***
    »Du gehst noch mal weg, Daddy?«
    Luke Giordano lächelte seiner Tochter zu. »Ja, mein Schatz, ich habe noch eine Besprechung mit zwei… Geschäftsfreunden. Wird nicht lange dauern.«
    Robertas volle Lippen formten einen Schmollmund. »Ach, du immer mit deinen dummen Geschäften. Um was geht’s denn? Wieder ein Grundstück?«
    »Ein Grundstück, ja«, erwiderte Giordano.
    Seine Tochter hielt ihn für einen Grundstücksmakler, ahnte nicht das geringste von seinem wahren »Beruf«. Und dabei sollte es auch bleiben. Luke Giordano liebte Roberta abgöttisch. Und er wußte, daß sie diese Liebe voll und ganz erwiderte, besonders nach dem tragischen Tod ihrer Mutter. Sie sah in ihm einen ehrenwerten, erfolgreichen Geschäftsmann. Niemals würde sie es verwinden können, wenn sie erfuhr, daß er in Wirklichkeit sein Geld auf eine alles andere als ehrenwerte Art und Weise verdiente. Um sie nicht auf falsche Gedanken kommen zu lassen, hatte er sogar ein Büroapartment in Manhattan gemietet, in dem er sich ab und zu von ihr besuchen ließ. So hatte er es geschafft, daß sie immer noch kein Mißtrauen hegte, obwohl sie inzwischen eine intelligente junge Frau geworden war, der man so leicht nichts vormachen konnte.
    »Bis nachher also«, sagte er und winkte ihr zu. Dann verließ er den Living-room und kurz darauf auch die Wohnung.
    In der Tiefgarage stieg er in seinen Chevy und fuhr los.
    Die Rush-hour New Yorks nahm ihn in Empfang. Selbst hier im Norden von Queens, einer der bevorzugten Wohngegenden der Stadt, waren die Straßen voll von Autos, die sich mühsam ihrem Ziel entgegenquälten. Luke Giordano fädelte sich in den zähfließenden Verkehr ein. Er brauchte fast anderthalb Stunden, um die Perry Street in Greenwich Village zu erreichen. Hier wohnte Kevin Plant, einer seiner beiden Komplizen bei der Eastern-City-Bank-Sache, mit denen er sich verabredet
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