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0425 - Asmodis jagt den Schatten

0425 - Asmodis jagt den Schatten

Titel: 0425 - Asmodis jagt den Schatten
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Haus betreten. Sein Eingang ist offen. Dann werden wir sehen, was sich im Keller befindet.« Er musterte die Schilder am Klingelbrett neben der weit offen stehenden Eingangstür und versuchte die Anzahl der Namen mit der geschätzten Zahl der Wohnungen in Einklang zu bringen. Demnach mußten selbst die Kellerräume als Wohnungen Verwendung finden. Immerhin - billiger Wohnraum mußte auch in Baton Rouge knapp sein, und wer lagerte hier schon Kohlen ein, wenn man das ganze Jahr über ohnehin nicht zu heizen brauchte?
    Das Amulett warnte immer noch vor der Schwarzen Magie. Aber inzwischen konnte Zamorra sie deutlicher abschätzen. Es war tatsächlich eine Art Absperrung. Sie umfaßte einen Teil des Kellers.
    Gegenüber öffnete sich eine Wohnungstür. Ein breitschultriger Mann und ein etwas jüngerer, beide kreolische Typen, traten ins Freie. Vermutlich Vater und Sohn. Als sie Zamorra und Nicole sahen, stutzten sie. Für hiesige Verhältnisse sahen der Parapsychologe und seine Lebensgefährtin einfach zu gepflegt aus; sie paßten nicht hierher. Entsprechend war das Mißtrauen, das ihnen entgegenschlug.
    »Wer seid ihr? Was wollt ihr hier?« fragte der Ältere stirnrunzelnd.
    Zamorra sah keinen Grund, ihm nicht zu antworten, wenngleich die Sache dadurch wahrscheinlich etwas kompliziert wurde. Aber wenn er in den Keller hinunter ging und den beiden Hausbewohnern das nicht gefiel, konnte es Ärger geben. »Ich bin Zamorra, das ist meine Begleiterin. Wir suchen einen Mann namens Ombre«, sagte er.
    »Viele Leute suchen den Schatten«, erwiderte der Ältere. »Und du siehst nicht gerade aus, als wolltest du ihm eine elektrische Eisenbahn schenken, Mann.«
    »Er wohnt also hier?« fragte Zamorra weiter. »Da unten, im Keller?«
    Die Reaktion war verblüffend.
    »Packen wir ihn uns und schmeißen ihn raus«, sagte der Ältere. Die beiden Kreolen walzten auf Zamorra los. Sie schienen von derselben Loyalität zu Ombre zu sein wie die Typen, mit denen Zamora sich damals hatte prügeln müssen.
    »Lenk sie ab, Nici«, sagte er, flankte über das Treppengeländer und war schon auf dem Weg nach unten.
    ***
    Daß der Besenstiel einfach so zersplitterte, ging nicht mit rechten Dingen zu. Angeliques Augen wurden groß. Asmodis riß die Tür auf und schritt über die Reiskörner einfach hinweg.
    So viel also zu den alten Überlieferungen, dachte sie, oder zu der Vorstellung, er sei tatsächlich der Teufel… und da platzte es aus ihr heraus, ihn mit einem »Grüß Gott« zu bedenken.
    Er blieb stehen, als sei er vor eine Wand gelaufen. Sein Gesicht verdunkelte sich. Für Sekundenbruchteile sah sie ihn wieder wie auf einem Foto mit Doppelbelichtung; sah das Diabolische ihn ihm. Aber es war anders als bei ihrem Blick durchs Schlüsselloch. Gerade so, als besaß Asmodis viele Gestalten…
    Ein dumpfer Knurrlaut kam aus seiner Kehle. Er machte einen Schritt zurück, als sei er geschlagen worden. Dann blitzte es in seinen Augen wild auf.
    »Du solltest mich nicht reizen«, fauchte er. »Meine Geduld ist nicht sonderlich groß.« Er hob die Hand, holte aus, um ihr einen Schlag zu versetzen.
    Aber irgend etwas hinderte ihn daran.
    »Verschwinde«, sagte sie. »Laß uns in Ruhe. Wir haben nichts mit dir zu schaffen. Vade reto, satanas. Apage!«
    Sie sah, wie er auf die lateinischen Worte, die sie mal im Religionsunterricht aufgeschnappt und sich gemerkt hatte, weil sie ihr so interessant vorkamen, reagierte. In der Tat wich er wieder ein paar Schritte zurück. Dann aber straffte er sich. »Es reicht, du Göre«, zischte er wütend. Mit zwei Fingern deutete er auf sie. Wie schon bei seinem ersten Eindringen, wurde sie von einer unsichtbaren Faust gepackt und durch die Luft gestoßen, auf die Tür ihres Zimmers zu. Sie flog hindurch bis aufs Bett. Krachend schloß die Tür sich. Ein Schlüssel drehte sich herum.
    Sie sprang wieder auf, war mit einem Satz an der Tür. Auf dem Korridor hörte sie Maurice. Er mußte wieder in seinen Rollstuhl gestiegen und zur Tür gefahren sein. »Was soll der Lärm? Sie schon wieder, Mister? Hauen Sie ab, oder…«
    »Oder was?« fragte Asmodis gefährlich leise. »Ich habe das Gefühl, daß ihr beide eine dickere Lippe riskiert, als ihr euch leisten könnt. Ihr braucht einen Dämpfer.«
    Angelique versuchte, die Tür zu öffnen. Es ging nicht. Mit einer Haarnadel tastete sie nach dem im Schloß steckenden Schlüssel, begann ihn zu bewegen. Dieser Asmodis sollte nicht glauben, daß er sie so einfach kaltstellen
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