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0410 - Tödliche Perücken

0410 - Tödliche Perücken

Titel: 0410 - Tödliche Perücken
Autoren: Jason Dark
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ist es der letzte.«
    »Schade.«
    »Komm, Duffy, du musst auch wieder ran. Deine Zeitung schenkt dir nichts.«
    Duffy hob sein Glas. »War trotzdem nett, dass du an mich gedacht hast, alter Junge.«
    »Wozu hat man Bekannte? Und du bist nun mal einer der besten Gerichtsreporter gewesen. Schade, dass du heute nur noch freiberuflich tätig bist.«
    »Ja, ja.« Duffy strich durch sein Haar. »Ich möchte dich aber noch warnen, Bill. Du hast dich da auf ein Gebiet begeben, bei dem die meisten Betroffenen sehr zurückhaltend und sensibel reagieren.«
    Der Reporter stellte das Glas weg. Er hatte es sich in einem Schwenksessel gemütlich gemacht. Duffy saß ihm in einem ähnlichen Sessel gegenüber. Beide wurden vom Feuer eines Kamins angestrahlt. Es war eine winterliche Wohltat, die sie genossen, obwohl das Thema, über das sie gesprochen hatten, mehr als brisant gewesen war.
    »Gut, Duffy, du hast Recht. Im Prinzip. Aber ich schreibe an einer Serie, die sich mit Fällen aus der Vergangenheit beschäftigt. Man hat mir den Job angeboten, und diese Arbeit macht mir einfach Spaß. Ich muss eben nur viel recherchieren. Die Fälle selbst sind offiziell abgeschlossen.«
    »Aber nicht vergessen.«
    Bill runzelte die Stirn. »Meinst du, dass sich noch einige Leute daran erinnern?«
    Duffy lachte. »Und wie die sich erinnern werden! Die springen dir mit dem nackten Hintern ins Gesicht, wenn du wieder den alten Schlamm aufrührst. Vieles ist nicht aufgeklärt worden. Man hat die Dinge lieber in Aktenschränken verschimmeln lassen, bevor es irgendwelchen Ärger mit hochgestellten und beziehungsreichen Persönlichkeiten gab. Daran solltest du immer denken, Bill.«
    »Ich werde vorsichtig sein.«
    Duffy grinste. »Auch beim Fahren. Fünf Whisky, dann das Wetter, der Weg ist lang.«
    »Weiß ich. Aber ich habe die Getränke auf drei Stunden verteilt. Außerdem bin ich mit der U-Bahn gekommen und fahre auch wieder mit ihr zurück.«
    »Kein Taxi?« wunderte sich Duffy.
    Bill lehnte sich zurück und leerte das Glas. »Du hast die Station doch dicht vor der Tür. Ich fahre gern mit der Tube. Sie erinnert mich immer an meine Jugendzeit. Das Rauschen törnt an.« Bill schaute auf die Uhr. »Es wird Zeit.«
    Duffy grinste. »Geändert hast du dich nicht, Bill. Bist wie früher.«
    »Du ja auch. Immer noch Junggeselle?«
    »Ja.«
    »Auch sonst unbeweibt?«
    »Ja. Wenn es was zu besorgen gibt, sage ich meiner Tochter Bescheid. Die holt mir alles. Sie ist inzwischen verheiratet und hat zwei Kinder. Süße Geschöpfe.« Die Augen des alten Reporters begannen zu strahlen.
    »Du und Großvater?«
    »Ja, warum nicht?«
    »Dann verwahrst du die Kinder auch?«
    Duffy holte tief Luft. »Reden wir über ein anderes Thema,« sagte er und griff noch einmal zur Flasche.
    Bill winkte ab. »Nein, das ist genug gewesen.« Innerlich lachte er.
    Es war wirklich schwer, sich vorzustellen, dass Duffy, der alte Weiberheld und Schwerenöter, mittlerweile Großvater geworden war. Aber so verging die Zeit. Dass er eine Tochter hatte, war Bill bekannt. Sie stammte aus einer früheren Verbindung mit einer polnischen Gräfin. So jedenfalls hatte Duffy sie damals bezeichnet.
    Kennen gelernt hatte Bill sie nicht mehr. Es war vor ihrer Bekanntschaft gewesen.
    Der Reporter stand auf. Auch Duffy erhob sich. Er brachte Bill zur Garderobe. Bill schlüpfte in seinen neuen Wintermantel und verabschiedete sich.
    »Wenn ich etwas Neues gefunden habe, rufe ich dich an, Duffy. Okay?«
    »Klar.«
    Bill wurde bis zur Haustür begleitet. Als er sie aufzog, peitschte ihm der Schneeregen ins Gesicht. Duffy zog sichschnell zurück.
    »Das ist nicht mein Wetter. Soll ich dir nicht doch einen Wagen rufen?«
    »Nein, die paar Schritte gehe ich schon zu Fuß. Vielen Dank noch mal für den Whisky und die Informationen.«
    »Gern geschehen.«
    Bill stellte den Kragen hoch und machte sich auf den Weg zur Station. Er lief schnell. Von links kam ein Wagen, als er die Straße überquerte. Er war noch weit weg und rauschte, als Bill die andere Seite erreicht hatte, mit schmatzenden Reifen an dem Reporter vorbei.
    Lampen säumten Bills Weg. Durch die Lichtinseln peitschte der steife Wind die Schleier aus Schnee und Regen. Bill ging noch schneller und erreichte bald den Zugang zur Station. Er mochte diese unpersönlichen U-Bahn-Stationen nicht. Hier wirkte alles kalt und abweisend.
    Der Reporter strich seine feuchten Haare zurück und löste am Automaten ein Ticket. Ein Blick zum Fahrplan. In sechs
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